„Krone“ beim Dreh

„Alles finster“: Gemeinsam aus der großen Krise

TV
28.11.2024 06:00

Vor wenigen Tagen wurden die Dreharbeiten zur zweiten Staffel der ORF-Produktion „Alles finster“ in der Buckligen Welt abgeschlossen. Die „Krone“ spielte Mäuschen und war einen Tag lang mit dabei – und hat erfahren, was man 2025 im ORF sehen wird.

Ein europaweites Blackout hat die Bewohner des beschaulichen Dorfes Kekenberg an der Della vor viele Herausforderungen gestellt und vor allem ihren Sinn für Teamwork herausgefordert. Der Stromausfall dauert mittlerweile schon fast vier Monate und ein Ende ist nicht Sicht. Rund 30 Prozent der Bevölkerung haben die vergangenen Wochen nicht überlebt und Informationen erhält man nur noch über Funk. Supermärkte und Apotheken sind geplündert, aufgrund steigender Kriminalität verlassen die Menschen ihre Dörfer nur noch in äußerster Not. Während auf den Straßen Anarchie herrscht, stehen auch die Kekenberger vor großen Herausforderungen. Gemeinsam haben sie bisher alle Rückschläge überlebt, doch je länger die prekäre Situation anhält, umso brüchiger wird das gesellschaftliche Gefüge. Ein Überleben wird nur möglich sein, wenn man sich wieder zusammenrauft und an einem Strang zieht …

Perfekte Örtlichkeit
Vor zwei Jahren sahen im Schnitt rund 560.000 Menschen die sechs Episoden der Erfolgsproduktion „Alles finster“, die das ernste und sehr reale Thema eines flächendeckenden Stromausfalls mit viel Situationskomik, österreichischem Lokalkolorit und spannenden Plot-Wendungen behandelte. Von Ende September bis vor wenigen Tagen wurde nun die zweite Staffel „Alles finster – Der Winter kommt“ abgedreht. Die „Krone“ bekam nähere Einblicke in die spannenden Dreharbeiten. Das Zentrum des Serien-Geschehens ist ein altes Gasthaus im pittoresken Örtchen Thernberg in der Buckligen Welt. Ein zentraler Kachelofen, jahrzehntealte, stabile Vollholzsessel und Zeitungsmotive aus längst vergangenen Tagen verbildlichen dabei die dystopische Grundstimmung der Serie. Regisseur Holger Barthel, der die zweite Staffel inszeniert, könnte über die Örtlichkeit nicht glücklicher sein. „Eine wunderbare Kulisse, in der wir sehr gehaltvolle Szenen drehen konnten“, freut er sich im „Krone“-Gespräch, „in der zweiten Staffel wird alles ernster und die vorwinterliche Gegend hier bedient das Grundthema perfekt.“

Regisseur Holger Barthel zeigte sich von der Umgebung und seinem Cast begeistert. (Bild: Reinhard Holl)
Regisseur Holger Barthel zeigte sich von der Umgebung und seinem Cast begeistert.

Da die alte Gaststätte nicht nur mit einer rustikalen Holzvertäfelung überzeugt, sondern auch das Odeur eines traditionellen Freilichtmuseums versprüht, können sich die Darsteller perfekt auf die bedrohliche Situation einlassen. So wie die Handlung an sich werden auch die Charakterzeichnungen tiefer und stringenter. „Mittlerweile geht es bei uns in eine Richtung, wo alles existenzieller wird und man langsam Angst haben muss“, erklärt Schauspielerin Martina Ebm, die Agnes spielt, „ich habe sehr emotionale Szenen mit meinem Filmkind, da der Vater nicht mehr da ist. Es besteht aber immer noch eine Hoffnung, dass er vielleicht zurückkehrt. Die Figur der Agnes soll und darf auch Angst haben.“ Ein Großteil des Drehs zu „Alles finster“ fand in der Natur auf Wald und Wiese statt, was einer guten Laune aufgrund der Ungemütlichkeit schon einmal abtrünnig werden kann. „Alle waren aber sehr professionell und wir hatten Wetterglück“, so Barthel, „es hat wochenlang nicht geregnet, was für uns angenehm war. Die Drehbücher hätten darauf keine Rücksicht genommen.“

Höchste Gastfreundschaft
„Alles finster – Der Winter kommt“ definiert sich nicht durch Effekthascherei, sondern setzt auf subtile Charakterzeichnung. „Es geht darum, wie verschiedene Personen mit Problemen umgehen? Es finden viele Parallelerzählungen statt und man kann die Charaktere in mehreren Folgen dabei begleiten, wie sie sich verändern und adaptieren. Sie sind alle sehr unterschiedlich und führen viele Konflikte im Kleinen, aber im Prinzip sieht jeder ein, dass man so eine Situation nur gemeinschaftlich positiv lösen kann.“ Die Thernberger Einwohner sind den Trubel schon seit der ersten Staffel gewohnt und begegnen den Filmstars und dem Produktionsteam mit freundlichem Vertrauen. „Wir haben auch viele Komparsen von hier eingebaut. Die Gastfreundschaft ist hier sehr hoch, alles haben eine Freude dabei. Wir haben hier neun Wochen gedreht und uns immer sehr wohlgefühlt.“

Im Gasthaus „Zum roten Esel“ im niederösterreichischen Thernberg wurden die meisten Szenen gedreht. (Bild: Reinhard Holl)
Im Gasthaus „Zum roten Esel“ im niederösterreichischen Thernberg wurden die meisten Szenen gedreht.

Zum Cast der zweiten Staffel gehört der Este Tambet Tuisk, der erstmals seit Staffel eins wieder in Österreich ist und die vielen Metaebenen der Serie schätzt. „Man kann vielleicht schnell lernen, wie man im rein physischen Sinne eine Zeit lang ein Blackout überlebt, aber was ist, wenn die mentale Komponente versagt? Wenn du Verantwortung für Kinder hast und nicht nur dich allein schützen musst? In dieser Serie stellst du dir auch die Frage, wie du mit dir und deinem Umfeld in so einer Notsituation umgehen würdest. Man hinterfragt unweigerlich, ob man in der Realität überleben würde.“ Eine der wichtigsten Regeln wäre, genug Vorrat angehäuft zu haben. Gepreppert wird bei den Darstellern aber eher nicht. „Ich habe es jedes Mal vor, aber so lange die Bedrohung nicht direkt vor der Haustür steht, kaufe ich nicht ein“, schmunzelt Ebm, „ich glaube aber an den Gemeinschaftssinn und daran, dass bei einem realen Blackout alle zusammenhelfen, um zu überleben.“

Macht des Zusammenhalts
Das dichte Teamgefüge vor und hinter der Kamera sorgt dafür, dass sich alle Beteiligten auch bei witterungsbedingt schwierigeren Dreharbeiten stets wohlfühlten. Diese Geschlossenheit am Set kann als Metapher für die Grundbotschaft von „Alles finster“ herangezogen werden – die Macht des Zusammenhalts. Der spürt auch Hilde Dalik, die die resolute Wirtin Elisabeth spielt. „Wir arbeiten alle sehr lange unter engstem Raum und schwierigen Bedingungen zusammen, aber ich bin jeden Tag mit Freude zu den Dreharbeiten gekommen. Das ist eigentlich meine Idealvorstellung von Arbeit.“ Durch die erschwerten Bedingungen wächst Elisabeth über sich hinaus und zeigt neue Facetten. „Wir kennen die Dynamik im Dorf und wissen, in welchen Beziehungen die Figuren zueinanderstehen. Dass wir schon eine erste Staffel im Rücken haben, ist ein Vorteil, weil wir uns kennen und uns jetzt auskennen.“

Hilde Dalik im Gespräch mit „Krone“-Redakteur Robert Fröwein. (Bild: Reinhard Holl)
Hilde Dalik im Gespräch mit „Krone“-Redakteur Robert Fröwein.

Die Kernbotschaft von „Alles finster“ ist eine humane: Aus schier unlösbaren Schwierigkeiten findet man nur in der Gemeinschaft raus. „Eigenbrötler sind in solchen Extremsituationen wahrscheinlich nicht so gut aufgestellt wie Menschen, die zusammenhalten“, erläutert Dalik, „interessant ist, dass sich bei einem Blackout auch despotische Charaktere in ein Team einfügen müssen.“ In einer echten Katastrophensituation gäbe es zwei Typen: „Die einen kommen in einen Schockzustand, erstarren und brauchen Ruhe. Andere kommen sofort ins Tun, arbeiten eine Liste ab und machen einfach. Ich glaube, ich würde zur zweiten Kategorie zählen.“ Eine weitere Erkenntnis: Ein Blackout ist ein Marathon und kein Sprint. Es geht um Geduld, Beharrlichkeit und um die Hoffnung. „Als Menschen erkennen wir sie und können an sie glauben“, so Tuisk, „die Hoffnung darf uns nie verlassen.“ „Alles finster – Der Winter kommt“ wird voraussichtlich 2025 im ORF ausgestrahlt.

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