Ein „Siegerinterview“ nach dem Dämpfer gegen Slowenien in der Nations League, die öffentliche „Attacke“ gegen ÖFB-Boss Klaus Mitterdorfer – aber noch darf sich der Teamchef alles erlauben ... Ein Kommentar von „Krone“-Teamreporter Rainer Bortenschlager:
„Jetzt lotet er wieder aus, wie weit er gehen kann. Das hat er überall gemacht.“ Alte Weggefährten und Fußball-Experten reagieren nicht überrascht. Aber öffentliche Kritik an Ralf Rangnick äußert niemand. Das wäre ja eine Majestätsbeleidigung. Österreich liegt dem Deutschen zu Füßen, seine Spieler lieben ihn. Die Fans sowieso. Zu Recht. Rangnick hat der Fußball-Nation ein neues Selbstverständnis eingeimpft. Nichts scheint unmöglich, seine Truppe spielt oft begeisternd ...
... aber seine Reaktion auf das bittere, unverdiente 1:1 gegen Slowenien war irritierend. Denn er gab eigentlich „Siegerinterviews“. Kaum ein Wort der Enttäuschung. Alles positiv. Rangnick im Kampfmodus. Ob es falsch war, erst in Minute 84 zu wechseln? Das weiß keiner. Fakt ist, dass Österreich als Gruppenzweiter den direkten Aufstieg in die A-Liga der Nations League verpasst hat. Ziel verfehlt. Dass Österreich jetzt im März ins Play-off muss, kostete ihn nur einen zynischen Kommentar: „Jetz brauchen wir uns nicht irgendwelche komischen Freundschaftsspielgegner zu suchen.“
Wenn das einer seiner Vorgänger gesagt hätte?!
Zwei Treffen „vergessen“
Ach ja, unter Franco Foda schaffte Österreich 2020 den Aufstieg in die A-Liga. Und stand auch in einem EURO-Achtelfinale. Beim Punkteschnitt (1,88 zu 1,81) ist der Fortschritt auch überschaubar. Zahlen lügen nicht, der Vergleich hinkt dennoch – weil Österreich natürlich unter Rangnick anders, besser, begeisternd spielt. Aber Ergebnisse gehören dazu.
An Rangnick, dem Trainer, zu zweifeln, wäre dennoch falsch. Er selbst bekennt sich auch zu Österreich:„Mein Herz ist hier, bei der Mannschaft und bei allen im Stab.“ Vom Machtkampf (es geht um mehr als „nur“ um Geschäftsführer Bernhard Neuhold) im ÖFB lässt sich Rangnick also nicht vergraulen. Stattdessen gießt er selbstständig Öl ins Feuer. Nicht intern, öffentlich – ein No-Go. Zuerst die Brandrede letzten Mittwoch. Jetzt behauptete er, dass er „kein Verhältnis“ zu ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer habe. Seit der Präsidiumssitzung Ende August soll es „null Kontakt“ gegeben haben. Eigenartig.
Rangnick treibt den ÖFB-Boss vor sich her
Schließlich trafen sich Rangnick und Mitterdorfer ja im September in Kärnten. Und am 5. November gab es in einem Wiener Hotel eine rund 90-minütige Aussprache – das fand für den Teamchef also nicht statt?!
Mit seiner Attacke treibt Rangnick den ÖFB-Boss, im weitesten Sinn sein Vorgesetzter, öffentlich vor sich her. Darf er das? Für die Fans schon. Rangnick darf (noch) alles - solange er Erfolg hat. Aber nicht alles ist (mehr) im Sinne des österreichischen Fußballs.
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