Der Druck auf die Stadtregierung wurde zu groß: Statt „mindestens“ 16 Monaten bis zu einer Neugestaltung soll das Bild eines wegen mehrfachen Missbrauchs Verurteilten in Mariahilf nun doch rasch übermalt werden.
Vielleicht hat auch ein entsprechender Bericht der „Krone“ mitgeholfen: Es werden doch keine anderthalb Jahre vergehen, bis das Wandbild des wegen mehrfachen sexuellen Missbrauchs verurteilten Helmut K. an der Ecke des Hauses Magdalenenstraße / Hofmühlgasse in Mariahilf verschwindet. Stattdessen hat sich der Gemeinderat nun einstimmig für die Übermalung in neutraler Farbe ausgesprochen.
Rathaus wollte sich Zeit lassen
Das Rathaus hatte zuletzt – auf den Tag genau ein Jahr nach dem Urteil gegen K. – die Entfernung des Bilds entschlossen. Eine Petition von Opferschutzgruppen, die in der Zielgeraden auch von der ÖVP-Gemeinderätin Silvia Janoch unterstützt wurden, hatte entsprechenden Druck aufgebaut. Doch da hieß es noch, die Neugestaltung brauche „mindestens“ 16 Monate Vorlaufzeit: zwölf Monate für die Entscheidungsfindung und weitere vier Monate für die Arbeiten.
Im Oktober lehnte die Stadtregierung unseren Antrag auf sofortige Übermalung ab. Jetzt, wo die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen beginnen, stimmen SPÖ und Neos plötzlich zu.
ÖVP-Gemeinderätin Silvia Janoch
Bild: ÖVP Wien / Garima Smesnik
„Zeitnahes Vorgehen unvermeidbar“
Eine rasche Übermalung lehnte das Rathaus bis zuletzt noch ab. Genau dafür hätten sich SPÖ und Neos am Mittwoch im Gemeinderat rechtfertigen müssen – und zogen die Notbremse: Ein Allparteienantrag wurde ausgearbeitet, der „eine neutrale Umgestaltung in unmittelbarer Zukunft“ festlegt: „Der Respekt gegenüber den Opfern von sexualisierter Gewalt, die mit dem weithin sichtbaren Werk des Täters alltäglich konfrontiert sind, macht ein zeitnahes Vorgehen unvermeidbar.“ Der Antrag wurde am Mittwoch einstimmig im Gemeinderat angenommen.
Neutrale Fassadenfarbe als einzig mögliche Kompromisslösung?
Die Entscheidung für eine rasche Neugestaltung – eine namhafte Künstlerin wäre bereit gewesen, gegen nur geringe Aufwandsentschädigung ein Sujet gegen Gewalt an Frauen zu gestalten – war angeblich auf Widerstand unter manchen Rathausparteien gestoßen, daher entschied man sich als Kompromiss für das Übermalen in neutraler Farbe. Die dürfte der Hauswand nun länger erhalten bleiben, da das Rathaus kein Geld für das zweimalige Aufstellen von Gerüsten innerhalb kurzer Zeit bezahlen will.
Angeblich ist das Rathaus schon auf der Suche nach einer Firma, die schnellstmöglich ein Gerüst aufbauen kann. Noch vor Weihnachten könnte das Bild damit endlich verschwunden sein. Es wird ein Festtag für die Opfer von K. und darüber hinaus alle Frauen in der Stadt, die die Geschichte zum Bild kennen und es deshalb inzwischen nur noch als Symbol der Gleichgültigkeit gegenüber Gewalt an Frauen sahen.
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