Rebellen-Vormarsch

Proiranische Milizen dementieren Hilfe für Assad

Ausland
02.12.2024 17:09

Islamistische Rebellengruppen rücken in Syrien weiter vor. Neben Russland sollen auch proiranische Milizen aus dem Irak Syriens Machthaber Bashar al-Assad zu Hilfe geeilt sein. Ein Anführer widersprach aber solchen Darstellungen.

Die Meldung über bereits nach Syrien verlegte Miliz-Einheiten war zuvor der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte verbreitet worden. Etwa 200 Kämpfer hätten die irakisch-syrische Grenze seit Sonntag überquert, hieß es unter anderem. Der Chef des Milizen-Bündnisses, Faleh al-Fayad, stellte das in Abrede. Die sogenannten Volksmobilisierungseinheiten (PMU) operierten nicht außerhalb des Iraks, sagte er. Die PMU sind ein irakisches Bündnis aus mehrheitlich schiitischen Milizen, das 2014 zur Bekämpfung des IS gegründet wurde und heute eine bedeutende politische und militärische Kraft im Land darstellt.

Moskau: „Natürlich unterstützen wir Bashar al-Assad“
Keineswegs abgestritten wurden die ersten Luftangriffe der russischen Armee seit acht Jahren zur Unterstützung Assads. Dabei sollen Aktivisten zufolge nicht nur Rebellen, sondern auch Zivilisten getötet worden sein. 

Am Montag bekräftigte der Kreml die weitere Unterstützung der syrischen Regierung. „Natürlich unterstützen wir weiterhin Bashar al-Assad. Entsprechend setzen wir unsere Kontakte fort, analysieren die Situation“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. 

Ein Rebell beim Gebet (Bild: APA/AFP/Rami al SAYED)
Ein Rebell beim Gebet

Russische Kapazitäten schwinden
Das Eingreifen Russlands in den Bürgerkrieg hatte ab 2015 die wankende Macht Assads stabilisiert. Allerdings sind die russischen Kräfte in Syrien wegen ihres Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht mehr so stark wie damals. Moskau wurde von der Offensive überrascht; deshalb wurde nach inoffiziellen Berichten russischer Militärblogger der kommandierende General in Syrien, Sergej Kissel, abgelöst.

Rebellen posieren für ein Selfie vor einem in Aleppo erbeuteten Armeehubschrauber. (Bild: APA/AFP/AAREF WATAD)
Rebellen posieren für ein Selfie vor einem in Aleppo erbeuteten Armeehubschrauber.

Der Iran und Russland sind die wichtigsten Verbündeten Assads, der seit fast 14 Jahren ums politische Überleben kämpft. Die Truppen des Präsidenten hatten sich nach dem Wiederaufflammen des Syrien-Konflikts und einem überraschend schnellen Vorstoß islamistischer Rebellen am Wochenende aus Aleppo zurückgezogen. 

Syriens Präsident Bashar al-Assad kann sich weiterhin auf russische und iranische Hilfe verlassen. Doch die Kräfte der Verbündeten schwinden. (Bild: APA/AFP/Syrian Presidency Facebook page/Handout)
Syriens Präsident Bashar al-Assad kann sich weiterhin auf russische und iranische Hilfe verlassen. Doch die Kräfte der Verbündeten schwinden.

Blutige Offensive: Bereits Hunderte Tote
Seit Mitte der Woche konnten Rebellen unter Führung der HTS größere Gebiete im Nordwesten Syriens erobern, darunter die Millionenstadt Aleppo. Die syrische Führung kündigte eine Gegenoffensive an. Bei den Attacken der Dschihadisten sollen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mittlerweile mehr als 400 Menschen getötet worden sein.

Unterdessen kündigte das kurdische Militärbündnis in Nordsyrien an, kurdische Zivilisten aus mehreren Gebieten der Provinz Aleppo evakuieren zu wollen. „Wir koordinieren uns aktiv mit allen relevanten Parteien in Syrien, um die Sicherheit unseres Volks zu gewährleisten und seine sichere Umsiedlung zu erleichtern“, erklärte der Chef der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), Mazloum Abdi, am Montag. Die Menschen sollen demnach in „unsere sicheren Gebiete im Nordosten des Landes“ gebracht werden.

Von der Türkei unterstützte Gruppen greifen Kurden an
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London, die sich auf ein Netzwerk von Aktivisten im Land selbst beruft, hatte am Sonntag erklärt, dass rund 200.000 syrische Kurden von „protürkischen Gruppen belagert“ würden. Die Kämpfer hätten die Kontrolle über die Stadt Tal Rifaat sowie einige umliegende Dörfer übernommen. Die Situation im Nordwesten Syriens habe sich „schnell und plötzlich entwickelt“, teilte Abdi mit. „Unsere Kräfte sehen sich intensiven Angriffen an mehreren Fronten gegenüber“.

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