Suchte Kabinett aus

Don Trump Jr. mauserte sich zu Familien-Influencer

Außenpolitik
25.11.2024 11:10

In der Familie des designierten US-Präsidenten hat ein Mitglied sehr viel an Einfluss gewonnen: Donald Trump Jr. soll seinem Vater intensiv bei der Zusammenstellung seines neuen Kabinetts geholfen haben. Bei der Auswahl setzte der 46-Jährige eher auf Loyalität als auf Erfahrung für die Regierungsposten. 

Wie die Nachrichtenagentur Reuters in Berufung auf sechs Insider berichtete, habe sich der 46-Jährige als das einflussreichste Mitglied der Trump-Familie während der bis zum Amtsantritt im Jänner laufenden Übergangsphase herauskristallisiert. Der älteste Sohn des künftigen US-Präsidenten habe diesen tatkräftig bei der Wahl der Wunschkandidaten für die wichtigsten Regierungsposten erhalten. 

Künftiger Präsident schätzt Loyalität sehr
Don Jr. setzte vor allem auf Loyalität: Unerfahrene Kandidaten erhielten deshalb zum Teil den Vorzug vor besser qualifizierten Anwärtern auf Spitzenpositionen in der neuen Regierung. Der künftige Präsident tickt ähnlich: Daher hat er sich schon immer auf Familienmitglieder verlassen, wenn es um politische Ratschläge ging. 

Der designierte US-Präsident lässt sich aktuell am liebsten von seinem ältesten Sohn beraten. (Bild: Associated Press)
Der designierte US-Präsident lässt sich aktuell am liebsten von seinem ältesten Sohn beraten.

Auf wen aus dem Kreis seiner Lieben er jedoch besonders hört, das ändert sich immer mal wieder. Diesmal ist es Don Jr., der die Personalien maßgeblich beeinflusst. Er setzte sich für Senator JD Vance als Trumps Vizepräsident ein und blockierte die Berufung des ehemaligen Außenministers Mike Pompeo ins Kabinett, so die Insider, darunter Spender, persönliche Freunde und politische Verbündete.

Was Don Jr. berufliche Pläne angeht, so steht zwar an, dass er sich dem konservativen Risikokapitalfonds 1789 Capital anschließt. Laut einem der Insider wird er aber auch seinen Politik-Podcast fortführen und Kandidaten unterstützen, die den Politikstil seines Vaters vertreten. Und er werde Trump auch im Weißen Haus beratend zur Seite stehen. Allerdings sei nicht mit einer Beteiligung am Tagesgeschäft zu rechnen.

Don Jr: „Wir wissen, was wir tun“
Weder Don Jr. noch das Team, das Trumps Einzug ins Weiße Haus vorbereitet, reagierten auf die Bitte um eine Stellungnahme. „Diesmal wissen wir tatsächlich, was wir tun“, sagte Don Jr. kürzlich dem Sender Fox News. „Es geht darum, meinen Vater mit kompetenten und loyalen Leuten zu umgeben.“

Ivanka Trump war während der ersten Amtszeit ihres Vaters sehr aktiv – diesmal hatte sie sich schon während dem Wahlkampf eher zurückgehalten. (Bild: APA/Reliance group via AP)
Ivanka Trump war während der ersten Amtszeit ihres Vaters sehr aktiv – diesmal hatte sie sich schon während dem Wahlkampf eher zurückgehalten.

Doch neben Loyalität – so die Insider – legt Don Jr. auch Wert darauf, dass die auserkorenen Mitstreiter eine Weltsicht vertreten, die sich gegen das Establishment richtet. Sie sollen eine protektionistische Wirtschaftspolitik befürworten, ebenso wie eine passivere Rolle der USA bei Militäreinsätzen und Auslandshilfe.

Kennedy und Putin-Versteherin als Wackelkandidaten
Zwei von Don Jr. unterstützte Kandidaten für zentrale Posten in der neuen Regierung könnten bei ihren Bestätigungsverfahren im Senat allerdings auf erheblichen Widerstand stoßen – auch wenn Trumps Republikaner dort die Mehrheit haben. Da ist zum einen der Impfgegner Robert F. Kennedy Jr., der Gesundheitsminister werden soll.

Und zum anderen Tulsi Gabbard, die als Geheimdienstchefin vorgeschlagen wird. Die ehemalige demokratische Kongressabgeordnete hat angedeutet, dass der russische Präsident Wladimir Putin durchaus berechtigte Gründe für den Einmarsch in die Ukraine gehabt haben könnte, und sie sorgte für Kontroversen, als sie 2017 den syrischen Machthaber Bashar al-Assad während dessen blutigen Vorgehens gegen Regierungsgegner traf.

Tulsi Gabbard, die als Geheimdienstchefin vorgesehen ist, sorgte mit prorussischen Kommentaren für Aufsehen. (Bild: picturedesk.com/Lev Radin / Zuma / picturedesk.com)
Tulsi Gabbard, die als Geheimdienstchefin vorgesehen ist, sorgte mit prorussischen Kommentaren für Aufsehen.

Vance ist enger Freund von Don Jr. 
Don Jr. war auch maßgeblich daran beteiligt, seinen Vater davon zu überzeugen, seinen engen Freund Vance als Vizepräsident zu besetzen. Vance ist bei Trumps Basis beliebt, aber bei Wahlkampfspendern und Unterstützern stieß er mit seiner Rhetorik und seinem Auftreten auf Skepsis, etwa als er über Anhängerinnen der Demokraten als „kinderlose Katzenfrauen“ herzog. Letztendlich war Trump aber laut einem Insider mit Vance zufrieden. Don Jr. habe zusätzliches politisches Kapital als Berater während der Übergangszeit eingebracht.

Nicht alle Wünsche von Sohn gingen durch
Allerdings wurden nicht alle von Don Jr. favorisierten Kandidaten nominiert. Er setzte sich zum Beispiel für Richard Grenell, einen persönlichen Freund und ehemaligen Botschafter in Deutschland, als Außenminister ein. Sein Vater entschied sich jedoch für Senator Marco Rubio, obwohl dieser bei vielen in Trumps Kernanhängerschaft umstritten ist.

Nur hohe Posten sorgen bei Don Jr. für Interesse
Don Jr. mischt sich nach Angaben von zwei Personen aus seinem Umfeld aber nicht in alle Personalentscheidungen ein. Er arbeite auch nicht Vollzeit am Übergangsprozess oder in Mar-a-Lago, dem Luxusdomizil seines Vaters. Bei der Prüfung von Anwärtern für niedrigere Positionen werde er keine große Rolle spielen, so einer der Insider.

Don Jr. tritt in die Fußstapfen seiner Schwester
Während Trumps erster Kandidatur vor acht Jahren waren es noch seine Tochter Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner, die besonders eng an dem damaligen Politik-Quereinsteiger dran waren. Das blieb auch so während der Phase vom Wahlsieg bis zur Vereidigung und dann der ersten Amtszeit Trumps. Diesmal ist das Paar jedoch deutlich weniger aktiv.

Kushner hat gleichwohl gegenüber Reuters erklärt, dass er den Immobilieninvestor Steve Witkoff auf dessen neue Rolle als Nahost-Sondergesandter vorbereite. Kushner war einst selbst ein zentraler Berater seines Schwiegervaters für die Region. In Kushners Umfeld heißt es, es sei davon auszugehen, dass er inoffiziell weiterhin in die Nahostpolitik involviert sein werde. Weder Kushner, noch Ivanka oder deren Bruder Eric Trump hätten aber vor, in die neue Regierung einzutreten.

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