„Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl erklärt, warum er sich im ÖFB-Chaos nur den Namen Kaupa-Götzl merken konnte, warum die Absage der Präsidiumssitzung ein klimatechnischer Glücksfall war und warum es in San Marino aktuell keiner Strukturreform bedarf.
Man muss schon ein Hardcore-Kenner des österreichischen Fußballverbands sein, um inmitten der aktuellen Turbulenzen noch so etwas wie einen Überblick zu behalten. Zu leicht bringt man, als Zugereister gleichgar, all die Mitterdorfers, Hollerers und Neuholds durcheinander, die in der geplanten Strukturreform eigentlich irgendwelche Rollen spielen sollten. Merken kann man sich immerhin Silvia Kaupa-Götzl, nicht nur weil sie ehemalige Postbus-Chefin ist, sondern weil sie, wäre es nach Klaus Mitterdorfer gegangen, am Freitag den neu geschaffenen Job als ÖFB-CEO hätte antreten sollen. Da es für derlei Entscheidungen aber immer Mehrheiten in irgendwelchen Gremien braucht, wird daraus nichts und so hat Mitterdorfer seinen Rücktritt eingereicht und die Sitzung am Freitag sausen lassen. Ziemlich umweltschonend, weil so zahlreiche weite Anreisen in die Hauptstadt vermieden werden konnten.
Kein Handlungsbedarf im Südsüdwesten
Mal sehen, ob es im kommenden Mai, wenn die ÖFB-Spitze in Bregenz tagt, neue Erkenntnisse geben wird, um mutig in die neuen Zeiten gehen zu können, aber man wird sich da sicher nicht lumpen lassen. Da geht es südsüdwestlich von Wien, um genau zu sein, in einer Luftlinienentfernung von gut 550 Kilometern, schon überschaubarer und vor allem geordneter zu, denn bei der 1931 gegründeten Federazione Sammarinese Giuoco Calcio (FSGC) sieht man derzeit keinerlei Handlungsbedarf in Sachen Strukturreform. Präsident Tura sitzt dort fest im Sattel; daran ändert auch die Tatsache nichts, dass das Nationalteam momentan auf Rang 210 und damit dem letzten Platz der Weltrangliste liegt.
Das Fußballmärchen
Das hat natürlich damit zu tun, dass in der jüngsten Vergangenheit ein Bestwert nach dem anderen aufgestellt werden konnte: Erster Länderspielsieg (gegen Liechtenstein) nach 20 sieglosen Jahren, erster Auswärtssieg (gegen Liechtenstein) und erstmals drei Tore in einem Match (gegen Liechtenstein). Das alles können sich die Kicker aus der angeblich ältesten Republik der Welt an ihre weiß-blaue Fahne heften; da ist der bisherige Rekord (ein Tor nach acht Sekunden gegen England mit folgender 1:7-Niederlage) nur noch Makulatur. Unter diesen Vorzeichen bekommt selbst die Nations League, zumindest für Zwergstaaten, so etwas wie einen Sinn, denn künftig spielt man dort in der Gruppe C und wird es nicht mehr mit Gibraltar und einem mehrfach erwähnten Fürstentum zu tun haben, sondern kann sich auf ganz andere Kaliber wie möglicherweise Finnland, Kasachstan und Montenegro freuen. Da sage noch einer, es gäbe keine Fußballmärchen mehr.
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