Die Zahlen steigen

Die Wohnungslosigkeit hat in Wien viele Gesichter

Wien
19.11.2024 17:00

Die wirtschaftlich schwierige Lage macht sich auch in den Sozialeinrichtungen der Stadt bemerkbar. Die Obdachlosigkeit steigt. 

Mehr als 12.700 Menschen waren 2023 ohne Wohnung oder Obdach, darunter eine steigende Zahl von Frauen und jungen Erwachsenen. Die Wohnungslosigkeit ist längst kein Randproblem mehr, sondern dringt zunehmend in die Mitte der Gesellschaft vor. Die Expertinnen vom neunerhaus, vom Roten Kreuz und der St. Elisabeth-Stiftung sind sich einig: Die Obdachlosigkeit wird in den kommenden Monaten zunehmen. Und: Auch der Druck aus dem Ausland wird größer. Vor allem in den östlichen Nachbarländern ist das soziale Netz deutlich löchriger als in Wien. Doch was sind die Gründe, und wie reagiert die Stadt? Das hat sich nun der Verband der Wohnungslosenhilfe genauer angesehen.

(Bild: Krone KREATIV)

Hier drückt aktuell der Schuh
Ein zentraler Faktor ist die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt. Während die geförderten Wohnbauprojekte zwischen 2018 und 2021 um 34 Prozent zurückgingen, stiegen die Mieten privater Wohnungen seit 2008 um 67 Prozent. Das ist mehr als viele an Lohnzuwächsen in diesen Zeitraum hatten.

Der typische Obdachlose

Vor Obdachlosigkeit ist niemand gefeit. Die Mehrheit der Wohnungslosen sind jedoch Männer. Meist sind diese zwischen 31 und 54 Jahre alt und leben in Wien. Knapp 55 Prozent aller Obdachlosen lebt in der Hauptstadt.


Der Zugang zu Sozialwohnungen sei zudem oft an komplexe Voraussetzungen wie Aufenthaltsstatus und lange Meldezeiten geknüpft, was gerade vulnerable Gruppen wie Mehrpersonenhaushalte, Alleinerziehende und Geflüchtete treffe.
Obwohl die Digitalisierung vielen das Leben erleichtern sollte, wird sie für armutsbetroffene Familien oder Wohnungslosen zur zusätzlichen Hürde. Viele Obdachlose haben keinen Zugang zu Internet oder Endgeräten, während Behördengänge und Wohnungsvergabeprozesse fast ausschließlich online ablaufen. Direkte Anlaufstellen sind rar geworden.

Elisabeth Hammer (neunerhaus), Nicole Meissner, (St. Elisabeth Stiftung) und Waltraud Kothbauer (Rotes Kreuz). (Bild: HOLLY KELLNER)
Elisabeth Hammer (neunerhaus), Nicole Meissner, (St. Elisabeth Stiftung) und Waltraud Kothbauer (Rotes Kreuz).

Schnell wieder auf eigenen Beinen stehen
„Ziel ist es, in die Wohnungslosigkeit geschlitterte Menschen möglichst rasch wieder in die Eigenständigkeit zu bringen. Das ist das beste Mittel gegen Langzeitobdachlosigkeit. Denn viele Menschen wollen arbeiten und auf eigenen Beinen stehen“, so Elisabeth Hammer, Geschäftsführerin neunerhaus.

Angebot wird immer nachgeschärft
Die Stadt Wien und der Fonds Soziales Wien (FSW) erweitert dahingehend auch ständig die Angebote. So wird das oft geforderte „Housing First“ ausgebaut. Im Vorjahr wurden laut FSW 4830 Kunden betreut. Ganzjährig stehen fast 5000 Wohn- und Schlafplätze und rund 2300 Betreuungseinheiten zur Verfügung. Und auch im aktuellen Winterpaket wurden die Kapazitäten für Familien erhöht. Erschreckend: Noch vor dem Kälteeinbruch beträgt die Auslastung bereits 80 Prozent. 

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