Väterchen Frost ist da. Aber nicht jeder Oberösterreicher kann oder will sich in warme vier Wände zurückziehen. Am Kältetelefon melden Landsleute Obdachlose – doch nicht jeder will Hilfe.
Geschätzt wird, dass etwa 1000 Oberösterreicher betroffen sind, in Linz soll es 400 Obdachlose geben. „Wir kennen die meisten, die uns beim Kältetelefon gemeldet werden“, sagt Christian Gaiseder vom Sozialverein B37, dessen Mitarbeiter am Telefon sitzen.
Die meisten Personen, die auf der Straße leben, kennen unsere Angebote schon. Wir können niemanden zwingen.
Christian Gaiseder, Sozialverein B37
Hundert Meldungen pro Winter
Etwa 100 Meldungen kommen in der Wintersaison am Telefon herein, heuer waren es im November circa ein Dutzend. „Wir gehen jedem Hinweis nach“, sagt Streetworker Dietmar Mayr. Fast jeder, der in Linz unterwegs ist, hat schon „Herrn P.“ – er ist immer bei seiner Liege und zwei Koffern – oder die betende Frau, die im Buswartehäuschen beim Musiktheater haust, gesehen. Sie werden oft gemeldet, lehnen eine Unterbringung aber ab. Der Busterminal am Bahnhof, das ehemalige Leiner-Gebäude und einige Hotspots an der Donau und am Bindermichl werden regelmäßig von den Helfern besucht, aber auch immer wieder gemeldet.
Todesfälle gibt´s es kaum
Zu Beginn der Wintersaison werden jene, die draußen bleiben wollen, mit warmen Sachen ausgestattet – wichtig ist ein guter Schlafsack. „Wir hatten schon seit Jahren keinen Todesfall mehr durch Erfrieren“, wissen die Helfer.
Kältetelefon 0732/776767-560 Di., Do., Fr. von 10 bis 12 Uhr.
Mail: kaelteschutz@b37.at
Sie sind sichtbar, die Obdachlosen, um die wir oft beschämt einen weiten Bogen machen. Einige von uns greifen zumindest zum Telefon. Lobenswert.
Doch es ist wie beim Eisberg. Hier ist nur die Spitze sichtbar. Darunter kämpfen viele darum, nicht an die Oberfläche gespült zu werden. Hier liegt es an den Betroffenen, sich aktiv um Hilfe zu kümmern. Und an jedem von uns, genau hinzusehen und hinzuhören, ob der Bekannte, Freund oder Verwandte vielleicht nur den schönen Schein aufrechterhält, aber schon in einem Strudel hängt, der ihn nach unten zieht. In den kann jeder von uns geraten.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.