"Dancing Stars"-Aus

Biko Botowamungu: “Gott ist dem ORF sehr dankbar”

Adabei
04.05.2013 17:00
Ausgetanzt! Freitagabend musste Biko Botowamungu (56) Abschied von den Dancing Stars nehmen. Am Morgen danach sprach der Publikumsliebling mit Conny Bischofberger über Rassismus, Gottvertrauen und die zwei Tragödien in seinem Leben.

Wie ein riesiger Bär tapst Biko Botowamungu (1,92 Meter groß, 117 Kilo) ins "Segafredo" am Floridsdorfer Spitz; freundlich grüßt er nach links und nach rechts. Biko ist hier eine Bekanntheit, nicht erst seit "Dancing Stars". Warum hat er dieses Lokal als Treffpunkt gewählt? "Weil ich ein Floridsdorfer bin", brummt der im Kongo geborene Ex-Boxer, "und weil ich hier eine Spezialcouch habe." Nicht unweit vom Spitz, in Stammersdorf, ist Botowamungu heute als Sportlehrer und Baptistenprediger tätig.

Hier gibt's drei Hörproben von Biko Botowamungu: Clip 1Clip 2 und Clip 3!

Auch im Interview, nicht einmal zwölf Stunden nach dem Aus als "Dancing Star", redet Biko am liebsten über Gott und macht dazu segnende Handbewegungen.

Krone: Mit welchem Gefühl sind Sie heute morgen aufgewacht?
Biko Botowamungu: Ich war sehr glücklich. Ich habe alten Leuten, jungen Leuten, Intellektuellen, Menschen aller sozialen Schichten Freude bereitet. Ich wusste nicht, dass man übers Fernsehen so viele Menschen erreichen kann. Deshalb habe ich Gott gedankt und mein Leben wieder in seine Hände gelegt.

Krone: Aber Sie hätten doch sicher auch gerne gewonnen!
Botowamungu: Gewinnen wäre nicht schlecht gewesen. Da hätte ich meinen Fans noch länger Freude bereitet. Denn viele waren schon enttäuscht. Eine Mitarbeiterin von "Dancing Stars" hat mir gesagt: "Sie kommen herein und erfüllen den ganzen Raum mit Freude." Eine Dame hat sogar in meinem Arm geweint. Das hat mich schon sehr berührt. Ich habe sie dann getröstet.

Krone: Wie?
Botowamungu: Indem ich ihr gesagt habe, dass ich immer da bin, wenn sie mich braucht. Sie muss dafür nicht "Dancing Stars" schauen. Man kann mich anrufen, ich rede mit jedem und ich helfe jedem, besonders den Schwachen. Das ist es, was mich am glücklichsten macht.

Krone: Werden Sie das Scheinwerferlicht vermissen?
Botowamungu: Nein, weil ich ja jetzt nicht verschwinden werde aus der Öffentlichkeit. Das Aus gestern Abend war nur eine Station, aber die Reise geht weiter. Ich glaube, Gott ist noch nicht fertig mit mir. Er hat andere Pläne für mich.

Krone: Welche zum Beispiel?
Botowamungu: Ich weiß es nicht... Vielleicht plant er ein Comeback im Boxen, so unter dem Motto: "Schau, der junge Biko hat es nicht geschafft, aber der alte Biko, der schafft es!" Dadurch würden die Leute sehen: Alles, was ich mache, mache ich durch die Kraft Gottes.

Krone: Ein guter Tänzer waren Sie ja nicht gerade, obwohl Sie immer gemeint haben: "Ich bin zufrieden." Jury-Papst Hannes Netbal meinte, Sie wären nicht einmal im Stehen im Takt... Wie beurteilen Sie Ihr tänzerisches Talent?
Botowamungu: Ich bin als Kind eben nicht in die Tanzschule gegangen. Deshalb musste ich die klassischen Tänze erst lernen... Wenn ich frei tanzen hätte können, wie in der Disco, dann hätte ich alle geschlagen. (klopft sich auf die Brust)

Krone: Sind Sie vielleicht mehr ein Traumtänzer?
Botowamungu: Eine Zeitung hat geschrieben, ich sei ein Anti-Tänzer. Das ist falsch. Traumtänzer trifft es besser. Als solcher hab' ich mich bemüht, mein Bestes zu geben.

Krone: Das Publikum war begeistert, die Jury weniger... Um wie viel Geld sind Sie umgefallen, weil Sie es nicht ins Finale geschafft haben?
Botowamungu: Summen darf ich keine nennen. Aber für das Geld, das ich gewonnen habe, war der Stress enorm. Du musst Montag bis Samstag trainieren, fürs Finale noch zusätzlich zwei Choreografien einstudieren, ich hatte überhaupt keine Zeit mehr für meine Kinder und Freunde. Der Preis fürs Dabeisein war sehr hoch...

Krone: Wie boxen Sie sich als siebenfacher Vater in Zukunft durch?
Botowamungu: Mit Gottes Hilfe. Er hat immer dafür gesorgt, dass meine Kinder ihr tägliches Brot bekommen haben. Gott macht alles, wenn man nicht faul ist. Ich arbeite als Sportlehrer. Und als Pastor. Da verdient man aber nichts. 

Krone: Stimmt es, dass Sie nur 50 Schäfchen haben?
Botowamungu: Nein, 55!

Krone: Ist das nicht ein bisschen wenig?
Botowamungu: Ja, aber momentan haben wir das Problem, dass wir uns unser Gotteshaus nicht mehr leisten können. Die Miete wurde zu teuer. Jetzt werde ich abwechselnd bei allen zu Hause zum Predigen eingeladen.

Krone: Ist Gott schwarz oder weiß?
Botowamungu: Gott ist Geist. Der Geist hat keine Farbe. Auch kein Geschlecht. Gott ist weder ein Mann noch eine Frau. Gott ist der Anfang und das Ende von allem.

Krone: Wie ist Gott in Ihrer Phantasie?
Botowamungu: Schon in der Bibel stand: Du sollst dir kein Bild machen. Jedes Bild von Gott kann nur falsch sein. Er ist überall gleichzeitig, er weiß alles, er ist allmächtig. Erst an dem Tag, an dem wir ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, werden wir ihn erkennen.

Krone: Sie haben eine sehr schicksalshafte Biografie, in der auch Mord und Drogen vorkommen. Was ist da passiert?
Botowamungu: Meine Schwester Bonjololo wollte sich von ihrem Mann scheiden lassen. Da hat er sich ein Küchenmesser gekauft und sie erstochen. 52 Messerstiche hat der Gerichtsmediziner damals, 2002, festgestellt. Und mein Sohn Biko junior war über zehn Jahre lang drogensüchtig.

Krone: Haben Sie da nicht zu zweifeln begonnen an Ihrem allmächtigen Gott?
Botowamungu: Niemals. Gott hat sich als Jesus sogar kreuzigen lassen, um uns zu retten. So auch meinen Sohn, für den wir nie aufgehört haben zu beten. Gott hat unsere Gebete erhört. Biko junior wollte nie eine Therapie machen, aber eines Sonntags ist er zu mir gekommen und hat gesagt: "Papa, ich brauche eure Hilfe, sonst bin ich verloren." Am nächsten Tag hat er einen Therapieplatz bekommen und heute ist er weg von den Drogen.

Krone: Aber Ihre Schwester ist tot.
Botowamungu: An meiner Schwester hat Gott mir gezeigt, wie viel Leid ein Mensch ertragen kann. Und wie schlimm Sünde ist.

Krone: Herr Botowamungu, Sie leben seit 1978 in Österreich. Haben Sie Erfahrungen mit Rassismus gemacht?
Botowamungu: Ich danke Gott, dass ich nie ganz schlechte Erfahrungen gemacht habe. Auch meine Kinder nicht. "Neger" hat man natürlich schon zu ihnen gesagt, auch zu mir. Das ist schon passiert. Aber ich habe herausgefunden, dass Leute "Neger" nicht sagen, weil sie böse sind, sondern weil sie es nicht besser wissen. In Wien zum Beispiel heißt "Neger" ja auch, kein Geld zu haben.

Krone: Wie reagieren Sie, wenn jemand das "böse Wort" zu Ihnen sagt?
Botowamungu: Ich bin ein grundpositiver Mensch und deshalb bin ich zu diesen Leuten immer besonders nett. Ich bekämpfe Böses mit Gutem! Ich erkläre ihnen, dass das kein so gutes Wort ist. Meistens entschuldigen sie sich dann und sagen: "Oh, das haben wir nicht gewusst." Sie haben gelernt und ich habe gewonnen. 

Krone: Haben Sie den Eindruck, dass Menschen wie Sie oder David Alaba dazu beitragen, dass die schwarze Hautfarbe in Österreich positiver besetzt wird?
Botowamungu: Ja, ich denke schon... Obwohl es ungerecht ist, dass nur gute Leistungen diesen Zusammenhang herstellen. Wenn sie fehlen, dann taucht sofort dasigentlich je wieder in Ihrer Heimat, dem Kongo?
Botowamungu: Zweimal. Als meine Mutter gestorben ist und zwei Jahre später, als mein Vater gestorben ist. Seit über zehn Jahren haben wir dort Krieg. Es ist ein Wirtschaftskrieg, denn Kongo ist reich an Bodenschätzen, und die ganze Welt holt sich ein Stück des Kuchens. Seit Beginn des Krieges gab es zehn Millionen Tote, aber keiner redet davon. Das ist auch so ungerecht...

Krone: Was sagt Gott dazu?
Botowamungu: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.

Krone: Haben Sie eigentlich im "Ballroom" den einen oder anderen bekehrt?
Botowamungu: Soviel ich weiß nicht... Aber ich habe ein gutes Beispiel gegeben und jedes Mal, wenn Gott die Möglichkeit eröffnet hat, habe ich sie genutzt, um über ihn zu sprechen.

Krone: Auch mit Pfarrerin Monika Salzer?
Botowamungu: Weniger. Wir sind vor lauter Stress nicht dazu gekommen, uns über Gott zu unterhalten.

Krone: War es okay, wie Balasz Ekker sie behandelt hat?
Botowamungu: Nein, das war nicht okay, denn so darf man nicht reden. Aber letztlich ist es eine große Show und man soll aus einer Fliege deshalb keinen Elefanten machen. Am besten ignorieren und weitermachen!

Krone: Wie machen Sie jetzt weiter?
Botowamungu: Mal sehen... Vielleicht ergeben sich Dinge. Vor allem aber möchte ich noch viele Leute zu Gott bringen. Es gäbe keine größere Belohnung für mich als wenn Jesus im Himmelreich zu mir sagt: "Schau, all diese Leute hast du zu mir gebracht! Komm' her zu mir, du braver Diener." 

Krone: Und "Dancing Stars" hat Ihnen dabei geholfen?
Botowamungu: Genau. Gott ist dem ORF sehr dankbar. So konnte ich viel Freude verbreiten und Menschen glücklich machen.

Seine Geschichte
Geboren am 22. Jänner 1957 in Zaire (heute: Demokratische Republik Kongo). 1978 kommt er nach Österreich und wird von Georg "Schurl" Blemenschütz als Wrestler "Dr. Biko" auf den Wiener Heumarkt geholt. Der legendäre Boxtrainer Josef Kovarik wirbt ihn ab und baut ihn auf. Bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul tritt er für Österreich an, geht aber gegen den US-Amerikaner Bowe in der zweiten Runde k. o. Es folgt eine Profikarriere bei Don King in den USA, die er 2004 beendet. Biko Botowamungo hat sieben Kinder aus zwei Ehen und ist Baptistenprediger in Wien-Stammersdorf. Bei "Dancing Stars" schaffte es der Ex-Boxer bis in die neunte Runde. Am Freitag war Schluss: Er bekam nur noch 14 Punkte.

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(Bild: kmm)



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