Welle des Mitgefühls
Beide verloren ein Bein: Bostoner Paar rührt USA
Irgendetwas in ihren Gesichtern bewegt die Herzen einer Nation. Ist es die unbändige Lebensfreude, die Patrick und Jessica Downes auf Fotos ausstrahlen (im Bild bei einem Ausflug vor der Golden Gate Bridge in San Francisco)? Oder die Innigkeit, mit der sie ihre Arme umeinander geschlungen haben?
Bis Samstagnachmittag spendeten Freunde, Freunde von Freunden, aber auch Wildfremde, 727.000 Dollar, nachdem bekannt wurde, dass das Paar aus Kalifornien beim Bombenanschlag auf den Boston-Marathon schwerste Verletzungen erlitten hatte. Tausende hinterlassen Genesungswünsche.
"Euer Mitgefühl ist überwältigend!"
"Euer Mitgefühl ist überwältigend! Wir finden keine Worte für die Großzügigkeit, die ihr Patrick und Jess erwiesen habt. Es ist mehr, als ihre Rehabilitation erfordern wird. Deshalb werden auch andere Betroffene davon profitieren." Mit diesen Worten wandten sich die Familien der beiden an die Öffentlichkeit.
Drei Menschen haben die Bombenattentäter von Boston auf ihrem Gewissen, die Zahl der Verletzten mussten die Behörden zuletzt deutlich nach oben korrigieren – auf über 260. Patrick, angehender Psychologe mit dem Spitznamen "Jesus" – weil er so fürsorglich sei – und die Krankenschwester Jessica, die als selbstlos und lustig beschrieben wird, sind zwei von ihnen.
Als am "Patriots Day" vorletzten Montag im Zieleinlauf des Marathons die Bombe hochgeht, steht das Paar in nächster Nähe und applaudiert gerade den Läufern. Patrick hält Jessica mit seinen Armen umschlungen, als die Wucht der Detonation sie beide zu Boden reißt. Sie hatten erst im August geheiratet, und gerade waren sie noch glücklich...
Patrick und Jess überleben den Anschlag schwer verletzt. In zwei unterschiedlichen Krankenhäusern wird ihnen in grausamer Parallelität an genau derselben Stelle des linken Beines jeweils der Unterschenkel amputiert. Jessicas rechter Fuß wurde ebenfalls schwer verletzt, kann aber gerettet werden.
Chirurgisch haben sie das Schlimmste hinter sich
"Als Patrick aus der Narkose aufwachte, fragte er, ob die Red Sox gewonnen hatten", erzählt sein Freund Ton Treacy, "es klang, als wäre er in bester Stimmung." Patrick habe auch schon mit Jessica telefoniert. "Wir beten für ihn und werden alles tun, damit er sein Studium bald weiterführen kann", versichert Dr. Nicholas Covino, Direktor der Massachusetts School of Professional Psychology.
Jessica liegt im Boston Medical Center. Es ist dasselbe Krankenhaus, in dem auch der noch lebende Attentäter Dzhokhar Tsarnaev – unter strengster Bewachung der Polizei – bis Freitag auf der Intensivstation lag. "Sie hat den Kampfgeist einer Löwin", beschreiben Freunde auf dem Portal www.GiveForward.com die 32-jährige Krankenschwester des Massachusetts General Hospital.
Chirurgisch hat das sportbegeisterte Paar – beide sind Läufer – das Schlimmste schon hinter sich. In Postings werden sie ermuntert, mit ihren künftigen Prothesen eines Tages wieder zu laufen. "Es gibt eine Menge Gründe positiv zu bleiben", meint Ton Treacy, "obwohl Patrick und Jessica einen langen Weg der Rehabilitation vor sich haben. Vor allem, dass sie diesen Weg und alle Herausforderungen der Zukunft gemeinsam meistern werden."
Das berührendste Posting stammt von einer Kollegin Jessicas aus dem Krankenhaus: "Ihr habt zwar ein Bein verloren, aber ihr habt immer noch euren starken Willen und eure Arme, um einander Halt zu geben."
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