Geflüchtete Menschen ziehen in Österreich häufiger um als freiwillig gekommene Migrantinnen und Migranten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Wiener Complexity Science Hub (CSH). Das längere Verbleiben an einem Ort sei aus mehreren Gründen wichtig.
Erst dadurch könnten die Menschen eine Bindung zum Wohnort entwickeln und sich in der Nachbarschaft zurechtfinden. Das schließe etwa Ärztinnen und Ärzte sowie Schulen in der Umgebung ein, sagte Erstautorin Ola Ali. Jeder Umzug sei mit finanziellem und sozialem Aufwand verbunden. Wer ohnehin bereits benachteiligt sei, erlebe einen Wohnortswechsel belastend „Wenn wir herausfinden möchten, wie gut es Menschen in Österreich geht, sollte demnach auch miteinbezogen werden, wie stabil ihre Wohnsituation ist.“
Das Forschungsteam hat sich alle gemeldeten Umzüge von 1,6 Millionen Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft angesehen, die zwischen November 2022 und November 2023 zumindest zeitweilig in Österreich wohnten. 17 Prozent waren geflüchtete, 83 Prozent Migrantinnen und Migranten ohne österreichische Staatsbürgerschaft.
Syrer vor Ukrainern
Unterschiede gibt es je nach Herkunftsland, Alter, Geschlecht, vorangegangener Bildung und Arbeitserfahrung. Syrische Flüchtlinge wechselten den Wohnort am häufigsten und 2,2-mal öfter als Geflüchtete aus der Ukraine. Migrantinnen und Migranten aus Syrien ziehen nur halb so oft um wie Flüchtlinge aus demselben Land, aber immer noch genauso oft wie ukrainische Flüchtlinge.
Mit den Herkunftsländern gehe oft ein unterschiedlicher rechtlicher Status einher, der sich auf die Instabilität des Wohnorts auswirken könne, sagte Ali. „Eine geflüchtete Person aus der Ukraine bekommt in Österreich beispielsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit den Status einer vertriebenen Person, aus Syrien Geflohene hingegen wahrscheinlich Asyl oder subsidiären Schutz.“ Mit dem Status gehen dann bestimmte Leistungen und Pflichten einher. Vertriebene müssen beispielsweise nicht zuerst in einer Grundversorgungseinrichtung wohnen.
Eine geflüchtete Person aus der Ukraine bekommt in Österreich beispielsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit den Status einer vertriebenen Person, aus Syrien Geflohene hingegen wahrscheinlich Asyl oder subsidiären Schutz.
Studienautorin Ola Ali
Männer ziehen öfters um
In Bezug auf das Geschlecht zeigte die Studie, dass männliche Flüchtlinge fast doppelt so oft ihren Wohnort wechselten wie weibliche. Frauen würden vor allem durch Familienzusammenführungen nach Österreich kommen. Bis zu diesem Zeitpunkt liegen hinter den zuerst angekommenen Männern meist schon mehrere Umzüge.
Der Integrationsprozess sei „schwierig, lange und sehr individuell“, heißt es. Innerhalb jeder Gruppe könne es erhebliche Unterschiede geben.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.