Britische Kontroverse

Fall für Höchstgericht: Wann ist man eine Frau?

Ausland
26.11.2024 16:59

Wann ist eine Frau eine Frau? Mit dieser Frage muss sich das oberste britische Gericht in London befassen. Zwei geltende Gesetze – der Gender Recognition Act von 2004 und der Equality Act von 2010 – bieten nach Ansicht von Kritikern keine eindeutige Auslegung. Die Entscheidung des Gerichts könnte weitreichende Folgen haben.

Im Kern geht es grundsätzlich darum, ob nur Menschen als Frauen gelten, wenn sie mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurden, oder auch diejenigen Personen, deren Geschlecht mit einem sogenannten Gender Recognition Certificate (GRC) als weiblich anerkannt wird. Die Entscheidung des Supreme Court, für die noch kein Zeitpunkt feststeht, soll darlegen, wie transsexuelle Menschen gesetzlich behandelt werden sollen und was es wirklich bedeutet, den Prozess einer Geschlechtsanerkennung zu durchlaufen.

Die aktuelle Debatte wurde in Schottland losgetreten. Das dortige Parlament verabschiedete 2018 ein Gesetz, um mehr Frauen in öffentliche Gremien zu bringen. Es definierte „Frau“ auch als Personen, die als Frau leben und sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen oder diese planen. Die Initiative For Women Scotland klagte dagegen und gewann nach mehreren Berufungen. Die Regierung änderte das Gesetz, führte aber neue Leitlinien ein, die auch Personen mit Geschlechtsanerkennungszertifikat als Frauen anerkennen. For Women Scotland klagte erneut, verlor jedoch 2022. So wanderte der Fall bis zum Obersten Gerichtshof.

Der Supreme Court in London (Bild: APA/AFP/JUSTIN TALLIS)
Der Supreme Court in London

Emotionale Debatte vor allem unter Konservativen
Das Urteil könnte unter anderem Auswirkungen auf Unisex-Räume, Frauenclubs oder Sportvereine haben sowie auf Maßnahmen gegen Diskriminierung, schrieb die BBC. Vor allem Konservative führen seit einiger Zeit eine emotionale Debatte um Genderfragen in Großbritannien. Sie fordern, dass nur „biologische“ Frauen als Frauen anerkannt werden. Es sei zu einfach für Männer, sich als Frauen auszugeben und Verbrechen zu begehen, argumentieren sie. Zu den prominentesten Unterstützerinnen dieser Sicht gehört die „Harry Potter“-Autorin J.K. Rowling. 

Als transgeschlechtlich werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen. In Großbritannien identifizieren sich ungefähr 0,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung als transsexuell.

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