Nach Jahrhundertflut

Lager in Hochwassergebiet: Kritik an Rewe-Plänen

Niederösterreich
21.11.2024 05:58

„Kein Rewe-Lager im Hochwassergebiet“: Gegner laufen mit Petition gegen geplantes Bauprojekt in St. Pölten Sturm. Trotz des verheerenden Jahrhunderthochwassers will der Konzern 17 Hektar Ackerland an jenem Standort verbauen, der erst vor Wochen komplett unter Wasser stand. Experten orten gar einen juristischen Skandal.

Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren stößt ein geplantes Großprojekt in St. Pölten, wie berichtet, auf heftigen Gegenwind. Mit 9700 Unterschriften ist es mittlerweile zum „Gegensturm“ angewachsen. Denn so viele Menschen haben sich in einer Petition der Bürgerinitiative „Bodenschutz St. Pölten“ klar gegen das neue Rewe-Zentrallager und die damit einhergehende Versiegelung von 17 Hektar Ackerland im Stadtteil St. Georgen ausgesprochen.

Petition zu Jahresende an Verantwortliche übergeben
Nun wurde das Projekt auch noch von der jüngsten Flut-Katastrophe gebeutelt. Denn das neue Bauvorhaben soll, laut Romana Drexler von der Bürgerinitiative, im Hochwasser-Überflutungsgebiet realisiert werden, eben jenem Standort, der erst vor Wochen komplett unter Wasser stand. Und damit auch die natürlichen Retentionsräume zerstören. Denn die Grundstücke für das Logistikzentrum lägen im Hochwasserabflussgebiet eines 100- und 30-jährlichen Ereignisses (HQ100 und HQ30).

Hydrologe Jürgen Komma, Grünen-Stadträtin Christina Engel-Unterberger, Romana Drexler von der Bürgerinitiative Bodenschutz St. Pölten und Rechtsanwalt Wolfram Schachinger, Schachinger mit Petition (Bild: weichhart)
Hydrologe Jürgen Komma, Grünen-Stadträtin Christina Engel-Unterberger, Romana Drexler von der Bürgerinitiative Bodenschutz St. Pölten und Rechtsanwalt Wolfram Schachinger, Schachinger mit Petition
Geplanter Standort (Bild: Drexler)
Geplanter Standort

„Die 9700 Unterschriften zeigen, wie groß die Bedenken in der Bevölkerung sind“, so Grünen-Stadträtin Christina Engel-Unterberger. Dabei appelliert sie an den Konzern, die Sinnhaftigkeit zu hinterfragen: „Bei einem Hochwasser über HQ100 steht das Lager unter Wasser. Die enorme Verkehrszunahme mit 1000 Lkw pro Tag und die intransparente Vertragsgestaltung machen das Projekt zusätzlich problematisch.“ Denn laut Kaufvertrag könne Rewe im Falle fehlender Genehmigungen vom Erwerb einfach zurücktreten.

Einen juristischen Skandal ortet Rechtsanwalt Wolfram Schachinger auch bei der Rückwidmung von Bauland in Grünland der HQ100-Flächen sowie bei der Umweltverträglichkeitsprüfung. Denn laut Bescheid des Landes sei das Vorhaben nicht UVP-pflichtig. Dafür wurde aber seitens der Stadt nur lediglich ein Hochwasserschutzprojekt und nicht das geplante Zentrallager zur behördlichen Genehmigung eingereicht.

Sichere Nahversorgung stehe im Mittelpunkt
„Grundvoraussetzung für eine mögliche Realisierung ist ein umfassender Hochwasserschutz. Die Zuständigkeit dafür liegt bei den Verwaltungsbehörden“, erklärt Rewe knapp. Die Stadt selbst verweist auf Anfrage lediglich an den Konzern. Es sei seit Jahren eine generelle Entwicklung des Areals geplant, heißt es. 

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