„Schneiders Brille“

Die weinenden Bänke von Dornbirn

Vorarlberg
30.11.2024 15:25

Weihnachten ist bekanntlich das Fest der Nächstenliebe. Nicht so in Dornbirn: Dort wurden nämlich parallel zum Start der Adventszeit die Bänke am Bahnhof derart umgestaltet, dass obdachlose Menschen künftig nicht mehr auf diesen schlafen können. „Krone“-Kolumnist Robert Schneider findet das schlichtweg eine Sauerei.

Wer ein Zuhause hat, legt sich nicht auf eine Bahnhofsbank zum Schlafen. Ich kenne niemanden, der das einfach so zum Spaß macht, schon gar nicht bei diesen Temperaturen. Wie groß müssen die Ausweglosigkeit und das Dilemma sein, wenn so ein Ort das Zuhause wird?

Diesem lieblosesten ihrer Orte setzt die Stadt Dornbirn neuerdings noch eins drauf, damit es den Pennern selbst im düstersten Vollrausch dämmert: Wir wollen euch nicht. Nicht hier. Verschwindet aus unseren Augen. „Schlaflos am Bahnhof Dornbirn“ titelt jemand in den „VN“ vom 29. November. Zynischer hätte die Headline nicht ausfallen können. Ein zum Schreien komisches Wortspiel, besonders, wenn man ganz unten steht und das letzte Arschloch ist, nicht wahr?

Der Elan, mit welchem die Stadt Dornbirn nun gegen das Gesocks vorgehen will, ist von herzloser, ja nachgerade enthemmter und verrohter Hilflosigkeit. Auf die Bahnhofsbänke wurden Querstreben geschraubt, damit man sich darauf nicht mehr lang machen kann. Warum nicht gleich Stacheldraht? Neben der Stadtpolizei patrouillieren auch noch zusätzliche Securitykerle rund um die Uhr. Hellere Scheinwerfer und insgesamt 25 Videokameras wurden installiert. Auch die Lautsprecher haben jetzt mehr Wumme. Da hat sich einer an zu vielen Guantanamo-Dokus aufgegeilt.

Eine Stadt, die ihre Ohnmacht mit einem solch mitleidslosen und in der Tat menschenverachtenden, ja sadistischen „Sicherheitskonzept“ ausagiert, hat kein menschliches Antlitz. Eine Stadt, die Obdachlosen so die eigene Würdelosigkeit vorführt, hat selbst kein Ansehen mehr. Eine Stadt, die auf die Vertreibung derer aus ist, mit denen sie nicht klarkommt, ist eine durch und durch verlogene Stadt. Wohin soll er jetzt gehen, der Dreck, der Abschaum? Wird er dadurch weniger? Wird er dadurch besser?

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