Zu Olympia- und fünfmal WM-Gold holte Benjamin Karl letzte Saison noch die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup der Alpinboarder und die kleine für den Parallel-Riesentorlauf. Heuer plant er sogar den Triplepack, Startschuss ist am Samstag in China – was er dort Unbekanntes vorgesetzt bekam, warum er besonders früh aufstehen muss und was ihm in China trotzallem taugt...
„KRONE“: Du fährst beim Weltcup-Auftakt in Mylin am Samstag erstmals seit deinem Olympiasieg 2022 wieder auf China-Schnee – ein gutes Gefühl?
Benjamin Karl: Ja, man kommt mit den Erinnerungen von Peking hier an. Minus 20 Grad, dunkelblauer Himmel, perfekte Kunstschneebedingungen. Dann, alles anders: starker Wind, Schneefall und eine Piste, die sich erst setzen und hart werden muss, weil sie erst frisch beschneit wurde. Alles in allem die schwierigsten Trainingsbedingungen der heurigen Vorbereitung. Dennoch hat es was Gutes: Man wird etwas demütig und nicht übermütig vor den ersten Rennen. Alles in allem ist es aber schon cool hier. 80 Prozent Snowboarder auf den Pisten und jeden Tag Autogramme und Fotos von chinesischen Fans. Man fühlt sich fast wie ein Skistar in Österreich. (lacht)
Wie machst du das mit sieben Stunden Zeitverschiebung? Behältst du deine „eigene Zeit“ weiter, wie es die Formel-Piloten machen?
Ja, Jetlag ist für mich so gut wie kein Thema. Da hilft mir wahrscheinlich mein starker Kopf. Ich schlafe, wenn ich müde bin und schaue nicht zurück. Damit meine ich, dass ich nicht mehr an die Zeit von zu Hause denke. Das hilft, sich schneller anzupassen.
Chinesisches Essen oder eigene Mahlzeiten?
(lacht) Chinesisches Essen ist ein Abenteuer. In den letzten vier Tagen hab ich mehr Unbekanntes gegessen als in den letzten 5 Jahren davor, aber das meiste schmeckt. Und wenn sie nicht gerade versuchen, ein Schnitzel nachzubauen, sondern einfach traditionell kochen, ist es zu 90 Prozent lecker!
Wenn man Videos von Mylin sieht, scheint auf den Pisten in China viel los zu sein. Hat das auf euch Auswirkungen?
In der Tat. Wir trainieren, bevor der Publikums-Snowboardlauf los geht. Um 5:45 Uhr ist Tagwache. 6:30 Uhr zur Gondel und dann im Finsteren bei 80 km/h wind rauf auf den Berg. Komfortzone schaut anders aus, aber mir taugt’s kalt eh. Warm anziehen – und dann klare Luft genießen. Love it!
In einem Video hast du kürzlich von deinem Ziel gesprochen, heuer alle drei Kristallkugeln – also Gesamt-, Riesentorlauf- und Slalom-Weltcup holen zu wollen...
Dieses Ziel fordert mich extrem heraus! Vieles muss zusammen passen. Vieles auf Anhieb gut funktionieren. Letzte Saison war schon extrem fordernd und irgendwie hoffe ich, dass es heuer leichter wird. Ich werde einfach Vollgas geben, ohne Rücksicht auf Verluste – und am Ende werden wir sehen, was unterm Strich rauskommt.
Hast du beim Material noch etwas geändert? Und fährst eigentlich noch mit deinen alten, gelben Schuhen, die du jahrelang getragen hast?
Im Sommer haben wir das Material weiter entwickelt. Eigentlich haben wir keinen Stein auf dem anderen gelassen. Im Training hat das schon sehr gut funktioniert. Am Wochenende werden wir dann sehen, wo ich stehe. Der Ausdruck „alte“, gelbe Schuhe würde den Hansrüdi Amann von Mountainslope, der die Schuhe produziert, schön kränken. Die Farbe blieb für den Wiedererkennungswert gleich. Jeder sieht den Schuh aus hundert Metern und weiß, welche Marke das ist. Ein geniales Marketingtool. Aber natürlich sind die Schuhe, auch wenn sich die Farbe nicht ändert, jedes Jahr neu!
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