Am Freitag hat sich der deutsche Bundeskanzler ein Herz gefasst und nach zweijähriger Sendepause Wladimir Putin angerufen. Mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten werden die Machtverhältnisse auf der Welt neu geordnet. Trump will den Ukraine-Krieg beenden und bespricht das bereits mit Putin höchstselbst. Plötzlich scheint auch Olaf Scholz wieder ein guter Draht zum russischen Präsidenten wichtig. Immerhin geht es um enorme wirtschaftliche Interessen.
Umso interessanter erscheint Österreichs gegenteiliger Weg. In der Diplomatie gehen wir runter vom rechten Gas-Pedal. Jenes Land, das unter Kreisky als neutraler Joker die Weltbühne bespielt hatte, setzt auf Konfrontation mit Russland. Und rechtfertigt die Mitfinanzierung von EU-Waffenlieferungen mit angeblicher politischer Neutralität. Selbst Politiker ehemals friedliebender Parteien klatschen Beifall. Mehr noch: Sie finden die Beteiligung am NATO-dominierten Anti-Russland-Waffensystem Sky Shield, das uns Milliarden kostet und mit der Türkei verbindet, großartig.
Reserven müssen über Winter bringen
Die jüngste Eskalation: Nach einem Schiedsspruch haben wir, anstatt die Diplomatie zu bemühen, die Gas-Zahlungen an Russland eingefroren. Die erwartbare Reaktion: Russland hat den Gashahn abgedreht. Spannend wird sein, ob die Reserve in den Gasspeichern ausreicht, um uns über den Winter zu bringen und die Energiepreise unten zu halten. De facto riskieren wir gerade sehr viel. Mitten in der längsten Rezession der Zweiten Republik.
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