Kreml droht mit Rache
US-Freigabe: Ukraine feuert tief nach Russland
Nach der Aufhebung der Beschränkungen für das ATACMS-System hat die ukrainische Armee bereits erste Angriffe mit den US-Raketen auf Ziele in Russland durchgeführt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow drohte dem Westen daraufhin mit einer „entsprechenden“ Antwort.
„Wenn Raketen größerer Reichweite von der Ukraine aus in Richtung russisches Territorium eingesetzt werden, bedeutet dies, dass sie von US-Militärexperten bedient werden“, so Lawrow am Dienstag nach dem G20-Gipfel vor Journalisten in Rio de Janeiro. Er fügte hinzu: „Wir werden dies als eine neue Phase des westlichen Krieges gegen Russland betrachten und entsprechend reagieren.“ Es handle sich um ein „Zeichen“ der Ukraine und ihrer westlichen Verbündeten, dass diese eine Eskalation suchten. Lawrow sagte außerdem in Richtung der westlichen Verbündeten der Ukraine, diese sollten die russische Nukleardoktrin „vollständig“ lesen.
EU verurteilt Drohung mit Atomwaffen
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nannte die Drohung „unverantwortlich“. Die EU verurteile jede Drohung mit Atomwaffen, sagte er nach einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel. Es sei nicht das erste Mal, dass der russische Staatschef Wladimir Putin Unsicherheit erzeugen wolle, betonte Borrell.
Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium erklärt, in der Nacht auf Dienstag habe Kiew eine Militäreinrichtung in der Grenzregion Brjansk mit sechs ballistischen Raketen angegriffen, dabei seien auch von den USA gelieferte weitreichende Raketen des Typs ATACMS eingesetzt worden. Dem Ministerium zufolge wurden fünf der Raketen von der russischen Luftabwehr abgeschossen. Trümmerteile einer sechsten Rakete seien auf eine nicht näher spezifizierte „Militäreinrichtung“ gefallen und hätten einen kleinen Brand verursacht. Verletzte oder Schäden gab es demnach nicht.
Erste ukrainische Attacke mit Waffen größerer Reichweite
Es handelt sich um den ersten Angriff seit der Zustimmung von US-Präsident Joe Biden zu dem Einsatz von US-ATACMS-Raketen durch die Ukraine. Kiew hatte von Washington seit Monaten grünes Licht für den Einsatz der ATACMS-Raketen mit größerer Reichweite gegen Ziele im russischen Hinterland gefordert.
Die russische Agentur RIA Novosti meldete auf ihrer Homepage: „Heute Nacht um 3.25 Uhr hat der Feind eine Einrichtung auf dem Gebiet der Region Brjansk mit sechs ballistischen Raketen angegriffen.“ Auch die russischen Agenturen TASS und Interfax berichteten von der Attacke und bezogen sich dabei ebenfalls auf das russische Verteidigungsministerium in Moskau. Für den Kreml bedeute diese Attacke am 1000. Tag des Krieges eine „erhebliche Eskalation“, hieß es weiter. Auch auf einem russischen Militärblog und auf inoffiziellen Telegramkanälen war von Explosionen bei Karatschew die Rede. Die Stadt ist etwa 115 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.
Zuvor hatte es aus Kiew geheißen, dass ein russisches Waffenlager in der Nähe von Karatschew in der Region Brjansk angegriffen worden sei. Das berichteten Bloomberg und Reuters und bezogen sich dabei auf den ukrainischen Generalstab. Zwei ukrainische Medien meldeten, es habe sich um einen Erstschlag mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen gehandelt. Das Portal RBK-Ukraina zitierte eine Armeequelle mit den Worten: „Das Objekt ist erfolgreich zerstört worden.“
Der Telegram-Kanal Astra veröffentlichte Videos von der Attacke:
Bis dato nur HIMARS-Raketenartillerie erlaubt
Die USA gestatten der Ukraine nach Medienberichten erst kürzlich, die Waffen mit bis zu 300 Kilometern Reichweite auch gegen Ziele in Russland einzusetzen. Dies gilt als Antwort auf den vermuteten Einsatz nordkoreanischer Soldaten aufseiten Moskaus. Der Kreml wiederum betrachtet die US-Waffen als eine Eskalation und eine Verwickelung der USA und anderer westlicher Staaten in den seit genau 1000 Tage währenden Krieg.
Bisher durfte die Ukraine nur HIMARS-Raketenartillerie aus den USA gegen Ziele dicht hinter der russischen Grenze einsetzen, um die Offensive gegen die ostukrainische Großstadt Charkiw abzuwehren. Die Entscheidung des ausscheidenden US-Präsidenten Joe Biden stößt dem Lager seines Nachfolgers Donald Trump sauer auf.
Zwei ukrainische Medien schreiben von „Erstschlag“
Zuvor hatte es aus Kiew geheißen, dass ein russisches Waffenlager in der Nähe von Karatschew in der Region Brjansk angegriffen worden sei. Das berichteten Bloomberg und Reuters und bezogen sich dabei auf den ukrainischen Generalstab. Zwei ukrainische Medien berichteten, es habe sich um einen Erstschlag mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen gehandelt. Eine offizielle Bestätigung der Ukraine, welche Waffe eingesetzt wurde, gab es nicht. Der Generalstab des Militärs und der militärische Nachrichtendienst antworteten nicht sofort auf Reuters-Bitten um eine Stellungnahme. Das Portal RBK-Ukraina zitierte eine Armeequelle mit den Worten: „Das Objekt ist erfolgreich zerstört worden.“ Unabhängig überprüfbar waren diese Angaben jedoch nicht.
Ukraine will Attacken auf Energieversorgung abwehren
Die Ukraine will mit den weiterreichenden Raketen Abschussrampen und Produktionsstätten auf russischem Gebiet angreifen, um die Attacken vor allem auf die Energieversorgung des Landes möglichst frühzeitig abzuwehren. Dem Vernehmen nach soll die Freigabe der US-Waffen aber nur für die von der Ukraine besetzten Gebiete in der russischen Region Kursk gelten. Auch hier geraten die ukrainischen Streitkräfte zunehmend unter Druck. Die Ukraine will das besetzte Gebiet in Verhandlungen einbringen, um eine möglichst starke Position zu haben. Solche Gespräche sind allerdings nicht in Sicht.
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