Im Chemielabor von Schulen lauert Gefahr. Bei falscher Lagerung können sich heikle Substanzen in Hochrisikostoffe verwandeln. Explosive Pikrinsäure ließ zuletzt im Bezirk Oberwart die Alarmglocken schrillen. Spezialisten des Einsatzkommandos Cobra entschärften die Lage.
Pikrinsäure ist im feuchten Zustand ungefährlich, bei trockener Beschaffenheit gilt das chemische Gemisch jedoch als hochexplosiv. Kleine Erschütterungen oder das Aufschrauben des Behälters können schon ausreichen, um eine heftige Detonation hervorzurufen.
HTL wurde geräumt
Mit dieser ernüchternden Erkenntnis sah sich erst vor einem Monat die HTL Mödling in Niederösterreich konfrontiert. Als im Labor der Werkstatt der eingetrocknete Stoff entdeckt worden ist, mussten 250 Schüler das Gebäude verlassen. Der Entschärfungsdienst des Innenministeriums, der Schadstoffberatungsdienst des NÖ-Landesfeuerwehrverbandes und Landeschemiker waren im Einsatz.
Säure in Oberschützen gefunden
Ähnlich brisante Vorfälle lösen im Osten Österreichs immer wieder die Evakuierung von Schulen aus. Als Warnung sind Direktionen dazu aufgerufen, ihre Chemiebestände regelmäßig zu überprüfen. Im Giftschrank des versperrten Labors im Bundesrealgymnasium in Oberschützen ist ebenfalls sprengkräftige Pikrinsäure in einer verdunkelten 0,5-Liter-Glasflasche aufgespürt worden.
Pikrinsäure (2,4,6-Trinitrophenol) ist eine chemische Verbindung mit Benzolkörper als Grundstruktur. Außerhalb von Schulen wird der Stoff bei der Herstellung von Sprengstoffen, Streichhölzern und elektrischen Batterien verwendet. Die Substanz lässt sich ebenso beim Ätzen von Kupfer und bei der Herstellung von farbigem Glas, in der Lederindustrie und bei der Synthese von Farbstoffen einsetzen. In der Medizin ist ihre Bedeutung auf Verfahren der Histologie begrenzt. Pikrinsäure reizt Augen und Schleimhäute. Im Unterricht wird der instabile, entzündliche Stoff in einer weniger reaktiven Form genutzt.
„Risikostoff durch Fachbetrieb entsorgen“
Sofort waren alle Behörden in höchster Alarmbereitschaft, unterstützt von einem erfahrenen Umweltchemiker des Schadstoffzuges Süd der Stadtfeuerwehr Pinkafeld. Mithilfe von Spezialisten des Einsatzkommandos Cobra konnte die brandgefährliche Säure entschärft werden.
Zurück blieb eine Substanz, die nicht mehr explosiv war, jedoch hochgiftig. Ein Experte vor Ort: „Die Schulleitung sollte den Risikostoff umgehend durch einen Fachbetrieb entsorgen lassen, wenngleich die Beseitigung mit enormen Kosten verbunden ist.“
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