Baby in Mistkübel

Mutter gab Hinweis um verschwundene Tochter selbst

Wien
22.11.2024 17:00

Zwei Todesfälle binnen weniger Tage in Wien-Favoriten: Die Tatverdächtigen? Beide Male sind es die erst 29-jährigen Mütter. Nach dem Tod eines Vierjährigen in einem Gemeindebau kam es am Donnerstag zur nächsten Tragödie: Die Mutter soll ihre Tochter in einen Abfallcontainer geworfen haben, gab den Hinweis zum Fundort schlussendlich selbst. Zurück bleibt: Fassungslosigkeit. 

Es ist ein bedrückendes Bild, das sich vor der Klinik in Wien-Favoriten zeigt. Auf elf Autolängen ist der Bereich vor dem Spital abgesperrt, die Ermittler sind auch Stunden nach dem schockierenden Fund am Freitag noch mit der Spurenarbeit am Tatort beschäftigt. Die unschuldig aussehenden grün-gelben Abfallcontainer in der Kundratstraße vor dem Gebäude rücken dabei ins Zentrum der Ermittler. Sie sind am Donnerstag Ort einer schier unfassbaren Tat geworden. 

Baby wurde nur zehn Tage alt
Nur zehn Tage wurde die kleine Tochter alt, ihre 29-jährige Mutter steht unter dringendem Mordverdacht, wie am Freitag bekannt wurde. Das Baby war am Donnerstag kurz vor Mittag aus der neonatologischen Station des Spitals verschwunden. Eine Pflegerin hatte das bemerkt und Alarm geschlagen.

Eine großangelegte Suchaktion, auch mit Hunden und einer Drohne in der Nacht, brachte zunächst keine Erkenntnisse. Zuerst schlug ein Spürhund bei einem Mistkübel auf dem Spitalgelände Alarm – dies entpuppte sich als Fehlanzeige. Von der Kleinen fehlte weiterhin jede Spur. Die Suche wurde am Donnerstagabend eingestellt, mit dem Vorhaben, diese am nächsten Morgen fortzuführen.

29-jährige Mutter gab Hinweis um Fundort selbst
Der Verdacht konzentrierte sich dabei schnell auf das familiäre Umfeld des Babys. Der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) hatte noch am Donnerstag darauf hingewiesen, dass es keinen freien Zugang zu der Station gebe. Der Tatverdacht auf Mord erhärtete sich mit der Einvernahme der Österreicherin in der Nacht auf Freitag. Sie gestand die Tat schließlich und führte die Ermittler auch selbst zu dem Abfallcontainer, wo sie ihre erst zehn Tage alte Tochter – eingewickelt in einen Plastiksack und Decke – hineingeworfen hatte.

Die Kleine dürfte schließlich erfroren sein – Schnee kündigte sich zum Freitag an, ein eisiger Wind pfiff durch die Straßen Wiens. Das Ergebnis der Obduktion steht aber noch aus – in den kommenden Tagen soll dann Klarheit über die Todesursache herrschen. „Das Geschehene macht uns fassungslos. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Polizeikräfte aktiv bei der Suche unterstützt haben, sind allesamt tief betroffen. Sie werden bei Bedarf psychologisch betreut“, so die Ärztliche Direktorin der Klinik, Michaela Riegler-Keil. 

Rund zwei Stunden nach dem Auffinden der Leiche waren die Tatortermittler des Landeskriminalamtes nach wie vor mit der Spurenarbeit beschäftigt. Dass eventuell der Paragraf 79 – Tötung eines Kindes bei der Geburt – infrage kommt, schließen die Ermittler eher aus. Der Paragraf lautet: „Eine Mutter, die das Kind während der Geburt oder solange sie noch unter der Einwirkung des Geburtsvorganges steht, tötet, ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.“

Zitat Icon

Leider mussten wir heute zur Kenntnis nehmen, dass das verschwundene Baby tot außerhalb der Klinik Favoriten aufgefunden wurde. Die polizeilichen Ermittlungen zum Tathintergrund laufen nach wie vor. 

Michaela Riegler-Keil, Ärztliche Direktorin der Klinik in Wien-Favoriten

Vierjähriger Bub fünf Tage zuvor erstochen
Keine drei Kilometer vom Tatort entfernt hatte sich nur fünf Tage zuvor ein ähnlich trauriges Schicksal ergeben: In einem Wiener Gemeindebau an einem sonnigen Sonntagvormittag setzte ein Vater den Notruf ab. Die 44-jährige Anrainerin Klaudija entdecte den weinenden Mann im Stiegenhaus – mit blutverschmierter Kleidung. „Ich weiß nicht, ob ich hier weiter wohnen kann“, erzählte sie kurz nach der schrecklichen Tat.

Die 29-jährige Mutter soll ihren vierjährigen Sohn mit einem Messer erstochen und anschließend einen Suizidversuch verübt haben. Sie überlebte, wurde in ein Spital gebracht, befindet sich seitdem in U-Haft. Der kleine Sarg wurde – flankiert von WEGA-Beamten – aus dem Wohnhaus gebracht. Die weinenden Anrainerinnen können die Tat nicht glauben, sie hofften, es wäre ein Unfall gewesen, ihre Kinder „hätten häufiger gemeinsam gespielt“, die tatverdächtige Mutter gab laut Zeugen „häufig Erziehungstipps“. Das schockierende Detail: Sie arbeitet als Kindergartenassistentin.

Beide Frauen wohl psychisch krank
Zurück bleiben Fragen, viele Fragen. Was sollte Mütter dazu veranlassen, solche Taten zu verüben? Im Fall des in den Container geworfenen Babys sei die 29-jährige Tatverdächtige seit der Geburt in einer psychischen Ausnahmesituation. Ob sich die junge Frau davor in therapeutischer Behandlung befunden hat, ist derzeit unklar. Weitere Details zur Tat sind derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Ob es Anzeichen gab? Auch das werden die Ermittler erst klären müssen.

Auch bei der schrecklichen Tat am Sonntag geben die Ermittler aufgrund der sensiblen Situation nur wenige Informationen preis. Doch auch hier wurde kurz danach bekannt: Die Mutter leidet ebenfalls an psychischen Problemen. Sie soll sich psychologische Hilfe gesucht haben. 

In beiden Fällen stehen die leiblichen Mütter unter dem entsetzlichen Verdacht, das Leben ihrer eigenen Kinder auf grausame Weise beendet zu haben. Diese Tragödien hinterlassen tiefe Spuren: Mitgefühl für die trauernden Angehörigen, Bestürzung über das Schicksal der mutmaßlich psychisch kranken Frauen und Trauer um den Verlust zweier junger Leben. Fassungslosigkeit, wie es so weit kommen konnte. Trost spendend ist hier wohl kein Detail. Für die beiden Mütter gilt die Unschuldsvermutung.

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