Tag drei nach der Insolvenzeröffnung über Motorradhersteller KTM stand ganz im Zeichen der ersten Betriebsversammlungen für die betroffenen Mitarbeiter. „Die Stimmung ist bedrückend“, sagt Mario Moser-Luger von der Gewerkschaft GPA. Immerhin: Bei den anstehenden Kündigungen will man Härtefälle vermeiden und auf Familien und Paare, bei denen alle in der Firma arbeiten, Rücksicht nehmen.
Bei den Gläubigerschutzverbänden hatten sich schon vor der Eröffnung der Insolvenzverfahren bei drei Gesellschaften von Motorradhersteller KTM erste Firmen gemeldet, die sich zum Prozedere, wie sie ihre Forderungen anmelden können, informieren wollten. Auch bei der Arbeiterkammer Oberösterreich wurden bereits in der vergangenen Woche erste Mitarbeiter der Mattighofener vorstellig, die Fragen hatten.
Mehr als 3600 Beschäftigte sind ja vom Sanierungsverfahren des Unternehmens betroffen: Sie warten auf ihre November-Gehälter und das Weihnachtsgeld, sollen in dieser Woche einen 90-Prozent-Vorschuss auf ihre Dezember-Gehälter erhalten, den KTM überweisen wird, wie das Unternehmen ankündigte.
Unklarheiten ausräumen, Formalitäten klären
Zwischen Montag und Mittwoch steigen in Mattighofen, Munderfing und Schalchen insgesamt 12 Betriebsversammlungen, bei denen die Insolvenzexpertinnen der Arbeiterkammer mit den Sanierungsverwaltern die Beschäftigten informieren. Vorrangig geht es darum, Unklarheiten auszuräumen und den Ablauf darzulegen, was nun nötig ist, um die Auszahlung durch den Insolvenzentgelt-Fonds in Gang zu bringen.
In der Belegschaft des Leitbetriebs der Region Braunau ist die Unsicherheit groß, die Ungewissheit ist spürbar. „Die Stimmung ist bedrückend“, sagt Mario Moser-Luger, der am Montag die Versammlungen in der KTM Components GmbH für die Gewerkschaft GPA begleitete. „Betroffen“ sei er angesichts der vielen Schicksale. Dass man ein Monatsgehalt schuldig blieb, bringt den ein oder anderen in Bedrängnis. „Manche sind komplett darauf angewiesen, hatten das Geld ja eingeplant“, sagt Moser-Luger.
Eigene Hotline eingerichtet
„Es gibt viele Fragen – zum Beispiel, wie es weitergeht und natürlich auch, wie das mit der Auszahlung durch den Insolvenzentgelt-Fonds funktioniert“, berichtet Karoline Neumüller, die Leiterin der Abteilung Insolvenzrecht in der AK OÖ. Die Arbeiterkammer richtete mittlerweile sogar eine eigene Telefon-Hotline und spezielle Mail-Adressen ein, um Fragen schnellstmöglich zu beantworten.
Oft sind mehrere Mitglieder einer Familie bei KTM beschäftigt oder beide Partner eines Paares – da ist die Verunsicherung natürlich groß.
Mario Moser-Luger, Gewerkschaft GPA
Wie lange wird es dauern, bis der Insolvenzentgelt-Fonds die Gelder, die KTM schuldig blieb, überweist? Hier ist Geduld gefragt. „Im Optimalfall hoffen wir, dass der Fonds Ende Jänner auszahlen kann“, so Neumüller. Denn: Die mehr als 3600 Mitarbeiter müssen ihre Anträge ausfüllen, dann werden diese sortiert und die Daten gesammelt erfasst, die wiederum die strengen Blicke des Landesgerichts und der Sanierungsverwalter durchlaufen müssen.
Erster Gerichtstermin am 20. Dezember
Das Insolvenzverfahren wird als Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung geführt. Das heißt: Die Geschäfte führt weiterhin das Management von KTM, vorrangig sind das Stefan Pierer und Gottfried Neumeister. Am 20. Dezember steigt am Landesgericht die erste Berichtstagsatzung, bei der die Sanierungsverwalter ausführlich über die Entwicklungen der letzten Wochen berichten werden.
Betriebsrat hat Härtefälle genau im Blick
Das Zittern um die Jobs in der Belegschaft ist groß. Bis zu 500 Stellen sollen ja noch bis Jahresende wegfallen, war nach den Eröffnungen der Insolvenzverfahren bekanntgeworden. Beim Jobabbau sollen besondere Härtefälle vermieden werden, heißt es. „Der Betriebsrat kann widersprechen, wenn zum Beispiel bei Paaren beide Partner bedroht sind, den Job zu verlieren“, so Moser-Luger. Auch bei Familien will man offenbar Ähnliches realisieren. Hier gibt es oft über mehrere Generationen hinweg Mitarbeiter bei KTM.
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