Mit Tommy Henriksen

Crossbone Skully: Hardrock-Allstar-Band mit Feuer

Musik
27.11.2024 09:00

Wenn er nicht gerade mit Alice Cooper oder den Hollywood Vampires tourt, dann schraubt Hardrock-Gitarrist Tommy Henriksen an Songs für sein privates Lieblingsprojekt Crossbone Skully. Der „Krone“ verriet er im Talk, wie das Debütalbum „Evil World Machine“ klingt, wer ihm als Inspiration dient und wie er zum besten Rock-Produzenten der Welt kam.

(Bild: kmm)

Vielleicht nicht mit 66 Jahren, aber doch mit 60 fängt für Gitarrist Tommy Henriksen ein neues Leben an. Bei der All-Star-Band Hollywood Vampires steht er für gewöhnlich im Schatten von Johnny Depp, Joe Perry und Alice Cooper, für letzteren würgt er auch schon seit vielen Jahren in dessen Band die Gitarre. Abseits davon ist er auch gerne als Live-Musiker oder Songwriter für internationale Pop-Größen wie Lady Gaga, Kesha oder Meat Loaf in Erscheinung getreten. Im beginnenden Herbst des Rockstarlebens erfüllt sich der gebürtige New Yorker aber nun den langgehegten Traum seines ganz eigenen Projekts. Unter dem Banner Crossbone Skully hat sich Henriksen eine Art comichaftes Alter Ego erschaffen, das ganz den großen Helden seiner Karriere frönt. Ein bisschen The Who, etwas Kraftwerk, eine Prise Pink Floyd, ganz viel AC/DC und fertig ist das Gebräu, das in den späten 80er-Jahren wahrscheinlich durch die Decke gegangen wäre.

(Bild: Andreas Graf)

Einfach mal losgespielt
Gut drei Dekaden später sind die fetten Jahre für breitbeinigen Stromgitarren-Rock’n’Roll vorbei, doch das hindert den Vollblutmusiker nicht daran, eine kräftige Duftmarke seines Könnens zu hinterlassen. „Mit den Hollywood Vampires fliege ich im Privatjet von Konzert zu Konzert. Wir schlafen in den teuersten Hotels und essen die edelsten Speisen. Bei Alice Cooper gibt es auch sehr viel Luxus und glamouröse Tourbusse. Ich hatte aber Lust auf was Eigenes, wollte ein bisschen zurück zu meinen Wurzeln“, erklärt Henriksen im „Krone“-Gespräch, „ich habe nie aufgehört zu lernen und neue Wege einzuschlagen.“ Begonnen hat alles damit, dass Henriksen mit Schlagzeuger Glen Sobel an ersten Songs arbeitete. „Wenn wir bei den Cooper-Gigs zum Soundcheck gehen, covern wir immer AC/DC-Songs. Dann hab ich irgendwann den Song ,The Boom Went The Boom‘ geschrieben und mein Kumpel und Gitarrist Tommy Denander meinte, ich solle einfach so weitermachen. Als haben wir uns zusammengetan und es ging richtig los.“

An All-Star-Projekten mangelt es in der US-Hard-Rock-Szene nicht, dennoch versucht Henriksen mit Crossbone Skully mehr als einen neuen Farbklecks auf die Genrewand zu projizieren. Neben einer stattlichen Star-Truppe kann der bestens vernetzte Musiker auch darauf vertrauen, dass ihm große Branchennamen beistehen. Alice Cooper, Johnny Depp, Def Leppards Phil Collen, Joe Perry, Kane Roberts und Mötley-Crüe-Bassist Nikki Sixx leihen dem alten Kumpel ihre gesanglichen oder instrumentalen Fähigkeiten. Der größte Star des Projekts sitzt aber im Hintergrund. Produziert wurde das Album „Evil World Machine“ von niemand Geringerem als Mutt Lange, der mit AC/DCs „Black In Black“ eines der meistverkauften Alben der Musikgeschichte klanglich veredelte. „Ich habe Mutt durch einen Tipp von Fotograf Ross Halfin ein paar Demos geschickt und ein paar Wochen später kamen die Songs mit seinen Inputs zu mir zurück“, leuchten Henriksens Augen noch heute, „das war einer der Momente im Leben, wo du nicht fassen kannst, wie und warum etwas gerade passiert. Er ist der beste Produzent, den es je auf diesem Planeten gab und hat mein Album produziert. Unfassbar.“

Angenehmes Leben in der Schweiz
Durch die vielen Querverstrebungen in alle Richtungen gestaltete sich die Arbeit an Crossbone Skully wie ein familiäres Projekt. Zwischen all den Verpflichtungen mit seinen großen Projekten musste Henriksen die Arbeit an „Evil World Machine“ ständig einschieben. Zudem kam auch noch die geografische Komponente dazu. Henriksen lebt seit mittlerweile 13 Jahren in der Schweiz, während alle anderen sich über dem großen Teich zwischen New York und Los Angeles tummeln. „Ich bin für meine Frau und mein Kind umgezogen“, resümiert der Gitarrist, „ich vermisse L.A. Die musikalische Szene dort, die Natur, die Lebendigkeit der Stadt. Aber in der Schweiz gibt es keine Obdachlosen und das Land ist in allen Belangen in der Mitte. Die USA sind mittlerweile nur noch links oder rechts. Dafür oder dagegen. Ich bin aber eine unpolitische Person und will mit all dem nichts zu tun haben. Das Leben ist hier im Moment aber wesentlich angenehmer.“

Crossbone Skully sieht Henriksen als eine Art multimediales Gesamtkunstwerk. Inhaltlich schrieb er sich Erfahrungen, Gedanken, Erlebnisse und so manche Rockstar-Klischees vom Leib, dazu hat er zu jedem einzelnen Song ein Video gedreht, eine Graphic-Novel-Reihe inszeniert und wird 2025 auch mit einer Animationsreihe aufwarten. Erschaffen hat die Figur Mark Wilkinson, der auch schon für „Eddie“ in der reichhaltigen Iron-Maiden-Historie verantwortlich zeichnet. „In dieser Figur steckt eigentlich alles drin, was ich selbst bin. Ich habe Mark gesagt, dass mir das Stirnband, die Ketten und eine gewisse Grimmigkeit wichtig sind. Es ist eine Rock’n’Roll-Figur, so wie ich sie auch bin. Eine Mischung aus Alien und Pirat. Die Erschaffung hat großen Spaß gemacht, weil wir uns damit spielen konnten.“ Gespielt hat sich Henriksen etwa auch mit einigen Sprechpassagen am Album. Für die wollte er Kumpel Johnny Depp gewinnen, der aber gerade nicht konnte. Also hat Henriksen einfach die Stimme von Stephen Hawking durch eine Sprach-App gejagt und etwas Eigenes daraus kreiert. „Alles hat sich ganz natürlich ergeben, rein aus dem Spaß heraus.“

(Bild: Andreas Graf)

Statement für Ungezwungenheit
Als Vision lagen Henriksen die großen Figuren der Rockgeschichte zugrunde. David Bowies Ziggy Stardust oder die Diamond Dogs. „Alice Cooper ist eine meiner allergrößten Inspirationen. Für mich ist er der perfekte Frontmann. Jeden Abend stehe ich neben ihm auf der Bühne und sehe, wie er das Publikum in der Hand hat. Er muss sie nicht zum Einklatschen animieren, sie sind einfach so mit Feuereifer dabei. Es ist wie Magie, er hat alles im Griff und muss dafür nicht betteln. Wenn man von solchen Größen lernen kann, dann sollte man das verdammt nochmal auch so gut wie möglich tun.“ „Evil World Machine“ spricht im Titel natürlich auf den Zustand der Welt an, das Album soll genau in die andere Richtung ausschlagen. „Warum muss es immer Kontroversen und Diskussionen geben? Hat keiner mehr Lust auf eine gute Zeit? Wieso tun wir nicht alles dafür? Mit Crossbone Skully habe ich auf jeden Fall die beste Zeit.“ Sollte es sich irgendwie einrichten lassen, wird es nach ersten Release-Shows im Viper Room von Los Angeles auch eine Tour geben. „Aber nicht in einem klapprigen Van“, lacht Henriksen, „dafür bin ich viel zu alt.“ Der Privatjet wird’s ganz am Anfang aber auch noch nicht sein …

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