Bereits in der Schwangerschaft kann die werdende Mama die Weichen für die Zukunft ihres Babys stellen. Was in dieser sensiblen Zeit so wichtig ist und worauf (werdende) Eltern in Ernährungsfragen besonders achten sollten, erläutern zwei Fachärzte.
Bereits wenn ihr Baby unterwegs ist, kann die werdende Mama die Weichen für dessen Zukunft stellen. Denn die Ernährung in den ersten 1000 Tagen (also bis zum Ende des zweiten Lebensjahres) prägt das gesamte Leben.
„Während dieser Zeit wachsen bzw. entwickeln sich Gehirn, Organe, Immunsystem und Stoffwechsel in einem Tempo, das später nicht mehr erreicht wird“, erklärt Univ. Prof. Dr. Angelika Berger, Leiterin der Klinischen Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie an der MedUni Wien.
Aus diesem Grund haben Nährstoffe, die der Nachwuchs in dieser Phase erhält, einen wesentlichen Einfluss auf das ganze Leben. „Man kann sich das folgendermaßen vorstellen: Wie ein Computer einmal verdrahtet wird, so funktioniert er später auch“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Berthold Koletzko, Präsident der European Academy of Paediatrics anlässlich des 10. Kongresses der europ. pädiatrischen Fachgesellschaften.
„So hat etwa das Kind einer adipösen Mutter ebenso ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst im späteren Leben an Übergewicht oder Adipositas zu erkranken, weil die Funktion des kindlichen Organismus schon durch die Bedingungen im Bauch geprägt wird.“
„Dabei geht es um die sogenannte epigenetische Prägung, die reguliert, welche Gene des Erbmaterials aktiviert oder deaktiviert werden, was wiederum langfristig Gesundheit und/oder Krankheit bestimmt“, ergänzt Prof. Dr. Berger.
Diese Erkenntnisse bedingen aber auch eine große Chance, etwa, was das Wissen um die Nahrungsaufnahme in der Schwangerschaft betrifft. „Denn bereits die Ernährung der Schwangeren beeinflusst die Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Daher sollte sie z. B. vermehrt Folsäure, Eisen oder Omega-3-Fettsäuren zuführen“, empfiehlt Prof. Berger.
Einfluss von Stillen auf späteres Übergewicht
Auch nach der Geburt spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. „Die ideale Nahrung für Babys ist die Milch der eigenen Mutter“, merkt Prof. Koletzko an. Warum, erklärt Prof. Dr. Berger: „Muttermilch bietet zahlreiche Vorteile, wie eine optimale Nährstoffzusammensetzung sowie immunologische Bestandteile und Zellen. Gestillte Kinder haben ein geringeres Risiko für Adipositas, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“
Thema Adipositas: So beugt etwa der geringere Eiweißgehalt in der Muttermilch (im Vergleich zu Flaschennahrung) einer übermäßigen Gewichtszunahme des Säuglings vor. „Unsere Untersuchungen bei fast 10.000 Kindern zeigen, dass ehemals gestillte Kinder im Schulalter 25 % weniger Risiko für Übergewicht und 30 % weniger Risiko für Adipositas haben“, erklärt Prof. Koletzko.
Das spätere Übergewichtsrisiko lässt sich aber nicht nur durch Stillen, sondern auch durch die Wahl einer Säuglingsnahrung mit niedrigem Eiweißgehalt und das Meiden von Kuhmilch als Getränk im ersten Lebensjahr senken. Generell wird empfohlen, vier bis sechs Monate ausschließlich zu stillen und nach Einführen der Beikost zusätzlich „die Brust zu geben“.
Die richtige Einführung der Beikost
Während früher oft eine späte Beikosteinführung und ein möglichst später Kontakt mit Lebensmitteln, die mitunter Unverträglichkeiten auslösen, empfohlen wurde, belegen neue Studien, dass – ganz im Gegenteil – eine frühe Beikostgabe das Allergierisiko reduziert. Beginnen sollte man ab einem Alter von vier bis sechs Monaten (abhängig von der Entwicklung des Kindes).
„Im 4. bis 6. Lebensmonats des Kindes zeigt das Immunsystem offenbar ein wichtiges Zeitfenster für die Immun- und Toleranzentwicklung. Werden in diesem Alter mit der Beikost Lebensmittel wie Hühnereiweiß, pürierte Nüsse, Weizen und Fisch eingeführt, können bis zu 60 % der Nahrungsmittelallergien im späteren Kindesalter verhindert werden“, berichtet Dr. Koletzko.
Liebevolle Interaktion beim Füttern/Stillen stärkt auch die Bindung zwischen Eltern und Nachwuchs, ergänzt Prof. Berger. Ein weiterer Faktor für die gesunde Entwicklung.
Immer mehr erforscht wird auch das kindliche Mikrobiom (Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm). „So hängen beispielsweise der Aufbau eines gesunden Mikrobioms und die Entwicklung der Abwehrkräfte stark von der Ernährung ab, einschließlich Stillen, Beikost und später einer ausgewogenen Nahrungsaufnahme“, erklärt Prof. Berger. „Nährstoffmängel oder -überschüsse können den Energiehaushalt dauerhaft beeinflussen und z. B. das Risiko für Adipositas oder Typ 2 Diabetes erhöhen und chronische Erkrankungen im Erwachsenenalter fördern.“
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