Kunstwerk zerstört

Hass auf Mahnmale gegen Gewalt an Ringstraße

Wien
25.11.2024 11:00

Die Fotoserie, die derzeit in Wien ein Zeichen gegen Missbrauch und häusliche Gewalt setzt, hat offenbar auch bei den Tätern einen Nerv getroffen: Die Bildtafeln wurden gleich mehrfach zerschlitzt und zertreten. Der Künstler ist schockiert über diese öffentliche Zurschaustellung von Frauenhass durch die Täter.

Als würden die eindringlichen Foto-Text-Kombinationen nicht betroffen genug machen: Unbekannte Täter haben die Werke, mit denen Künstler Robert Fleischanderl auf der Ringstraße und vor dem Museumsquartier Missbrauch an Frauen und Kindern thematisiert, zertreten und zerschlitzt – mehrfach und mit System. Auch für die Polizei ist das kein Vandalismus: Sie ermittelt wegen Hassverbrechen.

Von Ausmaß des Hasses überrascht
Die Chancen auf eine Aufklärung der Tat schätzt Fleischanderl als gering ein. Gegenüber der „Krone“ meint er, er habe zwar auch mit Hass gegen die Kunstwerke gerechnet, allerdings niemals mit einem „enormen symbolischen Ausmaß“ in diesem Ausmaß. Versichert sind die Kunstwerke nicht. Bei Ausstellungen gerade im öffentlichen Raum seien entweder die Sicherheitsauflagen oder die zu bezahlenden Prämien so hoch, dass das für Künstler in Wahrheit gar nicht infrage komme.

Fleischanderl schildert in insgesamt 82 Bild-Text-Kombinationen 14 verschiedene Geschichten von Missbrauch und häuslicher Gewalt. (Bild: Lukas Zimmer)
Fleischanderl schildert in insgesamt 82 Bild-Text-Kombinationen 14 verschiedene Geschichten von Missbrauch und häuslicher Gewalt.
Sowohl die Texte als auch die Bilder sind authentisch und geben etwa Verhör-Aussagen betroffener Frauen wieder und zeigen die Tatorte. (Bild: Lukas Zimmer)
Sowohl die Texte als auch die Bilder sind authentisch und geben etwa Verhör-Aussagen betroffener Frauen wieder und zeigen die Tatorte.
Gerade die Alltäglichkeit der Bildsujets soll zum Nachdenken darüber anregen, was sich hinter scheinbar friedlichen Fassaden verbirgt. (Bild: Lukas Zimmer)
Gerade die Alltäglichkeit der Bildsujets soll zum Nachdenken darüber anregen, was sich hinter scheinbar friedlichen Fassaden verbirgt.

Nach Hass-Attacke nur noch in Wien zu sehen
Die traurige Folge der Zerstörungsaktion: Die von Fleischanderl, aber auch zufällig vorbeikommenden empörten Passanten notdürftig reparierten Tafeln sind nicht mehr intakt genug für die geplante Wanderausstellung. Geld für Ersatz steht nicht bereit: „Es war schon so schwer, das Budget dafür aufzustellen“. Die Tafeln, oder was davon übrig blieb, werden daher nur noch bis zum 10. Dezember in Wien zu sehen sein.

35 Bildtafeln zerstört

35 Bildtafeln der Fotoserie „Warum lachst Du nicht?“ entlang der Ringstraße, und damit der überwiegende Teil des Ausstellungsteils dort (der zweite Teil der Ausstellung steht vor dem Museumsquartier), wurden in fünf verschiedenen Nächten teils mehrmals hintereinander von Unbekannten zerstört.

Der Hass gegen die Kunstwerke erinnert an die Zerstörung der Porträts von Shoah-Überlebenden, die vor fünf Jahren an derselben Stelle ausgestellt waren. Für Fleischanderl sind die beiden Taten dennoch „nicht vergleichbar“, da es damals um politischen Rechtsextremismus und nun um persönliche Motive der Täter gehe. Traurig sei allerdings: „Je öfter so etwas passiert, umso weniger gibt es offenbar einen Aufschrei.“

Das Motiv der Täter ist aus Fleischanderls Sicht offensichtlich: „blanker Frauenhass“. Und es sei in seiner Absicht gelegen, mit den emotionalisierenden Bildern aufzurütteln, insofern hätten seine Kunstwerke  „sehr gut funktioniert. Aber lieber wäre mir gewesen, es wäre nicht passiert“. Einen Sieg tragen die Täter trotzdem nicht davon: Fleischanderls Mahnmal gibt es auch als Buch, das schon bei vielen Käufern sicher daheim liegt.

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