Mit dem Heimpublikum im Rücken nehmen Österreichs Handball-Frauen die am Donnerstag in Innsbruck beginnende Europameisterschaft in Angriff. Die erste EM seit 16 Jahren ist zugleich die Endrunden-Premiere von Neo-Teamchefin Monique Tijsterman, das klare Ziel der Hauptrunden-Aufstieg. Favoriten auf das Finale in der Wiener Stadthalle sind aber andere: Auf Titelverteidiger Norwegen trifft Österreich schon in der Vorrunde, auch Weltmeister Frankreich oder Dänemark zählen dazu.
Erstmals bei den Frauen sind 24 Teams am Start. Neben Innsbruck wird von 28. November bis 15. Dezember in Basel in der Schweiz (Vorrunde) und Debrecen in Ungarn (Vorrunde und Hauptrunde) gespielt, Wien ist ab der Hauptrunde und für die Finalspiele vorgesehen. Die Übersiedlung von Innsbruck in die Hauptstadt ist gleichbedeutend mit der rot-weiß-roten Mission. Den Auftakt macht die Partie gegen die Slowakei, es folgen die Duelle mit Norwegen (30. November) und Slowenien (2. Dezember).
Die Rechnung ist einfach: Norwegen ist in Gruppe E quasi unschlagbar, gegen die Slowakei der sogenannte Pflichtsieg fällig. Der letzte Auftritt in der Olympia World von Innsbruck gegen Slowenien wird damit wohl zum Schlüsselspiel im Kampf um Platz zwei. „Theoretisch hat Slowenien ein starkes Team, aber unsere Mannschaft hat die Erfahrung von zwei WMs, einige von Champions League und European League“, sagte Tijsterman. „Wir sind stark, wir müssen nur an uns selbst glauben. Dann werden wir Slowenien schlagen.“
Frischer Wind im Team
Tijsterman übernahm im Februar nach 20 Jahren von Herbert Müller, der Wind ist dementsprechend frisch. Die 55-jährige Niederländerin gilt als gute Kommunikatorin und strukturierte Arbeiterin, hat ihrer Mannschaft einen schnelleren, aggressiveren Stil verordnet, neues Selbstvertrauen eingeimpft sowie den Kader deutlich verbreitert. „Wir sind mittlerweile zweifach bis dreifach gut besetzt auf jeder Position“, meinte Kreisläuferin Josefine Hanfland. „Das kann zu einer Stärke werden bei der EM, damit wir die knappen Spiele für uns entscheiden.“
Thüringer-HC-Legionärin Hanfland ist so wie die meisten ihrer Teamkolleginnen im Ausland (Deutschland, Ungarn, Kroatien, Schweiz) tätig. Immerhin sieben von 18 Akteurinnen sind in der Heimat engagiert, mit einer Ausnahme alle bei Hypo Niederösterreich. Der einstige Champions-League-Topclub ist international zwar nur noch eine kleine Nummer, in Österreich aber nach wie vor das Maß aller Dinge. Angeführt wird die ÖHB-Equipe von der 37-jährigen Torfrau Petra Blazek, die schon seit 20 Jahren an Bord ist. Weitere Routiniers sind Sonja Frey (31), Stefanie Kaiser (32) Mirela Dedic (32) oder Patricia Kovacs (28). Stellvertretend für die junge Garde sei die wurfgewaltige Katarina Pandza (23) genannt.
Gemäß dem Trend der vergangenen Jahre ist die Endrunde eine länderübergreifende Angelegenheit. Dass das Finale in Wien über die Bühne geht, war nicht geplant. Die Chance packte der ÖHB, der aufgrund der Männer-EMs 2010 und 2020 viel Erfahrung hat, nach dem überraschenden Rückzug der Ungarn beim Schopf – nicht zuletzt dank tatkräftiger Unterstützung der öffentlichen Hand. Ob es auch zu sportlichen Höhenflügen reicht, bleibt abzuwarten. Bei der bisher letzten EM mit österreichischer Beteiligung wurde man 2008 15. Die jüngsten zwei Weltmeisterschaften endeten mit den Plätzen 16 (2021) und 19 (2023).
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