Den BMW XM als vernünftig zu bezeichnen, ist per se relativ absurd. Okay, Plug-in-Hybrid, aber V8 und so. Beim nun nachgereichten Einstiegsmodell XM 50e xDrive ist es noch immer nicht aufgelegt, aber zumindest weniger absurd. Der In-Your-Face-Auftritt bleibt ihm aber erhalten.
Genauer gesagt kann man sich den ja weiterhin nach Gutdünken gestalten. Dunkelblau mit Goldeffekten? Oder doch – wie der Testwagen - Quietschgelb mit Schwarz? Oder ganz anders. Nicht wegzukonfigurieren ist die aufgeklebte Plastikleiste, die sich unter der Fensterlinie entlangzieht. Nun ja.
Von der mächtigen, senkrechten Nase bis zum Abschluss hinter der iPhone-artigen Heckscheibe mit den eingelaserten BMW-Symbolen sind es 5,11 Meter, mit einer Karosseriebreite von 2,01 Meter ist der XM der Breiteste aller BMWs, über die Außenspiegel misst er 2,24 Meter. Willkommen auf der rechten Spur in Baustellen.
Dabei ist eigentlich die linke das Metier des XM 50e, auch wenn sein elektrisch unterstützter Reihensechszylinder „nur“ 476 PS leistet und nur 313 PS übrigbleiben, wenn man den Akku leergefahren hat. In dem Fall bleiben dann auch (nicht durch ein M Driver’s Package erweiterbare) 250 km/h Höchstgeschwindigkeit Wunschdenken. Danke, Luftwiderstand.
Ist der Akku voll, sprintet der XM 50e in 5,1 Sekunden auf Tempo 100. Leistung vermisst man dann nicht, es sei denn, man ist gerade von einem seiner V8-Brüder (mit 653 oder 748 PS) umgestiegen.
Wenn man dauerhaft die volle Leistung haben will, muss man den Fahrmodus auf eControl setzen, damit der Akku die ganze Zeit vom Verbrenner geladen wird. Er speichert netto 25,7 Kilowattstunden und sitzt im Unterboden, wo er dem 69-Liter-Tank den Platz raubt. Der wurde deshalb hinter die Rücksitze und damit unter den Kofferraumboden verfrachtet, wo sich auch die Technik für die serienmäßige 48-Volt-Wankstabilisierung befindet. Das Ladekabel fährt in einer angeleinten Sporttasche im 527 Liter großen Kofferraum mit.
Rein elektrisch gehen sich realistischerweise rund 50 Kilometer aus, wenn man sich nicht dazu verleiten lässt, die 140 km/h Höchsttempo auszukosten. Geladen wird mit maximal 7,4 kW.
Sound-Sinfonie nur ganz oder gar nicht
Dass Motorsound aus den Lautsprechern kommt, ist – nicht nur bei BMW – mittlerweile keine Seltenheit mehr. Und gerade bei Elektroantrieb wird gerne irgendwas Spaciges zugespielt. Was aber ungewöhnlich ist: Der Elektrosound lässt sich nicht unabhängig vom „Motorsound“ abschalten. Drückt man die Auspufftaste, wird nicht nur der Klappenauspuff umgeschaltet, sondern auch die Sinfonie aus Lautsprecher-Fahrgeräusch zugeschaltet. Die übertönt mit ihrer Mischung aus Sphären- und Pseudoauspuffklängen im Innenraum sogar den Klappenauspuff.
Erstaunliches Fahrverhalten
Schnell geradeaus fahren ist nicht die Paradedisziplin des XM 50e. Nicht wegen zu wenig Leistung, sondern weil die Lenkung höchste Aufmerksamkeit braucht, um ihn sauber in der Spur zu halten. Sie ist direkt und gefühllos.
Dafür biegt er ab wie ein Kompaktsportler. Im Kurvengeschlängel ist der XM unglaublich handlich, trotz seiner 2,7 Tonnen EU-Gewicht. Dafür sorgen unter anderem serienmäßig Allradlenkung, Wankstabilisierung und Adaptivdämpfung. Auch ein bisschen Komfort ist drin. Ein Luftfahrwerk wird nicht angeboten, dafür war kein Platz. Als Besonderheit arbeiten die hinteren Stahlfedern progressiv. Das Sportdifferenzial der V8-Versionen ist für den 50e nicht erhältlich.
Zum Thema Vernunft
Ein Plug-in-Hybrid ist generell nur so vernünftig, wie man ihn lädt. Fährt man nur mit Strom aus der heimischen Photovoltaikanlage – top! Tankt man den XM nur mit Sprit, muss man sich schon quälen, um auf unter elf Liter auf 100 Kilometer zu kommen. Im Vergleich zu einem V8 ist der Reihensechszylinder aber definitiv ein Heiliger.
Über 200 pfeift’s
Noch mal zurück zur Autobahnfahrt. Über 200 km/h irritiert der Testwagen nicht nur mit seiner anstrengenden Lenkung, sondern auch mit extremen Windgeräuschen. Von links pfeift es plötzlich so laut, als würde jemand die Seitenscheibe aus dem Rahmen hebeln. Im Videofahrbericht hier oben ist das deutlich zu hören.
Fahrzit
Den Auftritt muss man sich schon geben wollen. Aber das ist auch der Sinn und Zweck des BMW XM. Als 50e ist er nicht ganz so drüber wie seine V8-Kollegen, weil der Antrieb ein ganzes Stück braver ist. Rund 50 Kilometer Elektroreichweite haben sie alle, aber der 50e ist ohne Strom ein wenig sparsamer. Und er ist mit einem Basispreis von knapp 128.000 Euro viel billiger: Der günstigste V8 kostet fast 50.000 Euro mehr. Das macht den 50e schon fast für normale SUV-Kunden interessant, die einen gewissen Extra-Kick suchen.
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