Einen eindringlichen Appell für Reformen im Pensionssystem richtet die Industriellenvereinigung an die Zuckerl-Koalition. Die Industrie sieht das Sozialsystem in Gefahr. Wenn hier nicht gegengesteuert werde, fahre man an die Wand. „Wir schießen mittlerweile 30 Milliarden Euro aus dem Budget für Pensionen zu“, zeigt sich IV-Präsident Georg Knill im Gespräch mit der „Krone“ alarmiert.
„Würden wir das System unverändert belassen, wird dieser Zuschuss bis 2050 auf eine Billion Euro (!) ansteigen.“ Kurzfristig brauche es eine Anpassung des tatsächlichen Pensionsantrittsalters an das gesetzliche und eine Reduktion der Teilzeit, um die Beiträge in das System zu steigern. Das tatsächliche Pensionsantrittsalter liegt derzeit nach OECD-Zahlen für Männer bei 61,6 Jahren und für Frauen bei 60,9 Jahren, was deutlich unter dem OECD-Durchschnitt liegt.
Angesichts der schwierigen budgetären Situation ist es der IV besonders wichtig, dass die Zuckerl-Koalition das Thema Pensionen nicht beiseite schiebt. Das aktuelle Pensionssystem gefährde die Zukunft der nächsten Generationen und unser solidarisches Sozialsystem, warnt Knill. Die Industrie schlägt auch eine Anhebung des gesetzlichen Antrittsalters vor. Konkrete Zahlen nennt Knill nicht, er verweist aber auf Skandinavien als Beispiel. Es brauche eine Anpassung des Pensionsantrittsalters an die steigende Lebenserwartung. Die Zahlen sprechen für sich: Ein um ein Jahr späterer Pensionsantritt würde den Zuschussbedarf in die Pensionsversicherung um rund 2,8 Milliarden Euro reduzieren.
In einigen Ländern gibt es eine Flexipension. Sie ermöglicht, wie der Name sagt, einen flexiblen Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand. Je später jemand in Pension geht, desto mehr bekommt er raus. Wer etwa mit Erreichen des regulären Rentenalters den Ruhestand antritt und nebenbei weiterarbeitet, kann beliebig viel hinzuverdienen und durch die Zahlung von Rentenversicherungsbeiträgen seine Rente erhöhen.
Knill schlägt weiteres vor, dass der Pensionserhöhungsautomatismus gestrichen und die betriebliche und private Vorsorge (zweite und dritte Säule) wieder verstärkt ausgebaut werden. Ein immer größeres Problem ist die Teilzeit. Wenn man so wenig ins System einzahlt, dass am Ende wieder der Staat einspringen muss, um das auszugleichen, geht es sich nicht mehr aus. „Das kann so nicht funktionieren, so ist unser System nicht aufgebaut, dass nicht jeder seinen Beitrag leistet. Das ist ein Riesenproblem“, so Knill.
Die IV wünscht sich von der Politik, die Bevölkerung besser zu informieren. „Wir könnten speziell Frauen vor der Altersarmutsfalle bewahren. Das wäre ein wichtiger Punkt“, ergänzt Julia Aichhorn, Vorsitzende der Jungen Industrie.
Kein Verständnis für raschen Beamtenabschluss
Kein Verständnis hat die Industrie für die rasche Einigung auf die Erhöhung der Beamtengehälter ohne Verhandlungen über Einsparungen in diesem Bereich. Das würde die Inflationsspirale weiter antreiben. Und man warnt eindringlich vor Steuererhöhungen. „Wir haben bereits extrem hohe Belastungen.“ Steuererhöhungen würden unsere Konkurrenzfähigkeit weiter schwächen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.