Die Saison der Bregenzer Meisterkonzerte eröffnete das Symphonieorchester Antwerpen am Sonntag im Festspielhaus.
Antwerpen ist nicht nur die große Hafenstadt und Modemetropole im flämischen Teil Belgiens, sondern hat auch eine starke kulturelle Ausstrahlung. Das Symphonieorchester der Stadt brachte dieses Flair nun nach Bregenz, im Rahmen seiner Tournee durch Slowenien, Deutschland und Österreich. Denn es zeugt von Weltoffenheit, bei dieser Tournee nicht nur das Dirigat einer Frau aus Südkorea, nämlich Shi-yeon Sung, anzuvertrauen, sondern auch den Solopart bei Max Bruchs Violinkonzert in die Hände einer Landsfrau der Dirigentin zu legen (auf der Tournee des ASO gab es noch andere Solisten), nämlich der attraktiven und top-gestylten Bomsori Kim.
Doch begonnen hat das Konzert mit dem Werk eines Belgiers. Diese Dahomey-Rhapsodie von August de Boeck ist sehr wirkungsvoll und sprüht nur so von Einfällen. Sie sollte die berühmteste Komposition des damals achtundzwanzig jährigen de Boeck bleiben, so wie auch das Erste Violinkonzert von Max Bruch das mit Abstand am meisten gespielte des Spätromantikers war und ist, was ihn selbst übrigens sehr ärgerte. Die Geigerin Bomsori Kim entwickelte auf ihrer Guarneri del Jesu einen vollen Ton und fand zusammen mit der Dirigentin und dem Orchester ein sehr ruhiges Tempo für die ersten beiden Sätze, die ineinander übergehen. Dennoch entstand kein ermüdendes Einerlei, denn die Themen waren klar heraus ziseliert.
Energisch kam dann der Finalsatz mit seinem slawischen Tanzthema daher. Mit ihrer hochvirtuosen Zugabe aus einer Sonate von Eugène Ysaÿe nahm Bomsori Kim noch einmal auf Belgien Bezug. Doch dann ging es mit Dvoraks Sechster Sinfonie so richtig in slawische, genauer böhmische Gefilde, denn diese Sinfonie lebt von Volksmelodien. Es erstaunte, wie das flämische Orchester mit seiner koreanischen Dirigentin doch recht nahe an dieses musikalische Idiom kamen. Jedoch war es nicht zu überhören, dass die Ausdruckswelten beider doch eher auf der kraftvoll-zupackenden Seite gelagert sind. Klanglich und in Sachen Präzision wussten die Belgier jedoch auf der ganzen Linie zu überzeugen, und als bei Engelbert Humperdincks „Abendsegen“, das sie als Zugabe spielten, die Streicher in blitzsauberem Pianissimo verhauchten, wusste man einmal mehr, einen Klangkörper erster Klasse erlebt zu haben. Das Publikum jubelte.
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