Mehr als 3600 Mitarbeiter sind betroffen, mehr als 2500 Gläubiger, der Schuldenberg mehr als zwei Milliarden Euro hoch – der Insolvenzantrag der KTM AG und zweier Gesellschaften zeigt, wie groß die finanzielle Schieflage des Motorradherstellers aus Mattighofen (OÖ) ist. So erklärt das Unternehmen die Probleme.
Mit 2,66 Milliarden Euro hatte die Pierer Mobility AG und damit die Muttergesellschaft der KTM AG für das Vorjahr noch um 9,2 Prozent nach oben geschraubt. Das Ergebnis nach Steuern zeigte einen Gewinn von 76,4 Millionen Euro, der sich damit im Vergleich zu 2022 mehr als halbiert hatte – die Zahlen, die der Motorradhersteller Ende März 2024 veröffentlichte, ließen nicht erahnen, dass das Unternehmen acht Monate später ein Sanierungsfall sein würde, selbst wenn die Nettoverschuldung damals schon eklatant nach oben geschossen war.
Mit Vorliegen der Insolvenzanträge für die KTM AG, die KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH liegen seit Freitagmittag die Zahlen auf dem Tisch: Mehr als 3600 Mitarbeiter sind von der Insolvenz der drei Gesellschaften betroffen, dazu mehr als 2500 Gläubiger und der Schuldenberg ist mehr als zwei Milliarden Euro hoch, wird von Experten sogar auf bis zu drei Milliarden Euro beziffert.
In den Insolvenzanträgen erklärt KTM die Gründe der Schwierigkeiten und auch, wie es zu dermaßen hohen Schulden kommen konnte. Bis Ende 2023 hatte es ständig steigende Produktions- und Absatzmengen gegeben, was auch damit zusammenhing, dass die Verkäufe an die externen Vertragshändler wuchsen. Diese konnten aber schon im Jahr 2023 nicht die erhofften Mengen an Motorrädern absetzen.
Heuer etwa 250.000 Motorräder verkauft
Bislang habe man heuer etwa 250.000 Motorräder verkauft, was KTM als gutes Jahr einstuft, wie der Kreditschutzverband 1870 berichtet. Der Lagerbestand erweist sich aber als zu hoch, liegt bei rund 130.000 Motorrädern, was enorm viel Kapital bindet. Hier soll sich vor allem die schwächelnde Nachfrage in den USA ausgewirkt haben. Andererseits werden die hohen Produktionskosten in Österreich genannt.
Mitte November hatte man deshalb zu prüfen begonnen, ob eine außergerichtliche Sanierung möglich ist. Dazu hätte man 650 Millionen Euro frisches Geld benötigt, eine Zwischenfinanzierung für die KTM AG. Gespräche mit wesentlichen Stakeholdern konnten offenbar nicht innerhalb der kurzen Frist umgesetzt werden, deshalb entschied man sich zum Insolvenzantrag.
Die KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH sind als direkt mit KTM verbundene Unternehmen unmittelbar von der Insolvenz betroffen, weshalb für sie ebenfalls ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt wurde.
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