Ein Weihnachtsmärchen: Charles Dickens’ alter Wucherer Mr. Scrooge hat in den Kammerspielen seinen unterhaltsamen Auftritt in neuer, attraktiver Gestalt.
Nur eine Frage lässt der sonst makellos liebenswerte und unkomplizierte Abend offen: Warum? Warum ist Dickens’ unsterblicher Wucherer Scrooge in den Wiener Kammerspielen eine Frau? Neuzeitliche Inklusionsbestrebungen können es nicht sein: Dass eine Frau, statt sich eine Familie anzuschaffen, auf dem Karriereweg frustriert und gemein wird, ist ja nicht die uns abverlangte Erkenntnis der Stunde.
Andererseits wird mittlerweile auch schon die Schreibung „Einbrecher und Einbrecherinnen“ als emanzipatorischer Durchbruch im Segment der Eigentumskriminalität gefeiert. Also lautet die Antwort auf die Frage einfach: Warum nicht? Warum nicht „Christmas Carol“ gekonnt adaptieren wie der Regisseur Werner Sobotka und sein Kompagnon Niklas Doddo?
Vor allem, wenn man eine fabulöse Titeldarstellerin wie Maria Köstlinger zur Verfügung hat. Erst ins Jahr 1965 und dann zurück bis in die Nachkriegszeit versetzt, durchläuft sie sehenswert die geforderten Phasen der Läuterung. Eine attraktive Frau, auf die ein ergiebigeres Leben wartet als auf den geläuterten Knicker des Originals: Das geht sehr gut auf, zumal André Pohl, Paula Nocker, Susanna Wiegand, Paul Matic, Markus Kofler, Martina Stilp und (wirklich) alle anderen ein tadelloses Ensemble formieren.
Auch ist das, was Sobotka und sein Ausstatter-Team (Judith Leikauf/Karl Fehringer) auf die winzige Bühne zaubern, mehr als gelungen: Was den beengten Verhältnissen da an Effekten und minutenschnellen Umbauten abgerungen wird, ist allerhand. Nur der Einsatz der Gesichtsmikrofone erscheint angesichts der Dimensionen etwas übervorsorglich.
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