„Krone“-Protokoll

Hamburg-Tatort: Die Kirche als tiefer Sündenpfuhl

Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) wird bei seiner Auszeit im Kloster direkt in einen Fall verwickelt.

(Bild: NDR/Kai Schulz)

Im Hamburger Tatort „Schweigen“ (ORF 2, 20.15 Uhr) ermittelt Wotan Wilke Möhring nach dem Tod seiner Partnerin erstmals allein – und gerät in einen kirchlichen Höllenschlund.

Nach dem tragischen Tod seiner Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) sucht der Hamburger Hauptkommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) nach Antworten. Er nimmt sich eine Auszeit im abgelegenen Kloster St. Joseph, um die schrecklichen Bilder zu vergessen und wieder mit sich ins Reine zu kommen. An Falkes letztem Tag in der kirchlichen Einrichtung kommt der Pastor der Gemeinde, Wigald Otto (Hannes Hellmann), bei einem Brand ums Leben.

Pastor Otto (Hannes Hellmann) trainiert die Kloster-Fußballmannschaft und stirbt bei einem Brand.

(Bild: NDR/Kai Schulz)

Falke tritt schneller als geplant wieder in den Dienst ein und entdeckt mit der örtlichen Kommissarin Eve Pötter (herrlich spröde: Lena Lauzemis) kinderpornografisches Material, das den Verdacht auf einen gelegten Brand nährt. Bei weiteren Recherchen stoßen die beiden Polizisten mitunter an die Grenze des Erträglichen. Den Ermittlern eröffnet sich ein abartiger Sündenpfuhl, bei dem die vielen Verstrickungen in die Kinderpornografie unübersichtlich wird und so gut wie alle Beteiligten Dreck am Stecken zu haben scheinen. Während Falke an seinem Glauben zweifelt, reichen die Spuren bis tief in Pötters Familie hinein. Ein Fall, der jeden Beteiligten bis aufs Äußerste fordert ...

Für die örtliche Kommissarin Eve Pötter (Lena Lauzemis) stellt sich bei den Ermittlungen die Glaubensfrage.

(Bild: NDR/Kai Schulz)

„Schweigen“ (ORF 2, 20.15 Uhr) ist nach einigen mediokren Hamburg-„Tatort“-Episoden ein weiterer Beweis dafür, dass sich die Reihe rund um den lederjackentragenden „Punk-Inspektor“ Möhring längst wieder erholt hat. Die brillante Besetzung sorgt dafür, dass man als Zuseher trotz des immens düsteren Inhalts und der harten Thematik nicht völlig an der Schwere der Bilder erstickt. Für Situationskomik oder Humor ist hier natürlich trotzdem kein Platz, dafür muss man anderen Ermittlern bei der Arbeit zusehen. Der Hauptdarsteller überzeugt nach bereits zwei aus der Reihe gefallenen Partnerinnen, dass er derart schwierige Fälle auch mit losen Mitstreitern lösen kann. Viel dunkler und intensiver als „Schweigen“ kann man einen „Tatort“ kaum noch inszenieren.