Drei Jugendliche hielten in Simmering mit ihren E-Scootern Ausschau nach Opfern. Sie umkreisten Fußgänger, bedrohten diese mit Schreckschusspistole, Messern und einer Gartenschere. Am Donnerstag muss sich das Trio im Wiener Landesgericht wegen schweren Raubs vor einem Schöffensenat verantworten. Am meisten bereuen die jungen Angeklagten, dass sie gefasst wurden.
Szenen eines von Jugendlichen begangenen Verbrechens in Wien: Drei Burschen maskieren sich am 7. Oktober gegen 23 Uhr mit Skimützen und Schals, packen Schreckschusspistole, Springermesser, Klappmesser und Gartenschere ein, steigen auf drei E-Scooter. „Wir haben einfach Leute genommen, die wir gesehen haben“, sagt der erstangeklagte 18-Jährige zu Richterin Daniela Zwangsleitner.
Auch ein Schuss wurde abgegeben
Sie überholten und umkreisten ihre Opfer mit den Elektro-Gefährten und bedrohten sie samt Waffe mit dem Umbringen. So erbeuteten sie Geld, eine Bankomatkarte, Zigaretten und Co. – ihr erstes Opfer in Simmering war eine junge Frau, die auf dem Heimweg war. Ihr hielt der Erstangeklagte die Pistole bei dem schweren Raub direkt an die Schläfe. Die anderen richteten Messer und Gartenschere auf sie. Der 18-Jährige schoss auch einmal in die Luft.
„Haben Sie sich überlegt, was Sie dieser jungen Frau angetan haben. Wie sie sich gefürchtet haben muss? Da hat man Todesangst“, ist selbst die erfahrene Jugendrichterin erstaunt über die Brutalität der drei Täter. Von denen zwei noch minderjährig sind. Alle drei sind in Wien geboren, zwei von ihnen haben einen türkischen Pass. Der Zweitangeklagte ist Österreicher, lebt seit 17 Jahren in der Bundeshauptstadt, kann aber trotzdem nur sehr schlecht Deutsch. Er antwortet vorwiegend einsilbig mit einem gelangweilten „Ja“.
Die U-Haft war für meinen Mandanten ein heilsamer Schock.
Strafverteidiger Roland Friis
Bild: Peter Tomschi
Polizist gerammt und verletzt
„Was hätten Sie mit dem Geld gemacht, wenn sie nicht von der Polizei gefasst worden wären?“, fragt Zwangsleitner. „Drogen gekauft“, lautet die Antwort. Alle drei geben an, schon seit mehreren Jahren drogensüchtig zu sein. Auch am Tatabend hätten sie „Benzos“ in Tablettenform genommen. „Jugendliche in Wien haben mittlerweile massiv mit Drogenmissbrauch zu tun. Sie nehmen alles und noch dazu alles gemischt“, sagt der Anwalt des Erstangeklagten. Der sich auch für Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung verantworten muss. Als die Polizei die E-Scooter-Bande stellte, raste er mit seinem Roller auf einen Polizisten zu, rammte und verletzte diesen.
„Die U-Haft war für meinen Mandanten ein heilsamer Schock“, führt Strafverteidiger Roland Friis aus, der den drittangeklagten 17-Jährigen vertritt, der im schwarzen Anzug den Prozess bestreitet. Er fasst die geringste Strafe von 17 Monaten teilbedingt aus.
„Ist das nicht schäbig?“
Seinen Mittätern kauft Frau Rat die Reue nicht ab. „Wir dachten, dass es klappen wird“, ärgern sich die Burschen vorrangig darüber, dass sie erwischt wurden. „Ist das nicht schäbig?“, fragt Zwangsleitner. Der Angeklagte blickt zu Boden. Der zum Tatzeitpunkt 16-Jährige wird zu 18 Monaten Haft, davon ein halbes Jahr fix, verurteilt. Der mutmaßliche Haupttäter muss zwei Jahre ins Gefängnis. Nicht rechtskräftig.
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