Die Thürnlhof-Siedlung in Wien-Simmering hat mehr Einwohner als Mieter: Egal, wie oft man es wegräumt – unter den Parkplätzen errichten Obdachlose immer wieder ein Lager. Wiener Wohnen kennt das Problem, sieht sich wegen der baulichen Umstände jedoch außerstande, grundsätzlich etwas zu ändern.
Matzratzen, Decken, Pölster Essensreste, Dinge des täglichen Bedarfs und sogar Plüschtiere: Unter einem Parkdeck der Thürnlhof-Siedlung in Simmering, mit insgesamt rund 6800 Einwohnern einer der größten Gemeindebau-Anlagen von Wien, haben Obdachlose Quartier bezogen – und beanspruchen den Platz für sich: Immer wieder lässt Wiener Wohnen das Lager entfernen, immer wieder kommen die Obdachlosen zurück.
Absperrungen gefordert
Schon im Sommer, dann wieder im September und zuletzt am 5. November ließ Wiener Wohnen das improvisierte Bettenlager entfernen. Eine Woche später sah alles wieder aus wie vor der Räumung. Die Mieter im Gemeindebau versuchen Abstand zu halten, mehrere der Obdachlosen haben auch Hunde bei sich. Der Simmeringer Landtagsabgeordnete Wolfgang Kieslich hat sich der Sache angenommen. Er fordert bauliche Maßnahmen – wie sie bei der Wohnhausanlage gegenüber schon installiert sind.
Schnelles Bauen der 1960er rächt sich
Wiener Wohnen kennt den Wunsch nach Absperrungen, doch kann ihn laut eigener Aussage nicht erfüllen: Die Siedlung war eine der ersten von schnell hochgezogenen Plattenbauten in der Stadt – ein Erbe mit baulichen Problemen bis heute. Im konkreten Fall hat die Baupolizei das Zumauern der Fläche verboten, weil die Unterkonstruktion des Parkdecks jederzeit für Kontrollen einsehbar bleiben muss. Eine Teilabdeckung, so glaubt Wiener Wohnen, würde den Ort als Schlafplatz wiederum umso attraktiver machen.
Schnelles Handeln der zuständigen Stellen ist nötig, damit die Bewohner wieder in Ruhe und Sicherheit leben können.
Landtagsabgeordneter Wolfgang Kieslich (FPÖ)
„Ausnahmslos immer wieder die Polizei verständigen“
Was an die Bewohner bisher offenbar nur unzureichend kommuniziert wurde: Wiener Wohnen ist wegen des Problems laut eigenen Angaben „in engem Austausch mit der Grätzelpolizei, um den Druck durch verstärkte Präsenz und Kontrollen durch die Exekutive zu erhöhen.“ Man ersuche Mieter dringend, in den beschriebenen Fällen „ausnahmslos immer wieder die Polizei zu verständigen“. Die stehe auch mit karitativen Einrichtungen in Kontakt und könne so am besten die nötigen Schritte veranlassen.
Bisher wollten die Obdachlosen die Angebote der Stadt für Notschlafstellen und andere Quartiere offenbar nicht in Anspruch nehmen. Wiener Wohnen hofft auch, dass die sinkenden Temperaturen die Menschen davon überzeugen, dort besser aufgehoben zu sein – und dass sich die Bewohner der Thürnlhof-Siedlung damit wieder ohne mulmiges Gefühl in ihrer Gemeindebau-Anlage bewegen können.
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