Schon vor Tausenden Jahren deckten die Menschen in unseren Breiten ihre Behausungen damit ab. Und in Zeiten erhöhten Klimabewusstseins könnten Holzschindeln eine Renaissance erleben. Am kommenden Wochenende kann man im Weinviertel hautnah erleben, warum das so ist.
Holzschindeln sind ein höchst ökologischer Baustoff. Denn sie sind ein langlebiges, reparaturfreundliches Naturprodukt mit geringem CO₂-Abdruck. Nach Jahrzehnten sind sie bei der Entsorgung umweltfreundlich – nach Trocknung sind sie hochwertiges Brennmaterial. „Die Schindeln sind ein Musterbeispiel für Kreislaufwirtschaft und Regionalität, vor allem weil der Rohstoff von heimischen Bäumen veredelt wird“, schwärmt Siegi Ellmauer, der nunmehr mit seinen Handwerksgesellen Stefan Binder, Kevin Tenne und Mario Fordinal beim Christkindlmarkt in Pulkau zur 1. Weinviertler Schindel-Schauwerkstatt einlädt. Was das Quartett meisterhaft beherrscht, hat Tradition und tiefe Wurzeln in der Heimat.
Altes Wissen war lange Zeit vergraben
Denn diese Art der Dachabdeckung ist in Österreich seit mehr als 3000 Jahren nachgewiesen. Doch der Schutz der Behausungen ist und war auf allen Kontinenten wertvolle Praxis. Im Weinviertel waren als Rohstoff naturgemäß Eichenschindeln verbreitet, doch seit langem ist dieses Handwerk im nordwestlichen Niederösterreich im Nebel verschwunden!
Vom Holzstamm zum Schindel-Dach
Am 30. November und am 1. Dezember kann tief in diese untergegangene Welt eingetaucht werden. Und zwar in allen nachvollziehbaren Facetten. Erster Schritt: Nach Festlegung des Musters werden vom Eichenstamm mit Keilen die Viertel- und Achtel-Rohlinge gespalten. Sodann werden die Schindeln mit einem Eisen von Hand „gekloibt“, mit der Kleinaxt geputzt und dann auf der „Hoanzlbank“ mit dem Ziehmesser in ihre endgültige Form gebracht sowie mit einer Tropfnase versehen. Dann wird die – vorausgesetzt trockene – fertige Schindel in Dreifach-Deckung auf das Dach genagelt oder an die Wand genagelt.
Heimischer Rohstoff wird veredelt
In drei Schulungen hat Ellmauer seine Schützlinge so perfekt ausgebildet, dass einige dieses nachhaltige Handwerk jetzt fast schon hauptberuflich betreiben. „Wir haben vom Aussuchen der richtigen Bäume im Wald bis zur finalen Deckung alles geübt – vermutlich in dieser Region zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten“, strahlt der Meister. Bei der Schauwerkstatt wird selbstverständlich Weinviertler Eiche, die bereits getrocknet ist, veredelt. Zusätzliche Attraktion: Die Besucher können Wein vom selben Boden verkosten. Denn die Holzveredler bieten Tröpferln aus Rieden direkt neben jenem Wald an, aus dem das Eichenholz stammt.
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