„Habe nichts zu sagen“

Iranischer Aktivist nähte sich die Lippen zu

Ausland
17.11.2024 17:46

Ein iranischer Menschenrechtsaktivist hat sich aus Protest die Lippen zugenäht. „Vielleicht ist es ein Denkanstoß“, schrieb Hossein Ronaghi auf der Plattform X zu einem Foto, das ihn mit blauen, zugenähten Lippen zeigt. Er habe der Diktatur und Tyrannei in seinem Land nichts zu sagen.

Es sei nicht die Zeit für Worte, sondern für Taten, schrieb Hossein Ronaghi (39) am Samstag auf der Plattform X. „Ich akzeptiere kein Schweigen, ich akzeptiere keine Ungerechtigkeit, ich lasse keine Angst vor der Konfrontation mit diesen Tyrannen in mein Herz und ich werde den Iran nicht verlassen.“

In dem dazugehörigen Video auf der Plattform X spricht der Aktivist unter anderem über die Unterdrückung von Frauen sowie die Inhaftierungen und Hinrichtungen von politischen Gegnerinnen und Gegner in seinem Land. Niemand sollte für das Äußern von seiner oder ihrer Meinung eingesperrt werden, Protest sei das Recht jeder Bürgerin und jedes Bürgers.

Hier sehen Sie das Posting von Hossein Ronaghi.

Iraner sollen nicht gleichgültig sein
Dennoch liebe er den Iran und sein Volk „von ganzem Herzen“, er werde mit seiner Seele Widerstand leisten und kämpfen. Auch die Iranerinnen und Iraner sollten nicht gleichgültig sein. „Denkt nicht, dass ihr sicher seid, wenn ihr den Kopf senkt und euch nur um eurer eigenes Leben kümmert.“ Er wünsche sich, dass die Bevölkerung eines Tages aufwache und die Sklaverei überwinde, schrieb Ronaghi.

Wenige Stunden später postete er ein Foto, auf dem er mit blauen, zugenähten Lippen und einem ernsten, nachdenklichen Gesichtsausdruck zu sehen ist. In der Kommentarspalte zeigen sich einige Userinnen und User besorgt, raten dem Aktivisten, auf sich Acht zu geben und nicht zu vergessen, dass sein Leben wertvoll sei. Andere stellen die Protestaktion infrage und fordern Beweismaterial wie ein Video des Zunähens.

Ronaghi gilt als einer der einflussreichsten Kritiker, die sich noch im Land befinden. Der 39-Jährige saß für seine politische Überzeugung schon mehrfach im Gefängnis. Bei der landesweiten Protestwelle 2022 kam er wieder ins Gefängnis und startete einen Hungerstreik. Ronaghi werden unter anderem „Verbreitung von systemfeindlicher Propaganda“, „Beleidigung des Religionsführers und des Präsidenten“ sowie die Mitgliedschaft in einer illegalen Computer-Gruppe vorgeworfen. Er gibt an, in Haft gefoltert worden zu sein, und keine nötige medizinische Behandlung erhalten zu haben.

Viele andere iranische Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler haben inzwischen das Land verlassen. Erst am Mittwoch nahm sich der Aktivist Kianush Sanjari in Teheran das Leben.

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