Österreich hinkt nach

Handy in Schulen: Experten fordern jetzt Verbot

Niederösterreich
26.11.2024 22:00

Viele EU-Staaten haben Smartphones längst aus dem Unterricht verbannt. Österreich hinkt noch hinten nach. Bildungsminister Martin Polaschek setzt auf die Schulautonomie, doch nicht überall wird man Herr der Lage ...

Kling! Kling! Eltern kennen dieses Geräusch. Denn ihre Sprösslinge sind in diversen Social-Media-Gruppen organisiert, in denen ständig Nachrichten gesendet werden. Das Smartphone ist fixer Begleiter der Generation Alpha (Geburtsdaten ab 2010), die ein Leben ohne Internet gar nicht kennt. Laut aktueller Google-Studie bekommen in Österreich durchschnittlich Kinder ab 10 Jahren ihr erstes Handy. Knapp die Hälfte verbringt ein bis drei Stunden täglich im Netz.

Schulisches wird genauso schnell ausgetauscht wie Treffpunkte in der Freizeit. Doch das Surfen im Internet birgt enorme Gefahren. Kinder und Jugendliche können leicht zum Opfer werden, sei es durch Cybermobbing oder durch falsche Vorbilder im Netz. Lehrer sind genervt, denn oftmals wird in den Pausen oder sogar im Unterricht gezockt. In Italien, Schweden, Finnland, den Niederlanden und in Großbritannien sind Smartphones im Klassenzimmer längst verboten und auch hierzulande fordern immer mehr Experten ein rigoroses Verbot.

Drakonische Strafen an griechischen Schulen
Sogar im digital sehr fortschrittlichen Lettland dürfen jüngere Schüler kein Handy benützen. Den Anfang machte Frankreich bereits im Jahr 2018. Mobiltelefone dürfen weder im Unterricht noch in der Pause verwendet werden. Diese Regelung gilt für alle bis 15 Jahre.

In vielen EU-Ländern müssen Handys ausgeschaltet in der Schultasche bleiben. (Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com, FAZ, TRT, Euronews, Ostbelgien Direkt, )
In vielen EU-Ländern müssen Handys ausgeschaltet in der Schultasche bleiben.

Besonders drakonische Strafen warten auf junge Griechen. „Die Schüler können ihre Mobiltelefone mit in die Schule nehmen, aber sie müssen sie während des gesamten Schultages in ihrer Schultasche aufbewahren“, schaltete sich Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis ein. Denn zahlreiche wissenschaftliche Daten würden zeigen, dass sich die Nutzung von Mobiltelefonen während des Schultages verheerend auf den Lernprozess auswirkt.

Wer beim Tippen erwischt wird, muss für einen Tag dem Unterricht fernbleiben. Im Wiederholungsfall dürfen Pädagogen Schüler für mehrere Tage vom Unterricht ausschließen. Und wer Klassenkameraden oder Lehrer ohne Erlaubnis filmt, der fliegt raus.

Bildungsminister setzt auf Schulautonomie
In Deutschland macht Armin Schwarz (CDU), Kultusminister von Hessen, einen Vorstoß und fordert eine bundesweite Regelung. Denn bei unseren Nachbarn ist die Verwendung des Smartphones genauso wie in Österreich (noch) den Schulen überlassen.

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Es gibt bereits jetzt schon viele gute Ideen, und ich bin davon überzeugt, dass vor Ort die besten und passendsten Lösungen gefunden werden.

(Bild: APA/EVA MANHART / APA / picturedesk.com)

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP)

„Wir setzen hier auf Eigenverantwortung, das ist Schulautonomie. Jede Schule – das sind auch Lehrer, Eltern und Schüler – schaut sich an, was für sie die beste Lösung ist und wie sie den Umgang mit Mobiltelefonen regeln möchte“, sagt Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Viele Bildungsstätten haben mit Handygaragen, Handyhotels und mehr bereits tolle Lösungen gefunden.

„Um Kinder und Jugendliche zu einem verantwortungsvollen Umgang zu befähigen, haben wir das Pflichtfach Digitale Grundbildung in der Sekundarstufe I eingeführt. Aber auch schon in der Primarstufe wird Medienkompetenz spielerisch vermittelt“, so Polaschek weiter. Das seien wichtige Schritte, um junge Menschen auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.

Smartphone-Coach und „klare Regeln“
Die Handy-Thematik ist auch in den Ländern angekommen. Jede Bildungsdirektion hat diesbezüglich aber eine andere Herangehensweise. NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister luden etwa erst kürzlich zu einer Gesprächsrunde ins St. Pöltner Landhaus ein, um mit Schuldirektoren, „Smartphone-Coach“ Andrea Buhl-Aigner und Personalvertretern der Pflichtschullehrer über die Handynutzung an Schulen ein ernstes Wort zu reden. Die Expertenrunde soll nun der Startschuss sein, um in kommenden Monaten einen Schwerpunkt an Bildungseinrichtungen zu setzen.

Buhl-Aigner zeigte hierbei auf, wie man durch gezielte Kommunikation Vereinbarungen mit Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe trifft und sie sicher durch die digitale Welt begleitet. Die beiden Direktorinnen Hemma Poledna vom Gymnasium Klosterneuburg und Sabine Puchinger aus Bruck an der Leitha haben mit der Initiative „Connect with Care“ gezeigt, wie man sich diesem Thema nähern kann und dabei Eltern und Schüler sensibilisiert.

Die NÖ-Politspitze mit Buhl-Aigner (li.) und den Direktorinnen. (Bild: NLK Pfeiffer)
Die NÖ-Politspitze mit Buhl-Aigner (li.) und den Direktorinnen.

Das BG Klosterneuburg wurde beispielsweise gemeinsam mit den Schülern zur handyfreien Zone während des Vormittags ausgerufen, Ausnahmen gibt es unter anderem im Unterrichtsfach „Digitale Grundbildung“. Kinder und Jugendliche brauchen Unterstützung in Sachen Mediennutzung, ist sich Poledna sicher und betont, dass es durch die neue Regelung an ihrer Schule zu einer sehr positiven Veränderung des Schulklimas gekommen sei.

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