„Krone“-Kommentar

Putins Atomkrieg-Poker ist gefährlicher als früher

Kolumnen
23.11.2024 20:00

Merke: Raketen auf die Ukraine erlaubt, Raketen auf Russland verboten. Nach dieser Logik hat der Kriegsabenteurer Wladimir Putin nun auch den Raketenunterstützern der Ukraine, also der NATO, Schläge mit atombombentauglichen Raketen in Aussicht gestellt.

Atomares Säbelrasseln gab es schon in der alten Sowjetunion, aber damals waren Sicherungen eingebaut – Rüstungskontrollen und Überwachungsverträge, etwa: SALT 1 und 2 (Nukleare Rüstungsbeschränkungen), INF (Verbot von Mittelstreckenraketen), ABM (Raketenabwehr) oder Open Sky (Offener Himmel für gegenseitige Überwachungsflüge).

Es gibt kein Sicherheitsnetz mehr
Die russische Botschaft in Wien verweist darauf, dass die Verträge nach und nach von den USA als Erstem gekündigt worden waren. Washington hatte davor über massive Verletzung der Verträge geklagt.

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz (Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)
Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

Heute gibt es das Sicherheitsnetz nicht mehr. Alle Sicherungen sind durchgeknallt. Das macht Putins Pokern so gefährlich.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man mit Putin das Gespräch suchen soll, allein schon um ihn vor Fehleinschätzungen zu warnen und um zu versuchen, ihn aus dem Aggressionswahnwitz herauszuholen, in welchen er sich nach und nach hineingesteigert hat.

Mit Putin leben bedeutet auch, zu versuchen, neue Sicherheitsnetze zu knüpfen, für welche ihm, aber auch Trump, das Empfinden fehlt. Pokern gehört aber in Spielcasinos und nicht in die internationale Politik!

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