Zwei Geständnisse
Bulgarischer Spionagering im Dienste Marsaleks?
In London hat am Donnerstag ein Prozess gegen drei Bulgaren begonnen, die für Russland spioniert haben sollen – auch im Auftrag von Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek. Sie bestreiten das. Zwei weitere Mitglieder des Spionagerings haben allerdings bereits gestanden und warten auf ihre Urteile.
Die Anklage beschuldigt die zwei Frauen im Alter von 30 und 33 Jahren und einen 39-jährigen Mann, die alle in Großbritannien wohnen, sie hätten Personen – dem Vernehmen nach Feinde des Kreml – und Orte ausgespäht. Die Spionageaktivitäten sollen in London sowie in Stuttgart, Wien, Valencia und dem Balkanstaat Montenegro stattgefunden haben.
„Beträchtliche Summen“ für Spionageaktivitäten
Nach Ansicht britischer Ermittler haben die Bulgaren ihre Aufträge teilweise von dem abgetauchten Marsalek erhalten, der in Russland vermutet wird. Der Ex-Vertriebsvorstand des ehemaligen Dax-Konzerns Wirecard ist in dem Prozess nicht angeklagt.
Für ihre Tätigkeiten sollen die Angeklagten zwischen 2020 und 2023 „beträchtliche Summen“ erhalten haben. Laut Staatsanwältin Alison Morgan legten die Beschuldigten eine „ausgefeilte Methodik“ an den Tag.
Der Spionagering war nach Angaben der Staatsanwältin mutmaßlich an sechs größeren Operationen beteiligt. Unter anderem sei Ende 2022 der US-Stützpunkt „Patch Barracks“ bei Stuttgart ausgekundschaftet worden. Ein weiteres Opfer sei der Journalist Christo Grozev gewesen, der für die investigative Website Bellingcat gearbeitet habe und dort unter anderem über die Vergiftung des russischen Doppelagenten Sergei Skripal 2018 in Salisbury berichtet hatte. Auch Roman Dobrokhotov, Chefredakteur des Investigativmediums „The Insider“, sowie der ehemalige kasachische Politiker Bergey Ryskaliyew, der inzwischen Asyl in Großbritannien erhalten hat, und der russische Dissident Kiril Kachur wurden ins Visier genommen.
Frauen als „Honigfalle“ eingesetzt
Die Beschuldigten hätten persönlich hohe Risiken aufgenommen, sagte Morgan. Unter anderem sei darüber gesprochen worden, die beiden Frauen als „Honigfalle“ einzusetzen: Dabei hätten sie Sexualkontakte zu den Opfern aufgenommen, um weitere Informationen einzuholen. Die Angeklagten könnten nun zwar anführen, dass sie nicht wussten, was wirklich vor sich ging, oder dass sie in die Irre geführt worden seien, sagte Morgan. „Es ist aber nicht vorstellbar, dass sie nicht wussten, was sie taten und warum sie das taten.“
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