Obdachloser auf TikTok

Teenie dreht Prügel-Video, kassiert selbst Schläge

Steiermark
28.11.2024 18:00

Ein junger Steirer soll einen Obdachlosen mit einem Gürtel geschlagen und ein Video davon auf TikTok gepostet haben – dafür erntete er von zwei anderen Jugendlichen selbst eine ordentliche Tracht Prügel. Die jungen „Rächer“ mussten sich nun wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten und fassten dabei Haftstrafen aus.

Gebrochenes Nasenbein, Schädel-Hirn-Trauma, Hämatome, Rissquetschwunden – um nur die gröbsten Verletzungen zu nennen. Übel zugerichtet sollen zwei Burschen (17 und 18 Jahre alt) im Frühjahr einen 15-Jährigen in Dobl (Graz-Umgebung) haben. Der Ältere soll das Opfer zudem mit einer Pistole bedroht haben.

Obdachlosen mit Gürtel geschlagen
Der Ursprung der blutigen Auseinandersetzung dürfte in einem TikTok-Video liegen, in dem zu sehen sein soll, wie der 15-Jährige einen am Boden liegenden Obdachlosen mit einem Gürtel schlägt. Die späteren „Rächer“ schrieben daraufhin dem Urheber des Videos, der Chat artete in derben gegenseitigen Beleidigungen aus.

„Hat meine Familie beleidigt“
Die Burschen fanden die Adresse des 15-Jährigen heraus und fuhren in Begleitung von vier Freunden zu seinem Wohnhaus, um ihn dort „zur Rede zu stellen“. „Dass er im Chat meine Familie beleidigt hat, hat mich noch mehr getroffen, als das Video“, versuchte einer der Burschen bei der Verhandlung am Grazer Straflandesgericht zu erklären.

Was dann genau passiert ist, ist angesichts stark voneinander abweichender Aussagen von Angeklagten und Zeugen schwer nachzuvollziehen. Der Erstangeklagte will nur zwei Mal zugeschlagen haben, eine Pistole will er – entgegen aller anderer Aussagen – nicht dabei gehabt haben. Der Zweitangeklagte übernimmt überhaupt nur die Verantwortung für einen Schlag. „Von drei Schlägen sieht man aber nicht so aus“, entgegnet Richterin Andrea Schwinger-Wagner und zeigt den Burschen ein schockierendes Foto vom entstellten Gesicht des Opfers, das im Krankenhaus aufgenommen wurde. 

Kurzschlussreaktion
Während die Angeklagten behaupten, sie hätten sich bedroht gefühlt – „wir waren ihm ja unterlegen, er ist Kampfsportler“ – und sich auf Kurzschlussreaktionen berufen, sagt das Opfer im Zeugenstand: „Zuerst hat mich der eine mit einer Waffe bedroht und gesagt, er bringt mich um, wenn ich mich nicht entschuldige. Dann hat er mir gleich voll in die Fresse gehauen.“ 

Gefragt, ob er wisse, warum ihn die Burschen aufgesucht hätten, mutmaßte der heute 16-Jährige: „Ich glaube wegen meiner Ex-Freundin.“ Als ihn die Richterin auf das Video mit der Obdachlosen-Attacke anspricht, wirft sein Anwalt gleich ein, er müsse dazu nichts sagen. Das Ermittlungsverfahren dazu laufe noch. 

Trotz verhaltener Schuldeingeständnisse und verworrener Zeugenaussagen kommt die Richterin nach einer zähen Verhandlung zu den Urteilen: Der Ältere fasst sechs Monate bedingte Haft und 1200 Euro Geldstrafe aus, der Jüngere sechs Monate bedingt. 

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