„16 Tage gegen Gewalt“

Gewalt gegen Frauen: Wien will Schweigen brechen

Wien
25.11.2024 06:00

Zahlen zeigen, wie dringend es die alljährlichen „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ braucht, gerade auch in Wien – und gerade auch für Opfer, die helfende Hände oft nicht ergreifen können. In den kommenden Tagen will die Stadt so viele wie möglich von ihnen erreichen.

Bei Gewalt gegen Frauen ist Wien ein trauriges Epizentrum: Rund ein Fünftel aller Menschen in Österreich lebt hier, aber rund ein Drittel aller Femizide geschieht hier – heuer elf, und damit nicht weniger als im Vorjahr. Und es ist nur die Spitze eines Eisbergs. Das Ausmaß der Gewalt lässt sich an den Zahlen der Hilfseinrichtungen in der Stadt ablesen: 2200 erstmalige Hilferufe wegen Gewalterfahrungen verzeichnete Wiens Frauennotruf im vorigen Jahr, das macht im Schnitt sechs pro Tag.

Hilfsnetz verlässlich und dicht gespannt
Dazu kamen weitere 1200 erstmalige Hilferufe wegen anderer Notlagen und mehr als 8400 Kontakte – vom Telefonat über Mails bis zu Begleitungen zu Polizei, Gericht und Krankenhaus – mit Frauen und Mädchen, die meist schon länger Gewalt ausgesetzt waren. Heuer wendet sich die Stadt mit den „16 Tagen gegen Gewalt gegen Frauen“ gerade auch an Opfer. Aus Scham, Angst oder Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll, helfen sie allzu oft unfreiwillig beim Verstecken des Themas und schützen Täter.

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Es erfordert enorm viel Mut, sich aus einer Gewaltbeziehung zu lösen oder über einen sexuellen Übergriff zu sprechen. Aber niemand muss das allein schaffen.

(Bild: Holl Reinhard)

Frauenstadträtin und Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál.

Die Zahlen der Stadt zeigen aber auch, dass das Hilfsnetz verlässlich und dicht gespannt ist: Allein für Telefongespräche nahm sich der Frauennotruf voriges Jahr über 61.000 Minuten Zeit – umgerechnet 43 Tage ohne Pause. Die Polizei half bei weit über 4000 Anzeigen und sprach rund 350 Betretungsverbote aus. Über 770 Frauen und 630 Kinder fanden in einem Frauenhaus Schutz. „Jede Frau in Wien soll wissen, dass sie Hilfe bekommt“, wünscht sich Frauenstadträtin Kathrin Gaál.

Kassazettel als Rettungsanker
Der Polizei-Notruf lautet 133. Sowohl der Frauennotruf (01 / 71719), als auch der Notruf Frauenhäuser (05 77 22) sind rund um die Uhr erreichbar. Diese Telefonnummern sind in den nächsten Tagen auch auf Kassenbons großer Handelsketten zu finden. Denn was 2021 mit einer Aktion des Lebensmittelhändlers Spar begann, hat landesweit Schule gemacht: Während der „16 Tage gegen Gewalt“ liefern inzwischen 20 Konzerne auf Kassenbons Informationen dazu, wo weibliche Gewaltopfer Hilfe bekommen können.

Immer mehr Handelsketten beteiligen sich an den „16 Tagen gegen Gewalt“. (Bild: SPAR/Johannes Brunnbauer)
Immer mehr Handelsketten beteiligen sich an den „16 Tagen gegen Gewalt“.

Männer für Härte, Frauen für Aufklärung
Es geht nicht nur um ein Bekenntnis, sondern um konkrete Hilfe am richtigen Ort zur richtigen Zeit: Gerade finanzielle Herausforderungen befeuern häusliche Gewalt, der Einkauf ist oft unmittelbar damit verknüpft. Der Spar-Konzern gab dieses Jahr außerdem eine Umfrage zum Thema in Auftrag, und die Resultate waren insofern erstaunlich, als vor allem die befragten Männer härtere Strafen für Täter forderten: 11 Prozent der Männer, aber nur 5,4 Prozent der Frauen finden die Strafen gegen Gewalttäter zu milde.

Frauen sind offenbar mehrheitlich überzeugt, dass es an der Bewusstseinsbildung scheitert: Sie fordern zu 14,1 Prozent, die Aufklärung müsse schon ab dem Kindergarten beginnen, bei Männern fordern das nur 9,6 Prozent. Auch die Forderung nach mehr Kampagnen und mehr Information über konkrete Hilfsangebote stellen Frauen in größerem Maß als Männer. Was beide eint: Für ein „generell wichtiges Thema“ halten es trotzdem nur wenige, aber Männer zumindest (3,6 %) mehr als Frauen selbst (2,0 %).

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