Neue Strategie in Kiew
Selenskyj: „Unsere Armee ist nicht stark genug!“
Strategiewechsel in Kiew! Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat laut einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News eingeräumt, dass sein Land einen Teil der von Russland besetzten Gebiete nur auf diplomatischen Wege zurückbekommen könne.
Er gab demnach in einem Interview zu, dass es für sein Land schwierig sei, die besetzten Gebiete vollständig militärisch zurückzuerobern. „Unsere Armee ist dafür nicht stark genug. Das stimmt“, zitierte die Agentur Selenskyj.
„Wir müssen diplomatische Lösungen finden.“ Solche Schritte könnten aber nur in Erwägung gezogen werden, „wenn wir wissen, dass wir stark genug sind“. Mit Blick auf die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus sagte er, der designierte US-Präsident und dessen Mitarbeiter würden den „Siegesplan“ der ukrainischen Regierung prüfen.
Sie wüssten, dass er darauf ausgerichtet sei, die Ukraine in eine „starke Position“ zu bringen, damit Diplomatie stattfinden könne. Er gehe davon aus, dass es weitere Gespräche mit Trump geben werde, um „bestimmte Dinge detaillierter“ zu erklären. „Aber es wird keine Kapitulation seitens der Ukraine geben. Das ist eine Tatsache, und ich denke, dass er das versteht.“
Neue Strategie nimmt Fahrt auf
Der Druck auf Kiew, territoriale Zugeständnisse zu machen, wurde zuletzt immer größer. Der frühere NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hält vorübergehende Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland für eine Option, um ein schnelles Ende des Krieges zu erreichen.
„Wenn die Waffenstillstandslinie bedeutet, dass Russland weiterhin alle besetzten Gebiete kontrolliert, heißt das nicht, dass die Ukraine das Gebiet für immer aufgeben muss“, sagte der künftige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) dem Portal „Table.Briefings“.
Wichtig sei, dass die Regierung in Kiew im Gegenzug für vorübergehende Gebietsabtretungen Sicherheitsgarantien erhalte, sagte der Norweger. Das könnte die NATO-Mitgliedschaft sein, es gebe aber auch „andere Möglichkeiten, die Ukrainer zu bewaffnen und zu unterstützen“.
NATO-Schutzschirm gefordert
Stoltenberg unterstützte Selenskyjs Forderung, bei einem Waffenstillstand keine Gebiete an Russland abzutreten, hält dies aber mit Blick auf die militärische Lage in der Ukraine derzeit für wenig wahrscheinlich: „Wir brauchen eine Waffenstillstandslinie, und natürlich sollte diese Linie idealerweise alle Gebiete einschließen, die Russland derzeit kontrolliert. Wir sehen aber, dass das in naher Zukunft nicht unbedingt realistisch ist“, sagte der ehemalige NATO-Generalsekretär.
„Wenn wir die heiße Phase des Krieges beenden wollen, sollten wir das Gebiet der Ukraine, das wir kontrollieren, unter einen Nato-Schutzschirm stellen“, sagte Selenskyj im britischen Fernsehsender Sky News. „Das muss schnell passieren und dann kann die Ukraine die übrigen Teile ihres Territoriums auf diplomatische Art und Weise zurückerlangen.“
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