Kapitän ist Russe
Gekappte Kabel: Frachter aus China festgesetzt?
Schon wieder ein Krimi in der Ostsee, bei dem Russland als möglicher Hauptverdächtiger gilt. Nachdem am Montag gleich zwei Tiefseekabel am Meeresgrund beschädigt wurden, soll Dänemark nun ein chinesisches Frachtschiff festgesetzt haben – dessen Kapitän soll aus Russland stammen.
Ist das ein Angriff auf die europäische Infrastruktur im Sinne einer „hybriden Kriegsführung“ durch Russland? Der deutsche Verteidigungsminister geht bei den Schäden an den zwei Kommunikationskabeln in der Ostsee jedenfalls von „Sabotage“ aus. „Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind“, so der Minister.
Konkreter Hauptverdächtiger schon ausgemacht
Eines der betroffenen Glasfaserkabel verläuft zwischen Helsinki und Rostock und verbindet als eine Art Datenautobahn am Meeresgrund Rechenzentren in Mittel- und Nordeuropa. Größere Beeinträchtigungen für die Internetverbindungen von Nutzern oder für den Datenverkehr soll es bislang nicht gegeben haben.
Und es gibt auch schon einen Hauptverdächtigen: Der unter chinesischer Flagge fahrende Frachter „Yi Peng 3“ soll zum Zeitpunkt der Beschädigungen in der Nähe der Kabel gefahren sein. Wie dänische Medien berichten, soll dabei das Funksignal zur Identifikation (AIS-Signal) des Schiffs plötzlich verschwunden sein.
Schiff soll schon beschattet worden sein
Der schwedische Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, berichtete darüber hinaus von auffälligen Schiffsbewegungen, die zeitlich und räumlich mit dem Auftreten der Schäden übereinstimmten. In China will man davon nichts wissen: Man messe dem Schutz von Unterwasserinfrastruktur große Wichtigkeit bei, wischte man am Mittwoch die Vorwürfe vom Tisch.
Die NATO-Länder dürften aber bereits reagiert haben. Wie etwa der schwedische Rundfunksender SVT berichtete, soll das aus einem russischen Ölhafen kommende Schiff von mehreren Marineschiffen „beschattet“ worden sein. Konkret ist dabei die Rede von mehreren Patrouillenschiffen der dänischen Marine.
Schiffsbewegungen geben brisante Hinweise
Polnische Medien berichten gar, dass der Frachter von den Dänen festgesetzt worden sein soll, der Kapitän des Schiffs soll aus Russland stammen. Dänemark soll demnach von seinem Recht nach Artikel X der Unterseekabel-Konvention Gebrauch gemacht haben. Dies war zuvor erst einmal geschehen, und zwar 1959 durch die USA.
Offiziell bestätigt wird dies allerdings bislang nicht. Schiffsbewegungen zeigten jedoch, dass sich am Mittwoch mindestens zwei dänische Militärschiffe südlich der kleinen Insel Anholt in unmittelbarer Nähe der „Yi Peng 3“ befanden. Das chinesische Schiff lag demnach vor Anker.
Via Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) erklärte das dänische Verteidigungsministerium, dass man in der Nähe der „Yi Peng 3“ präsent sei. Darüber hinaus kommentiert man den Vorfall jedoch noch nicht.
Spezialschiff soll Kabel jetzt wieder reparieren
Die Stelle, an der das Kabel durchtrennt ist, liegt laut finnischem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zwischen der schwedischen Insel Öland und Litauen, direkt in einer schwedischen Sonderwirtschaftszone. Dort ist der Schiffsverkehr eher gering. Weder das staatliche, finnische Betreiber-Netzwerk Cinia noch die Polizei haben derzeit einen Anhaltspunkt, wie der Defekt am Ostsee-Glasfaserkabel „Cinia C-Lion1“ entstanden ist.
Die Beschädigung hatte Störungen bei verschiedenen Telekommunikationsdiensten verursacht, teilte Cinia am Montag mit. Mittlerweile sei ein Spezialschiff aus dem französischen Calais unterwegs, um das Kabel zu reparieren. Die Arbeiten könnten zwischen fünf und 15 Tagen dauern, da das Kabel vom Grund der Ostsee geholt werden müsse, hieß es im finnischen Rundfunk.
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