Buchpräsentation

Der Richter, der nur ungern Strafen verhängte

Dr. Peter Mück präsentierte jüngst in Rankweil ein Buch über seine Zeit als Strafrichter. 

(Bild: David Huber)

Der ehemaligen Strafrichter Dr. Peter Mück entspricht so ganz und gar nicht dem Stereotyp eines gestrengen Rechtshüters. Neben dem Gesetz stand und steht für ihn immer der Mensch im Mittelpunkt.

Vergangene Woche stellte der 75-Jährige im vollen Vinomnasaal in Rankweil sein Buch „Freude am Strafen kann nur der Teufel haben“ vor. Gewissermaßen als Prequel zur eigentlichen Lesung führte Mücks langjähriger Wegbegleiter, Starpsychiater Reinhard Haller, in die Welt des „Bösen“ ein: „In jedem Menschen wohnt eine gute und eine böse Seite. Letztere kommt oft erst situationsbedingt zum Vorschein und führt zu Handlungen, die man von vielen Personen in dieser Form nicht erwartet hätte.“ An verschiedenen Beispielen zeigte Haller anschaulich auf, dass viele Verbrecher bis zu ihrer Tat ein völlig normales Leben führten. „Eine KZ-Insassin beschrieb einen Wächter nach ihrer Befreiung so: Er war ein fleißiger, pflichtbewusster Arbeiter, der die Wünsche seiner Vorgesetzten – eben das Morden – stets zu 100 Prozent erfüllte.“

Der Vinomnasaal war rappelvoll.

(Bild: David Huber)

Kein Schuldspruch bei Zweifeln
Die Erfahrung, dass die menschliche Psyche viele Schattierungen hat, hat auch Mück in seinem Berufsleben gemacht. In seinem Buch beschreibt er insgesamt 64 prägende Episoden, drei davon gab Mück vor einem gebannten Auditorium zum Besten: einen Mord, eine schwere Körperverletzung mit lebenslangen Folgen für das Opfer und eine Betrugsmasche in der Prostituiertenszene. Im Gespräch nach der Präsentation gewährte Mück einen Einblick in seine Richterseele: „Ich musste mich als Richter stets an die Gesetze halten, ob mir das Ergebnis nun gepasst hat oder nicht.“ Er habe die Urteile stets nach bestem Wissen und Gewissen gefällt: „Wenn ich nur geringste Zweifel an der Schuld eines Angeklagten hatte, habe ich diesen immer freigesprochen. Man muss sich als Richter im Klaren sein, dass nicht nur der Verurteilte eine Strafe erhält. Auch seine Familie hat darunter zu leiden. Der Gatte, der Vater, der Sohn sitzt plötzlich im Gefängnis, die Familie muss sich völlig neu orientieren.“

Ich musste mich als Richter stets an die Gesetze halten, ob mir das Ergebnis nun gepasst hat oder nicht.

Dr. Peter Mück

Ein durch und durch sozialer Mensch
Mück sah in jedem Straftäter auch einen Menschen, mit einigen traf er sich nach der Haftentlassung zum Gedankenaustausch. Für eine Prostituierte vermittelte er nach verbüßter Strafe sogar eine Wohnung. Beispiele, die zeigen, dass Mück als Richter immer auch eine stark ausgeprägte soziale Seite hatte. In seinem Privatleben kam diese voll zur Geltung: Als langjähriger Leiter der Rankler Pfadi und später als Vorarlberger Landesleiter initiierte er immer wieder karitative Aktionen, deren Wirkung bis weit über die Landesgrenzen hinaus ging. „Als Richter hatte ich keine Möglichkeit, im klassischen Sinne sozial zu wirken. Deshalb war für mich schon früh klar, dass ich diesen Part in meinem Privatleben berücksichtigen will.“

Seit seiner Pensionierung hat er dafür auch die nötige Zeit. Unter anderem hat er als Organisator des „Ukraine-Laufs“ kurz nach Beginn der russischen Invasion für Aufsehen gesorgt. Und selbstverständlich kam auch bei seiner Buchpräsentation der gute Zweck nicht zu kurz: Erfreulicherweise folgten viele Besucher dem Aufruf, für die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich zu spenden.