Zum 25. Mal wurden die österreichischen Theaterpreise im Rahmen einer großen Gala im Wiener Volkstheater verliehen: Die Linzerin Julia Edtmeier und der Deutsche Claudius von Stolzmann wurden in der Kategorie „Beste/r Schauspieler/in“ ausgezeichnet, der Tiroler Dramatiker Felix Mitterer wurde für sein Lebenswerk geehrt.
Ein Vierteljahrhundert ist er mittlerweile alt – Österreichs Theaterpreis Nestroy, der gestern Abend im Wiener Volkstheater in insgesamt 14 Kategorien verliehen wurde.
In der Königsklasse „Beste/r Schauspielerin“ räumten Julia Edtmeier und Claudius von Stolzmann ab: Die 34-jährige Linzerin – einem breiten Kinopublikum als Gitti Hillmaier aus dem Stipsits-Blockbuster „Love Machine“ – bekannt, überzeugte die Jury als Mozart „Amadeus“, einer Koproduktion des Volkstheaters in den Bezirken und dem Bronski & Grünberg. Dabei konnte sie sich gegen ihre Kolleginnen Birgit Minichmayr, Paulina Alpen, Bettina Lieder und Anna Rieser durchsetzen.
Der 43-jährige Deutsche Claudius von Stolzmann wurde für seine Rolle als psychopathischer Hausdiener Zagl in Fritz Hochwälders Verwechslungskomödie „Der Himbeerpflücker“ in den Wiener Kammerspielen ausgezeichnet und stach die anderen Nominierten Simon Kirsch, Roland Koch und Michael Maertens, Maximilien Thienen und Mervan Ürkmez aus.
Den Preis für die beste Regiearbeit holte der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó für die Uraufführung des Stücks „Parallax“ bei den Wiener Festwochen. Davor scherzte Moderator Peter Fässlacher: „Ohne Regie, wo wären wir da? Vielleicht jeden Abend ausverkauft!“ – sehr zum Gaudium des Fach-Publikums.
Der Grazer Christoph Luser holte den Preis in der Kategorie „Beste Darstellung einer Nebenrolle“ für seine Doppelrolle als Guter Gesell und Teufel in Hofmannsthals „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen – und konnte sich dabei u. a. gegen Kollegin Dörte Lyssewski durchsetzen. In seiner Dankesrede betonte er nachdrücklich mit Blick auf die Restriktionen für die Kultur in der Slowakei und Ungarn: „Es ist ein Privileg, dass wir hier sagen dürfen, was wir wollen!“.
Lieber Felix,
ich stehe jetzt hier statt dem Gregor Bloeb, der leider krank geworden ist. So ist das ja manchmal im Theater.
Ich bin ja sehr froh, dass ich dir eine Rede zu Lebzeiten halten darf. So ein schöner Preis fürs Lebenswerk. Wie gut, dass du bei uns bist. Du Felix Mitterer!
Du Autor unzähliger Publikumserfolge, auch hier an diesem Theater, hast den Geschmack, die Lust des Publikums getroffen, nie gefällig, aber immer mit Humor den Spiegel vorhaltend, hast du alle Böcke abgeschossen. Nicht zuletzt durch deinen Glauben und dein Vertrauen an Wahrheit und Authentizität.
Du Felix, der als 13. Kind in ärmlichen Verhältnissen in Achenkirch am Achensee geboren wurdest. Deine Mutter konnte sich dich nicht leisten und hat dich zur Adoption freigegeben. Die Übergabe war dann im Hotel Toleranz in Jenbach, einem Verkehrsknotenpunkt zwischen Ost und West, aber auch ins Gebirge, nach Nord und Süd, an den bis heute rauchenden Remisen der Zillertal- und vis a vis der Achenseebahn.
Aufgewachsen und Schule in Kirchberg und Kitzbühel, welches damals sicher auch ein anderes war... Dann Innsbruck, abgehauen bist du aus der Schule, kamst bis Rotterdam. Dann warst jahrelang Zöllner auch so ein Verkehrsknotenpunkt mit vielen Einblicken und Beurteilungen in die allgemeine Verkehrslage zwischen Ost und West und Süd und Nord. Hast angefangen zu schreiben, mal für dies und das und hast einen Fernsehwettbewerb des ORF gewonnen, mein Gott, damals gab es noch Fernsehwettbewerbe für Autoren und Filmemacher vom ORF, eigentlich eine gute Idee. . .
. . . weil dieser gewonnene Fernsehwettbewerb, „Schießen“, hieß das Projekt, ermöglichte dir, deine Selbstständigkeit als Autor und auch als Schauspieler. Ein kurzes Feuer als feuriger Schiele im Film oder doch alle Leidenschaft ins Theater. Immer wieder aus tiefster Freude oder zuweilen auch einfach aus Not am Mann spieltest du u. a in deinem Stück „Kein Platz für Idioten“ über 300 Mal, dass deine darauffolgende zukünftige Verlegerin Kitty Stanek vom Kaiserverlag Wien, in der Tiroler Volksbühne Blaas gesehen hat. Da ist sie extra hingefahren. Also aus Wien. Vom Osten in den Westen.
Unzählige Erfolge, oft wild diskutiert, umstritten. Aber stets vom Publikum stark besucht und oft gestürmt. In Hall auf der Burg Hasegg spieltest du als Moritatensänger mit deinen Freunden Curt Weinzierl, Ruth Drexel, Walter Reyer, Julia Gschnitzer, Dietmar Schönherr, Hans Brenner, Otto Grünmandl, Klaus Rohrmoser, Krista Posch Markus Völlenklee, Bert Breit uva die 7 Todsünden. Es war ein unglaublicher Erfolg.
Im nächsten Jahr wolltet ihr voller Tatendrang dein Stück Stigma aufführen. Die Stadt Hall war dagegen. Dann seid ihr seid alle nach Telfs gegangen, habt dort die Tiroler Volksschauspiele gegründet.
Hier im Volkstheater wurde dein Stück kein schöner Land aufgeführt. Ich durfte den Sohn des jüdischen Visionärs der Seilbahn und Tourismusbranche spielen.
Meine erste Begegnung mit dir. Immer auf Augenhöhe. Nie von oben herab. Ein Zuhörer und Ermöglicher. Frei in seiner Kunst.
Dann die Piefke-Saga. Den Anstoß gaben übrigens zwei Piefkes. Eigentlich wusstest du anfänglich gar nicht, was sie von dir wollen. Aber deine Vision hat ein ganzes Land in Diskussion versetzt.
Du bist weg aus der deiner Heimat – nach Irland. Mit Anna und Chryseldis, aber irgendwann hast du in deinem Lieblingspub bemerkt, dass du der deutschen Sprache abhandenkommst, in der du schreibst, und in der du denken willst. Und in dem Pub, weit über den Verkehrsknotenpunkt Jenbach hinaus, ist es dir geschossen. Du musst zurück.
Deine Stationen mit deiner Frau Agnes über Ravelsbach, Kaltern, Schwaz nach Rohrbach an der Lafnitz. Immer unterwegs auf der Suche nach dem neuen Glück, der Sehnsucht nach Begegnung und Austausch.
Durch diese Sehnsucht nach Austausch bist du auch in den STEUDLTENN ins Zillertal gekommen. Treffen also von Ost nach West. Du warst unsere allererste Abendveranstaltung im Rahmen des Theaterfestivals. „Bitte komm und lies!“ hab ich gefleht. Eigentlich wolltest du nicht. Aber du kamst und hast in Windeseile alle Herzen durch deine Offenheit und Authentizität erobert. Es war ein toller Abend.
Lieber Felix,
du hast so vielen Menschen Mut gemacht.
Mut, den wir alle brauchen.
Einem Weg zu folgen,
der Menschlichkeit möglich macht,
und mit Respekt und Toleranz,
ohne Vorbehalte
dem Gegenüber begegnet.
Ich verneige mich vor dir
Und freu mich sehr, dass dieses Lebenswerk von dir entgegengenommen wird.
Danke, Felix, dass du immer für uns warst.
Herzlichen Glückwunsch
Hakon Hirzenberger
Der mit dem „Lebenswerks“-Nestroy ausgezeichnete Tiroler Autor Felix Mitterer wurde mit langen Standing Ovations begrüßt. Die berührende Laudatio (siehe oben) hielt der künstlerische Leiter des Theaterfestivals „Steudltenn“ Hakon Hirzenberger. Den ORF III Publikumspreis, der von ZIB-Lady Nadja Bernhard und Kulturmann Peter Fässlacher moderierten Gala, erhielt „Conchita“ Tom Neuwirth für seine Darstellung des Erzherzog Ludwig Viktor im Stück „Luziwuzi“ im Wiener Rabenhof Theater.
Einen ganz besonderen Nestroy gab es zum Schluss: einen in Kleinformat für die kürzeste Dankesrede. Gewonnen hat ihn Regisseurin Karin Beier für ihre wirklich knappen Worte nach dem Nestroy für die beste Aufführung im deutschsprachigen Raum („Anthropolis I-V“, Deutsches Schauspielhaus Hamburg). Fazit: ein durchaus launiger Nestroy, dem jedoch eine Nachschärfung der Kraut-und-Rüben-Kategorien gut täte.
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