Putin vor Militärs:

Testen „Oreschnik“ weiter in „Kampfsituationen“

Ausland
22.11.2024 18:52

Russland wird nach Angaben von Präsident Wladimir Putin weitere Tests der neuartigen „Oreschnik“-Rakete, die am Dienstag auf die ukrainische Stadt Dnipro abgefeuert wurde, in „Kampfsituationen“ vornehmen. Er kündigte zudem die Aufnahme der Serienproduktion der Mittelstreckenrakete an.

„Wir werden diese Tests fortsetzen, auch in Kampfsituationen, abhängig von der Situation und der Art der Bedrohungen für die Sicherheit Russlands“, sagte Putin am Freitag in einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Militärvertretern.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte beruft indes nach dem Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete eine Sitzung des NATO-Ukraine-Rats ein. Bei dem Treffen am Dienstag in Brüssel soll es nach Angaben eines Sprechers um den jüngsten russischen Angriff auf die ukrainische Großstadt Dnipro (Video oben) gehen. Der Kreml spricht diesbezüglich von einer Botschaft an den Westen.

„Wir werden diese Tests fortsetzen, auch in Kampfsituationen“, sagte Putin am Freitag vor Militärvertretern. (Bild: Vyacheslav Prokofyev, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP)
„Wir werden diese Tests fortsetzen, auch in Kampfsituationen“, sagte Putin am Freitag vor Militärvertretern.

Fliegt mit mehrfacher Schalgeschwindigkeit
Nach unabhängig bisher nicht bestätigten russischen Angaben kann sie mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen und nicht abgefangen werden. Experten gehen davon aus, dass sie theoretisch auch mit nuklearen Sprengsätzen bestückt werden könnte. In Dnipro sollen am Donnerstag sechs einzelne Sprengköpfe eingeschlagen sein. Sie seien nicht nuklearer Art gewesen, sagte Putin.

Die Beratungen in Brüssel werden nach Bündnisangaben auf Wunsch der Regierung in Kiew organisiert und finden auf Botschafterebene statt. Der NATO-Ukraine-Rat war zum ersten Mal 2023 beim NATO-Gipfel in Litauen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs zusammengekommen. Das relativ neue Gremium wurde für den Austausch in Krisensituationen geschaffen.

Kreml: Einsatz war Botschaft an den Westen
Moskau bezeichnete den Einsatz der neuen Hyperschall-Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine unterdessen als Botschaft an den Westen. Russland werde auf unbesonnene Handlungen der westlichen Unterstützer der Ukraine reagieren, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag.

Die Hauptbotschaft sei, dass die rücksichtslosen Entscheidungen und Handlungen westlicher Länder, die der Ukraine erlaubten, mit von ihnen gelieferten Raketen russisches Territorium anzugreifen, „nicht ohne Reaktion der russischen Seite bleiben können“, so Peskow.

„Die russische Seite hat ihre Fähigkeiten deutlich demonstriert und die Konturen weiterer Vergeltungsmaßnahmen für den Fall, dass unsere Bedenken nicht berücksichtigt werden, sind ziemlich klar umrissen worden“, so der Sprecher weiter.

USA wurden 30 Minuten vor Start informiert
Russland sei nicht verpflichtet gewesen, die USA vor dem Angriff zu warnen, habe sie jedoch 30 Minuten vor dem Start informiert. Präsident Putin sei weiterhin offen für Dialog. Aber die scheidende Regierung von US-Präsident Joe Biden „bevorzuge es, den Weg der Eskalation fortzusetzen“.

Einen Tag nach dem russischen Angriff mit der neuen Hyperschall-Mittelstreckenrakete legte die Ukraine Erkenntnisse über das Geschoss vor. Die Rakete habe mehr als die elffache Schallgeschwindigkeit erreicht, teilte der ukrainische Geheimdienst mit. Sie sei vom Start in der südrussischen Region Astrachan bis zum Einschlag in der Stadt Dnipro 15 Minuten lang geflogen.

Rakete war mit über elf Mach unterwegs
Die Rakete sei mit sechs Gefechtsköpfen bestückt gewesen, von denen jeder mit sechs Teilen Submunition ausgestattet gewesen sei. „Die Geschwindigkeit im letzten Abschnitt der Flugbahn lag über Mach elf“, so der Geheimdienst. Ein Mach entspricht rund 1225 Kilometern pro Stunde.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits am Donnerstag von der Weltgemeinschaft eine entschiedene Reaktion auf den russischen Angriff verlangt. „Dies ist eine eindeutige und ernsthafte Ausweitung des Ausmaßes und der Brutalität dieses Krieges, eine zynische Verletzung der UNO-Charta durch Russland“, schrieb Selenskyj in sozialen Netzwerken.

UNO: „Besorgniserregende Entwicklung“
Die Vereinten Nationen sprachen von einer „besorgniserregenden Entwicklung“. „All das geht in die falsche Richtung. Was wir sehen wollen, ist, dass alle Parteien dringend Schritte unternehmen, um die Situation zu deeskalieren“, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York.

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