Älteren Menschen, die in Armut leben, einen Wunsch erfüllen, das kann jeder von 2. bis 23. Dezember in vier Kärntner Apotheken, in denen die Volkshilfe Wunschbäume aufstellt.
Stromkosten, Mietpreiserhöhung, Betriebskostennachzahlung, die allgemeine Teuerung und ein geringes Einkommen: 235.000 Pensionisten über 65 lebten 2022 in Österreich unter der Armutsgefährdungsschwelle – das sind 15 Prozent der über 65-Jährigen, und da vor allem Frauen. Für Kärnten sei die Datenlage nicht gut ausgewiesen. „Aber wir haben viele Betroffene in Betreuung – in allen Kärntner Bezirken“, weiß Jürgen Pfeiler, der Direktor der Volkshilfe Kärnten. Wobei die Hemmschwelle groß sei. „Gerade die Generation der heutigen Pensionisten war es immer gewohnt, sich selbst zu erhalten und keine Schulden zu machen. Wenn da hohe Betriebskostennachzahlungen anstehen, sparen sie lieber beim Essen, als dass sie Schulden machen würden“, weiß Alexander Matzan, Sozialarbeiter bei der Volkshilfe.
Ich hab‘ eh immer gearbeitet, aber es is‘ halt zu wenig. Diese Pension is‘ zu wenig. Es is‘ furchtbar, mir bleibt nix übrig. Mir bleiben 120 Euro im Monat zum Leben.
Frau B., Mindestpensionistin
Offen bleiben daher auch oft Wünsche nach Hygieneartikeln, nach Cremes oder gesundheitsfördernden Säften wie dem beliebten Buerlecithin. Daher richtet die Volkshilfe Kärnten erstmals Wunschbäume ein.
In vier Team-Santé-Apotheken stehen ab 2. Dezember Wunschbäume. Ziehe ich als Kunde einen Zettel, zahle ich je nach Paket 20 oder 40 Euro und eine armutsgefährdete Kärntnerin oder ein armutsgefährdeter Kärntner bekommt ein Paket. Da die Apotheken die Artikel für dieses Geschenk zum Einkaufspreis abgeben, bekommen die Beschenkten sogar etwas mehr, als der Geldpreis vermuten lassen würde.
Wunschbäume stehen in vier Team Santé-Apotheken:
Wer nicht 20 oder 40 Euro spenden kann oder will, kann gern einen anderen Betrag in die „Krone“-Spendenbox werfen: Der gemeinnützige Verein „Krone-Leser helfen” unterstützt Kärntner nach Schicksalsschlägen. Jeder Cent geht an die geprüften Fälle, Kosten für Bearbeitung oder Verwaltung werden nicht abgezogen, da diese Arbeiten in der Redaktion vom Team erledigt werden.
„Ich kenne eine Kärntnerin, die arbeitet mit 73 Jahren noch geringfügig, denn die Miete plus Heizkosten plus Strom sind teuer. Ohne die geringfügige Arbeit wäre ihr Leben nicht leistbar“, erzählt Sozialarbeiter Alexander Matzan. „Andere haben schon einen niedrigen Lohn, wie Friseurinnen oder Verkäuferinnen. Die sind trotz Vollzeitarbeit an der Armutsgrenze.“ Nicht wenige Menschen müssen wegen des Geldes eine Zweckbeziehung eingehen oder trotz vergangener Liebe eine Wohngemeinschaft aufrechterhalten.
... konnte die Volkshilfe in den vergangenen zwei Jahren helfen. „Die Dunkelziffer derer, die Hilfe brauchen würden, dürfte um das fünf- bis sechsfache höher sein“, so Pfeiler und Matzan. Vielen ist es peinlich, um Hilfe zu bitten.
Einige werden von Bekannten bei der Volkshilfe „gemeldet“, bekommen dann Besuch von einem Betreuer und nehmen die Hilfe schließlich dankend an.
Die Klienten, denen die Volkshilfe in Kärnten hilft, seien ab 20 Jahre alt. Alleinerziehende haben oft finanzielle Probleme durch Alimente-Streitigkeiten oder können nicht Vollzeit arbeiten, weil die Kinderbetreuung fehlt. „Nach Trennungen müssen Männer oft den Überziehungsrahmen beim Konto voll ausschöpfen, und die kommen da nicht mehr raus“, kennt Matzan einige Beispiele. Werden dann noch Mieten oder der Strompreis erhöht, ist Feuer am Dach.
Fragen Sie Ihren Nachbarn, wie es ihm geht: Hallo, wie geht es Ihnen? Das sind magische Worte. Sie öffnen damit eine Tür und eine oft einsame Person beginnt zu erzählen.
Jürgen Pfeiler und Alexander Matzan von der Volkshilfe
Wer einen kleinen Wunsch erfüllt, macht eine große Freude
Um die Altersarmut ein wenig zu mildern und den Betroffenen ein Weihnachtsgeschenk zukommen zu lassen, stellt die Volkshilfe Kärnten erstmals Wunschchristbäume in vier Apotheken auf. Wollen Sie jemandem ein Päckchen aus der Apotheke schenken? Dann kaufen Sie eine Wunschkarte in einer der vier Team-Santé-Apotheken (siehe Infobox oben).
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