Ohne wirkliche Logik

Russland schoss erstmals Interkontinentalrakete ab

Ukraine-Krieg
21.11.2024 11:26

Russland hat nach Angaben der Ukraine bei seinem Luftangriff Donnerstag früh erstmals seit Kriegsbeginn auch eine Interkontinentalrakete abgefeuert. Für die Attacke mit der Langstreckenwaffe gibt es keine militärische Logik. Russland will im Gegenzug Marschflugkörper abgefangen haben.

„Eine ballistische Interkontinentalrakete wurde von der Region Astrachan der Russischen Föderation aus abgeschossen“, teilte die ukrainische Luftwaffe in einer Erklärung auf Facebook mit. Es handele sich nach übereinstimmenden Medienberichten um den ersten Einsatz einer derartigen Waffe seit Beginn des Krieges im Februar 2022.

Auch Hyperschallrakete flog auf Ukraine
In der Ukraine ist Donnerstag früh landesweit Luftangriffs- und Raketenalarm ausgelöst worden. Im Gebiet Dnipropetrowsk sei eine russische Hyperschallrakete vom Typ „Kinschal“ eingeschlagen, berichtete die Agentur Ukrinform.

Ziel des Angriffs war Dnipro, unweit der bereits von Russland annektierten Gebiete – für diese Reichweite wäre definitiv keine derartige Langstreckenrakete erforderlich (Symbolbild). (Bild: AFP)
Ziel des Angriffs war Dnipro, unweit der bereits von Russland annektierten Gebiete – für diese Reichweite wäre definitiv keine derartige Langstreckenrakete erforderlich (Symbolbild).

Die Rakete sei von einem MiG-31-Kampfjet abgefeuert worden. Kurz darauf warnte die ukrainische Flugabwehr auf der Plattform Telegram vor dem möglichen Einflug mehrerer Ch-101-Marschflugkörper.

Diese mit Tarnkappentechnik versehenen Flugkörper nahmen Kurs auf die Hauptstadt Kiew und Poltawa im Osten des Landes, wie die Luftwaffenführung mitteilte. Sieben Stück seien abgeschossen worden.

Ziel war kritische Infrastruktur
Der russische Angriff erfolgte, nachdem die Ukraine in den vergangenen Tagen erstmals mit US-amerikanischen und britischen Raketen Ziele in Russland attackiert hatte. Ziel des russischen Angriffs seien unter anderem Unternehmen und kritische Infrastruktur in der Stadt Dnipro gewesen, hieß es weiter. In Dnipro wurde den örtlichen Behörden zufolge ein Industrieunternehmen beschädigt. Zudem seien zwei Brände in der Stadt ausgebrochen.

Der Bürgermeister von Dnipro, Borys Filatow, schrieb, dass auch ein Zentrum für Menschen mit Behinderungen beschädigt worden sei. Bisher liegen keine Informationen über Verletzte vor.

Kann nicht abgeschossen werden
Bei der Interkontinentalrakete soll es sich um das russische Modell RS-26 „Rubesch“ („Grenze“) handeln. Aufgrund ihrer Schnelligkeit und Fähigkeit, die Flugroute schnell wechseln zu können, könne sie nicht von der Luftabwehr abgeschossen werden. Die Sprengladung dürfte rund 1200 Kilogramm betragen haben. Normalerweise werden Interkontinentalraketen, die mehrere Tausend Kilometer weit fliegen können, für weiter entfernte Ziele eingesetzt.

Mit der aus militärischer Sicht wenig sinnvollen Anwendung auf ein relativ nahes Ziel, welches auch mit anderen Raketen erreichbar wäre, setzt Russland vor allem einen symbolischen Schritt. „Ein Angriff auf die Ukraine mit einer Interkontinentalrakete entbehrt jeder militärischen Logik“, fasst der Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Gerashchenko, auf der Plattform X (vormals Twitter) zusammen. Der Kreml unterstreicht damit wohl seine Drohung, möglicherweise Atomwaffen gegen die Ukraine und ihre Unterstützer einzusetzen.

Russland will Storm Shadow vom Himmel geholt haben
Russland hat nach eigenen Angaben zwei von der Ukraine abgefeuerte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow abgefangen. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es wäre der erste bestätigte Einsatz dieser aus Großbritannien gelieferten Waffen über Russland seit Kriegsbeginn.

Am Vortag hatten britische Medien berichtet, die Ukraine habe die Waffen erstmals auf Russland abgefeuert. Die Regierung in Moskau hat die Erlaubnis für die Ukraine zum Einsatz westlicher Waffen mit größerer Reichweite gegen Ziele auf russischem Territorium als Eskalation bezeichnet.

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