Der „Weinberg des Friedens“. Das bedeutet der israelische Name Kerem Schalom auf Deutsch übersetzt. Der kleine Kibbuz ist das Hauptnadelöhr für Lieferungen von Hilfsgütern in den Gazastreifen. Seit dem brutalen Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 mit 1200 ermordeten Israelis und über 200 entführten Geiseln – von denen noch immer 100 in der Gewalt der Terroristen sind -, kommt es dort immer wieder zu Unruhen und Gewalt.
Vor wenigen Tagen erst hat Israels Luftverteidigung eine Hamas-Rakete, die gezielt auf Kerem Schalom geschossen wurde, erfolgreich abgefangen. Es ist der erste Besuch eines Journalisten seit dem verheerenden Angriff der Terrororganisation.
Israel kontert Kritik: Es gibt Probleme mit der Logistik
Die humanitäre Lage im Gazastreifen bleibt angespannt, trotz umfangreicher Bemühungen, Hilfsgüter in das Gebiet zu liefern. Während die israelische Armee (IDF) versucht, die Geiseln aus den Fängen der Hamas zu befreien, zeigt sie Journalisten, wie Hilfsgüter für die palästinensische Bevölkerung nach Gaza verbracht werden.
IDF-Offizier Abdullah Halabi betont, dass die Lieferungen der humanitären Hilfe schon seit Monaten laufen. „Wir haben hier mehr als 800 Lkw-Ladungen, die darauf warten, dass die internationale Gemeinschaft sie übernimmt und an die Menschen in Gaza liefert“, erklärt Halabi, der auch Leiter der COGAT-Abteilung ist, der zuständigen israelischen Militäreinheit für die Koordination humanitärer Hilfe. Halabi sieht die Hauptprobleme jedoch nicht in der Bereitschaft Israels, sondern in logistischen Hürden seitens der internationalen Gemeinschaft. „Wir stehen vor Hindernissen“, sagt er. Es fehle an Lastkraftwagen und Logistikern, um die Versorgung effizienter zu gestalten.
Die politische Diskussion um die humanitäre Unterstützung für Gaza hat auch in den USA an Schärfe gewonnen. Während die Biden-Regierung Druck auf Israel ausübte, die Bedingungen in Gaza zu verbessern, gibt es unter den US-Politikern insgesamt erhebliche Meinungsunterschiede.
UNRWA bleibt für Israel ein rotes Tuch
Der republikanische Senator Tom Cotton, ein Verbündeter von Donald Trump, schrieb: „Die USA sollten sich nicht an der Bereitstellung von Hilfe für Gaza beteiligen. Hilfe für Gaza wird die Herrschaft der Hamas nur verlängern.“ Diese Haltung steht im Kontrast zu anderen internationalen Bemühungen. Israel kooperiert nach Angaben Halabis mit Organisationen wie UNICEF, Rahma Worldwide und World Food Kitchen, um dringend benötigte Hilfsgüter zu liefern. Die logistische Unterstützung kommt vor allem aus Ägypten, Jordanien, dem Westjordanland und Israel selbst. „Unsere Lagerhäuser sind voll“, so Halabi. Lebensmittel wie Kartoffeln, Äpfel, Nudeln und Wasser stünden bereit, um weitertransportiert zu werden.
Nur der UNRWA, dem UNO-Hilfswerk für Palästinenser, verweigert Israel die Zusammenarbeit. Die israelische Regierung wirft der UNRWA vor, in Verbindung mit der Hamas zu stehen. Mehrere Mitarbeiter des Hilfswerks sollen laut israelischen Angaben am Massaker vom 7. Oktober beteiligt gewesen sein. Österreich hatte Anfang des Jahres seine Zahlungen an die UNRWA ausgesetzt, bevor es diese im Mai wieder aufnahm. Eine Stellungnahme der UNRWA-Sprecherin Juliette Touma blieb aus, als sie mit den Vorwürfen konfrontiert wurde.
Auch im Gazastreifen Hoffnung auf Waffenruhe
Israels Botschaft in Österreich kritisierte die UNRWA am Donnerstag scharf: „75 Jahre. Milliarden von Dollar. Wofür? Um die Flüchtlingskrise aufrechtzuerhalten und gleichzeitig dem Terrorismus Vorschub zu leisten. UNRWA ist das Problem. Nicht die Lösung“, hieß es in einem Beitrag in den sozialen Medien.
Mit der Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hisbollah im Libanon könnten für die IDF Kräfte frei werden, um verstärkt gegen die noch immer verbliebenen Hamas-Hochburgen im Gazastreifen vorzugehen und dem Leiden der Bevölkerung ein Ende zu bereiten. Aber auch die Hoffnung auf eine Kampfpause bekam neue Nahrung. Vertreter der islamistischen Miliz und der ägyptischen Regierung wollen Medienberichten zufolge in Kairo die zuletzt stockenden Verhandlungen über eine Kampfpause im Gazastreifen und einen Gefangenenaustausch wieder aufnehmen.
Benjamin Weinthal
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