Ab wann ist man zu alt für den Job? Diese Frage betrifft viele Babyboomer und Verantwortungsträger. Der steirische Konzernchef Hans Roth (Saubermacher) ist mit 78 Jahren ein disziplinierter Workaholic, der Verantwortung für 3800 Mitarbeiter trägt. Doch ist er nicht schon zu alt für diesen Job? Die „Krone“ hat nachgefragt.
„Krone“: Ist Ihnen die Frage nach dem Alter unangenehm?
Hans Roth: Ich stocke ein wenig bei dieser Frage, weil ich mich nicht so alt fühle, wie ich tatsächlich bin. Das ist wiederum eine gute Voraussetzung, um im Alter aktiv zu sein. Da höre ich auch immer, dass ich für mein Alter gar nicht so schlecht ausschaue.
Tun sie etwas, um jünger auszusehen?
(Lacht). Also die Nivea-Creme von damals reicht nicht mehr, da braucht es wirkungsvollere Mittel. Ich färbe meine Haare, habe mir die Augen operieren lassen, aber grundsätzlich vertraue ich auf die guten Gene meines Vaters und Großvaters.
Zu alt für den Job – haben Sie sich die Frage gestellt?
In einer ruhigen Minute stelle ich mir selbstkritisch diese Frage, ob ich wohl noch fit und kreativ bin und für andere noch Vorbild sein kann. Ich denke jedoch mehr darüber nach, wer könnte die Firma gut führen. Es ist mir bewusst, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern bei 79,5 Jahren liegt, und ich erlebe es in meinem Freundeskreis, dass viele die Welt verlassen haben. Ich werde mich in absehbarer Zeit noch mehr aus der Firma zurückzuziehen.
Arbeiten bis in hohe Alter – sind Sie damit auch ein Vorbild in der eigenen Firma?
Ich gratuliere persönlich allen Mitarbeitern, die schon lange in der Firma sind, zu ihren Jubiläen. Es tut mir persönlich weh, wenn ich Mitarbeiter in die Pension verabschiede, die mit 62, 63 Jahren noch wie das blühende Leben ausschauen. Ich habe in der Firma einen 70er-Mitarbeiter, übrigens der zweitälteste im Konzern, den ich gerne als Beispiel nenne, mit welcher Freude er zur Arbeit geht. Es ist eine generelle Frage, wie man mit älteren Arbeitnehmern umgeht, die uns aufgrund der demografischen Entwicklung in der Arbeitswelt fehlen werden. Vom Know-how, Wissen und vom Fleiß sind ältere Mitarbeiter eine große Stütze. Daher wünsche ich mir für diese Leute, die viel gearbeitet und Steuern bezahlt haben, einen Freibetrag und mehr Anreiz zum Arbeiten.
Es tut mir persönlich weh, wenn ich Mitarbeiter in die Pension verabschiede, die mit 62, 63 Jahren noch wie das blühende Leben ausschauen.
Hans Roth
Gilt das auch für Sie, dass Sie mit 78 zu vital und fit sind, um an die Pension zu denken?
Ich habe vor 20 Jahren allen erzählt, dass ich davon träume, in meinen Heimatort Gnas zurückzukehren, um ein gemütliches Leben mit Buschenschankbesuchen zu genießen. Ein wesentlicher Teil, der mich in der Arbeit hält, ist der Kontakt zu jungen Mitarbeitern und die Tätigkeit in einem innovativen Unternehmen. Mein Leben ist noch immer ein Lernprozess. Mich interessieren Innovationen, ich lese wöchentlich 25 Fachzeitungen, beschäftige mich Social-Media-Werbung und habe gerade eine neue Abteilung für Künstliche Intelligenz geschaffen. Menschen werden lethargisch und müde, wenn sie nicht gefordert werden, keine Aufgabe mehr haben oder kein neues Hobby finden, weil sie nicht mehr Chef sein können.
Sie gehören einer Generation an, die Arbeit und Fleiß zur Priorität im Leben ansetzt – eine aussterbende Gattung?
Geprägt vom Vater war für mich Fleiß immer ein Garant, überleben zu können und Erfolg zu haben. Das hat mich bis ins hohe Alter angespornt. Ich glaube, dass diese Generation wiederkommen wird.
Haben Sie Verständnis für die heranwachsende Work-Life-Balance-Generation?
Grundsätzlich haben viele im Unternehmen die Möglichkeit, 30 Stunden zu arbeiten. Ich wundere mich zwar, dass sie es sich ohne Lohnausgleich auch leisten können. Das ist der Zeitgeist, obwohl es mir persönlich lieber, wenn jemand 40 Stunden arbeitet und Überstunden macht. Ich bin überzeugt, dass es zum Umdenken kommen wird, denn viel Freizeit wird schlussendlich nicht das große Glück ausmachen. Die Erbgesellschaft wird sich auch verändern, und die Menschen müssen aus verschiedenen Gründen wieder mehr tun.
Hatten Sie jemals den Gedanken, etwas versäumt zu haben?
Nein, dieses Gefühl habe ich in keiner Minute. Auch wenn andere von ihren Traumurlauben und Kreuzfahrten schwärmen, würde ich mein Arbeitspensum selbst im nächsten Leben nicht ändern wollen. Auch wenn mir meine Frau Margret an einem 17-Stunden-Arbeitstag die Frage stellt, wie lange ich mir den Stress noch antun will.
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