Prozess in Avignon

Sohn von Vergewaltiger: „Familie wurde vernichtet“

Ausland
18.11.2024 18:17

Im Prozess gegen den französischen Serienvergewaltiger Dominique Pelicot (72) hat dessen ältester Sohn (50) vor Gericht ausgesagt. „Ich hoffe, dass dieser Mann für die Grausamkeiten bestraft wird, die er meiner Mutter angetan hat“, sagte er am Montag in Avignon. Die Familie sei „vollständig vernichtet“ worden.

Er hoffe, dass es seiner Familie irgendwann gelingen werde, „diesen Mann aus unseren Köpfen zu löschen, der hier zu meiner Linken sitzt“, sagte David Pelicot. Seinen Vater bezeichnete er während seiner Aussagen nur als „diesen Herrn“. Pelicot schilderte am Montag vor Gericht, wie die Familie davon erfuhr, dass sein Vater seit Jahren seine damalige Ehefrau Gisèle mit Schlafmitteln betäubte und gemeinsam mit Fremden vergewaltigte, die er in Internetforen kontaktiert hatte. 

Das Verbrechen ging ganze zehn Jahre lang. 50 mutmaßliche Vergewaltiger stehen mit Dominique Pelicot vor Gericht, Haftstrafen von bis zu 20 Jahren drohen. Der 72-Jährige soll auch seine Tochter Caroline betäubt und vergewaltigt haben. „Wenn du noch einen Rest von Anstand hast, dann will ich, dass du die Wahrheit darüber sagst, was du meiner Schwester angetan hast“, sagte David Pelicot. Zudem soll der Franzose seinen Enkel zu „Doktorspielen“ aufgefordert haben.

Von links: die Söhne Florian und David Pelicot (Bild: AFP/Christophe Simon)
Von links: die Söhne Florian und David Pelicot
Mutter Gisèle (Bild: AFP/Christophe Simon)
Mutter Gisèle
Tochter Caroline Darian (Bild: AFP/Christophe Simon)
Tochter Caroline Darian

Mann gestand bereits
Der Prozess in Avignon ist bereits in der Schlussphase. Dominique Pelicot hat gestanden, seine Ex-Frau zwischen 2011 und 2020 immer wieder mit Schlafmitteln betäubt und vergewaltigt zu haben (siehe Video oben). In mindestens 92 Fällen waren fremde Männer beteiligt, nur 50 von ihnen konnten identifiziert werden.

Bei Pelicot wurden zahlreiche Fotos und Videos der Taten gefunden, einige wurden vor Gericht gezeigt. Gisèle Pelicot hatte darauf bestanden, dass dies öffentlich geschieht, „damit die Scham die Seite wechselt“. Für die Plädoyers der weiteren Angeklagten sind noch drei Wochen geplant. Das Urteil soll spätestens am 20. Dezember fallen.

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