Rekordzahlen

Wie die Online-Bank N26 jetzt „ungebremst“ wächst

Wirtschaft
19.11.2024 15:00

Mit dem Ende der Beschränkungen kann die von Wienern gegründete Digitalbank N26 ungebremst wachsen. Erstmals seit der Gründung vor über zehn Jahren schreibt das in Berlin ansässige Fintech-Unternehmen in einem Quartal schwarze Zahlen. 2,8 Millionen Euro Quartalsgewinn und 200.000 neue Anmeldungen pro Monat verzeichnet man. Zuvor durfte die Neobank maximal 60.000 Kunden monatlich aufnehmen.

Heuer erwartet die Smartphone-Bank ein 40 Prozent mehr Geschäft und 4,8 Millionen Kunden. „Wir schaffen heuer fast eine halbe Milliarde Jahresumsatz“, sagt der aus Wien kommende Gründer Valentin Stalf. Für heuer werden Bruttoerträge von 440 Millionen Euro erwartet. In den kommenden Jahren bewegt sich die N26 in die Richtung von einer Milliarde Jahresumsatz. Auch das Transaktionsvolumen zieht an. Es beträgt heuer 140 Milliarden Euro.

Die guten Profite sind vor allem der guten Zinslandschaft zu verdanken. Über zehn Milliarden Euro liegen in Spareinlagen der Neobank, die hohen Leitzinsen haben wie bei allen Banken die Profitabilität nach oben getrieben. Der Zinsüberschuss stieg bereits 2023 um über 100 Prozent, auch heuer legen sie deutlich zu.

100 Millionen Euro für Bekämpfung von Geldwäsche
Bis Mitte dieses Jahres durfte N26 nur maximal 60.000 Neukunden pro Monat aufnehmen, zuvor lediglich 50.000. Die deutsche Bankenaufsicht sah Versäumnisse bei Maßnahmen gegen Geldwäsche. Nachdem die Bank viel in die Bekämpfung von Kriminalität steckte, wurden die Beschränkungen aufgehoben, für die Berliner Bank schlug sich das positiv in den Wachstumszahlen nieder. „Heute sind wir Pioniere bei der Betrugsbekämpfung“, so Stalf. Über 100 Millionen Euro investierte die Bank bereits in Maßnahmen gegen Geldwäsche. Auch KI kommt hier zum Einsatz, um Betrug zu erkennen und Muster aufzudecken.

Die beiden Österreicher Maximiliam Tayenthal und Valentin Stalf gründeten die Bank. (Bild: ALEXANDER_BABIC)
Die beiden Österreicher Maximiliam Tayenthal und Valentin Stalf gründeten die Bank.

In 24 Märkten ist N26 schon aktiv. „Nächstes Jahr sollen weitere Märkte hinzukommen, vor allem in Osteuropa sehen wir noch gute Möglichkeiten“, so Stalf. Doch auch in den bestehenden Märkten ist noch viel Raum für Wachstum.  „Unsere Bekanntheit liegt in den meisten Märkten unter 50 Prozent. Daher gibt es auch hier noch sehr viel aufzuholen“, so Tayenthal. In den großen Märkten Spanien, Frankreich und Deutschland sei man Marktführer, auch vor dem großen britischen Konkurrenten Revolut. Auch Italien ist ein wichtiger Markt, allerdings gelten hier noch Beschränkungen, die N26 bald loswerden will.

9 Milliarden Dollar Bewertung für die Neobank
Bei der letzten Bewertung wurde das Unternehmen mit neun Milliarden Dollar bewertet. Die beiden Gründer Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf halten jeweils 12,5 Prozent der Anteile und gehören damit zu den reichsten 100 Österreichern.

Das Unternehmen will künftig auch verstärkt auf Firmenkunden, Kreditgeschäft und Geldanlage setzen. In den Niederlanden bietet man neben kleinen Konsumkrediten auch bereits Hypothekar-Darlehen an. „In den Niederlanden ist das Volumen von Immobilienkrediten beinahe so hoch wie im fünfmal größeren Deutschland. Das ist daher ein interessanter Markt für uns“, erzählt Gründer Maximilian Tayenthal. Die Niederländer tendieren viel mehr zu Eigentum als hierzulande. 600 Millionen Euro Kreditvolumen hat N26 dort bereits vergeben. Künftig soll das auf weitere Länder ausgeweitet werden.

Im Sektor der Firmenkunden will man ebenfalls in Konkurrenz zu den etablierten Banken treten. Bisher war das nur für Freiberufler möglich, künftig sollen auch Firmen mit mehreren Mitarbeitern N26-Kunden werden können und ihre Firmen-Bankgeschäfte zu 100 Prozent digital abwickeln können. Die Preise werden dabei sehr attraktiv sein.

Gerüchte um Mobilfunk-Pläne
Schon länger gibt es auch Gerüchte um Mobilfunk-Pläne des Unternehmens. Gespräche mit einem Start-up laufen, Konkretes könnte es demnächst geben, damit würde die Bank auch ihre Bekanntheit steigern.

Ausgebaut werden soll auch das Angebot für kleine Investoren in Kryptowährungen oder Aktien und Fonds. Die Bereiche machen aber nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus. „Wir wollen alle Angebote so gut wie möglich in all unseren Märkten ausrollen“, meint Stalf.

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